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Messe: Die Weihnachts-Trends werden schon jetzt gemacht

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Die Weihnachts-Trends werden schon jetzt gemacht

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    Flüchtlinge stellen Weihnachtsschmuck her und verdienen so etwas Geld.
    Flüchtlinge stellen Weihnachtsschmuck her und verdienen so etwas Geld. Foto: UNHCR

    "Ja ist denn heut scho' Weihnachten?", fragte Franz Beckenbauer einst in einem Werbe-Filmchen. Der Spruch passt auch auf die Christmasworld, die größte internationale Messe für saisonale Dekoration, die in Frankfurt am Main stattfand. Für den frühen Termin im Jahr gibt es einen guten Grund: Auf die Messe kommen Einkäufer, die sich rechtzeitig über die neue Weihnachtskollektion informieren und ihre Bestellungen aufgeben.

    "Jetzt haben sie noch genau im Kopf, was sich im letzten Jahr gut verkauft hat", sagt Eva Olbrich, Leiterin der Christmasworld bei der Messe Frankfurt. Die Hersteller, von kleinen Manufakturen bis hin zu großen Importeuren und Massenproduzenten aus China, präsentieren ihre Neuheiten und nehmen Bestellungen an. Bis September fertigen sie dann die Ware in gewünschter Menge und liefern sie an die Kunden. Baumärkte und Möbelhäuser, Gärtnereien und Boutiquen und sogar Stadtmarketing-Organisationen decken sich hier mit Weihnachtsbedarf ein, von der Christbaumkugel bis zu erzgebirgischen Weihnachtspyramiden, überlebensgroßen Eisbärfiguren, die mit dem Kopf wackeln, und riesigen Leuchtelementen für Installationen auf Straßen und Plätzen.

    Zu den Großen auf der Messe gehört die Cor Mulder GmbH aus Vaihingen. Der Importeur bezieht seine Ware vor allem aus Asien. Am gut 500 Quadratmeter großen Stand drängen sich die Einkäufer in verschiedenen Themenwelten. Mitarbeiterinnen mit mobilen Geräten scannen die Exponate, nennen Preise und Lieferzeiten. Es geht zu wie in einem Bienenhaus. Hani S. Mikhail lässt sich derweil noch allein auf seinem wenige Quadratmeter großen Stand treffen. Er ist ein koptischer Christ aus Ägypten und präsentiert gläsernen Baumschmuck aus seiner Heimat. Die Formen und Farben sind ägyptischen Parfümflakons nachempfunden. 

    Flüchtlinge stellen Weihnachtsschmuck her

    Im Foyer wartet Lauren Shipley auf Kunden. Sie vertritt "MADE51", eine vom UN-Flüchtlingswerk UNHCR ins Leben gerufene Initiative. Diese soll Flüchtlingen in Lagern überall auf der Welt die Möglichkeit geben, Geld zu verdienen. Dazu setzt "MADE51" auf Handwerkskunst. Flüchtlinge stellen traditionellen Schmuck für Weihnachten und andere Gelegenheiten her und werden dafür fair bezahlt. "Wir wollen mit dem

    Die westukrainische Souvenirmanufaktur Koza Dereza ist schon zum siebten Mal auf der Christmasworld. Die Firma aus Ternopil zeigt Figuren aus Stoff und Pappmaché, darunter Engel, Sternsinger und Krippen. Das Design lehnt sich an Motive der ukrainischen Volkskunst an. Besonders stolz ist Gründerin Viktoriya Kolodiy darauf, dass ihre Kunstwerke schon mehrmals von der Jury der Messe als beispielhaft für aktuelle Trends in den Design-Showroom gewählt wurden. Koza Dereza gehört auch zu den Ausstellern, die das Label "Ethical Style" an ihrem Stand anbringen dürfen. Diese müssen eine Reihe von Bedingungen hinsichtlich des Materials, der Produktionsmethoden und des Geschäftsmodells erfüllen. "Nachhaltigkeit wird auch im Weihnachtsgeschäft immer wichtiger", erklärt Messechefin Olbrich. 

    Weihnachtsschmuck: Manche mögen es glitzernd, andere rustikal

    Neben dem klassischen Messegeschäft bietet die Christmasworld auch Tipps für die Präsentation der Ware sowie Vorträge und Ausstellungen über Deko-Trends. Menschen, die nicht in der Branche tätig sind, wundern sich über alljährliche Meldungen, welche die Trendfarben für den Christbaum betreffen. Weihnachten sei ja ein Fest der Traditionen und viele schmücken den Baum jedes Jahr mit denselben Kugeln, heißt es immer wieder. Gabriela Kaiser, Inhaberin der Landsberger Trendagentur, kennt das Argument. "Viele meinen, sie wären überhaupt nicht von Trends beeinflusst", sagt sie. "Das ist ein Irrtum." Natürlich würden sehr viele Menschen Weihnachten traditionell feiern. Das bedeute aber nicht, dass sie ihren Schmuck nicht ab und zu ergänzen.

    Hinzu kommen neu gegründete Haushalte. Gabriela Kaiser ist sich sicher: "Wenn wir von weihnachtlichen Trends sprechen, dann meinen wir damit nicht Hypes um verrückte Designideen, sondern verschiedene emotionale Strömungen, die die Käufer von Weihnachtsschmuck ansprechen. Manche mögen es eben glitzernd und glänzend, andere rustikal, manche wollen es bunt, wieder andere beschränken sich auf wenige Farben." Die Weihnachtsdeko würde danach ausgesucht, ob sie zur Einrichtung und der Stimmung passt, in der sich die Käufer befinden. Die Expertin glaubt: "In den letzten Jahren hat der Trend zur Nachhaltigkeit natürliche Materialien gefördert, vor allem Holz. Das sieht man auch bei der Weihnachtsdeko."

    Michael Paschke, Leiter des Gartencenters bei Obi in Landsberg, kommt nicht zur Messe, um Vorträge zu hören. Für ihn ist die Messe vor allem die Gelegenheit, möglichst viele Lieferanten in möglichst kurzer Zeit zu treffen und Verträge zu schließen. "Als die Messe in der Pandemie ausgefallen ist, haben wir gesehen, wie aufwendig es ist, mit jedem Hersteller einzeln in Kontakt zu treten." Mit seinen über 20 Jahren im Geschäft wisse er, was die Kunden wollen und wie man es ansprechend inszeniert. "Verrückte Sachen wie Hamburger als Christbaumschmuck überlassen wir anderen."

    "Weihnachten war schon immer vom Zeitgeist geprägt"

    Birgit Müller-Blech hingegen ist überzeugt, dass sowohl traditioneller als auch moderner und frecher Schmuck seine Berechtigung hat und Käufer findet. Sie ist Mitinhaberin von Inge’s Christmas Decor, eines traditionsreichen Familienunternehmens aus dem Raum Coburg. Auf dem geräumigen Stand der Manufaktur hängen Märchenfiguren und Waldtiere friedlich neben üppigen Herren- und Damentorsi in Reizwäsche und Sushi-Rollen, alles aus mundgeblasenem Glas. "Weihnachten war schon immer vom Zeitgeist geprägt", sagt Müller-Blech. 

    Das bestätigt ein Blick auf das Sortiment der Firma Nostalgie Christbaumschmuck aus Erfurt, die nach Mustern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fertigt. In deren Katalog sieht man neben den Klassikern auch Mohrrüben und Pilze mit Gesichtern, Hotelboys, Totenköpfe und Teufelsfiguren. Nur mit den Nackten war man damals vorsichtiger. 

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