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Menstruationstasse benutzen: Das sollten Frauen beachten

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Menstruationstasse benutzen: Das sollten Frauen beachten

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    Immer mehr jüngere Frauen setzen, wenn sie ihre Tage haben, auf nachhaltigere Varianten zu Binden und Tampons. Seit einigen Jahren haben sich sogenannte Menstruationstassen etabliert.
    Immer mehr jüngere Frauen setzen, wenn sie ihre Tage haben, auf nachhaltigere Varianten zu Binden und Tampons. Seit einigen Jahren haben sich sogenannte Menstruationstassen etabliert. Foto: Daniel Karmann, dpa (Symbolbild)

    Binde oder Tampon? Bis vor wenigen Jahren blieb Frauen bei der Monatshygiene kaum eine andere Wahl. Beide Optionen belasten allerdings auf Dauer Geldbeutel und Umwelt: Langfristig summieren sich die Ausgaben für die Wegwerf-Artikel, gleichzeitig entstehen immense Müllberge. Doch inzwischen gibt es nachhaltige Alternativen, allen voran die Menstruationstasse.

    Der kleine Becher aus flexiblem Material wird schmal zusammengefaltet in die Vagina geschoben. Dort entfaltet er sich und fängt das Blut auf. Nach ein paar Stunden wird die Tasse einfach ausgeleert, gesäubert und wieder eingesetzt. Klingt praktisch, aber: Birgt so eine Kappe nicht auch gesundheitliche Risiken?

    Frauenarzt: Infektionsrisiko bei Menstruationstassen nicht höher als bei Tampons

    Dr. Rüdiger Gaase, Landesvorsitzender Rheinland-Pfalz im Berufsverband der Frauenärzte, sieht das Thema entspannt. "Man kann da nicht viel falsch machen", beruhigt er. "Wichtig ist aber, auf Hygiene zu achten und den Becher nicht ewig liegen zu lassen." Daher sollten Frauen die Empfehlungen des Herstellers beachten. Grundsätzlich rät Gaase dazu, die Tasse spätestens nach acht Stunden zu entfernen. Vor dem Wiedereinsetzen muss sie ausgeleert und – etwa unter fließendem Wasser – gereinigt werden. Auch sollten Frauen beim Einführen und Wechseln gewaschene Hände haben. Vor der ersten Anwendung und nach jeder Menstruation muss der Becher desinfiziert werden, indem man ihn mehrere Minuten auskocht. "Wenn man die Tasse richtig anwendet, sind Nebenwirkungen extrem selten", sagt Gaase. "Das Infektionsrisiko ist nicht höher als bei Tampons."

    Gefürchtet ist vor allem das Toxische Schocksyndrom (TSS), eine lebensbedrohliche Infektionskrankheit. Auslöser sind Giftstoffe bestimmter Bakterien, die über eine Wunde in den Blutkreislauf gelangen. Tampons und Menstruationsbecher, die lange in der Vagina bleiben, erhöhen das Risiko: Sie dienen den Keimen als Nährboden. Zu den typischen Anzeichen eines TSS gehören Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Blutdruckabfall, Schwindel und manchmal auch ein sonnenbrand-artiger Hautausschlag. Bei Verdacht heißt es: Tampon oder Menstruationstasse entfernen und sofort zum Arzt! Laut Robert-Koch-Institut liegt die Häufigkeit pro Jahr bei "drei bis sechs Fällen auf 100.000 Frauen im sexuell aktiven Alter". Das heißt auf jeden Fall: Das Syndrom kommt ganz selten vor.

    Menstruationstasse: Frauen, die eine Spirale zur Verhütung tragen, sollten aufpassen

    Bei einer Metaanalyse von 43 Studien zum Thema Menstruationstassen, die im vergangenen Sommer im Fachjournal The Lancet Public Health erschienen ist, stießen die Autoren nur auf sehr wenige TSS-Fälle. Auch über andere negative Folgen wie starke Schmerzen, Wunden, Ausschlag, Allergien berichteten nur vereinzelte Frauen. Ein schädlicher Einfluss auf die Vaginalflora ließ sich ebenfalls nicht feststellen.

    Menstruationstasse: Tipps zur Handhabung

    Passendes Modell: Menstruationstassen gibt es mittlerweile in vielen verschiedenen Ausführungen und Größen. Die Angaben der Hersteller bieten eine grobe Orientierung bei der Auswahl.

    Das Volumen sollte sich nach der Blutungsstärke richten, beim Härtegrad kommt es auf die Beckenbodenmuskulatur an. Bei einer schwachen Muskulatur wird in der Regel ein eher weiches Modell empfohlen. Die Länge der Tasse sollte zum Muttermundstand während der Periode passen: Liegt der Muttermund tief, empfiehlt sich etwa eine kurze Tasse.

    Hygiene: Vor der ersten Anwendung muss die Tasse desinfiziert werden, indem man sie mehrere Minuten lang auskocht. Außerdem sollten sich Frauen gründlich die Hände waschen, bevor sie den Becher einsetzen oder herausziehen.

    Während der Periode sollte die Tasse alle paar Stunden ausgeleert und gereinigt werden. Am einfachsten ist es, sie mit sauberem Wasser gründlich auszuspülen. Nach jeder Menstruation muss der „Cup“ desinfiziert werden.

    Einsetzen: Dazu faltet man die Tasse und führt sie in die Vagina ein. Es gibt verschiedene Falttechniken, die auf den Herstellerseiten erklärt werden (zum Beispiel https://www.me-luna.eu/Anwendung). Der Becher entfaltet sich von selbst.

    Entfernen: Zuerst löst man den Unterdruck, indem man mit zwei Fingern auf das untere Ende der Tasse drückt. Dann lässt sie sich herausziehen.

    Sport: Sportliche Aktivitäten sind mit der Tasse kein Problem. Das gilt auch fürs Schwimmen. Allerdings sollte sicher gestellt sein, dass der „Cup“ auch wirklich gut sitzt. (toll)

    Aufpassen sollten allerdings Frauen, die zur Verhütung eine Spirale tragen. Durch den Unterdruck, der durch die Menstruationstasse erzeugt wird, kann es vorkommen, dass die Spirale herausgezogen wird. Bei der Metaanalyse gab es immerhin 13 Fälle dieser Art. Auch der Wormser Frauenarzt Gaase sieht darin ein Risiko: "Ich hatte auch schon eine Patientin, der das passiert ist." Daher sollten Spiralenträgerinnen mit dem Arzt besprechen, ob ein "Cup" für sie in Frage kommt. Ansonsten müssen Frauen selbst herausfinden, ob sie sich mit den Bechern wohlfühlen. Voraussetzung ist, dass sie sich mit ihrem Körper auseinandersetzen und ihre Anatomie kennen.

    "Da gibt es oft erstaunliches Unwissen", berichtet Gaase. Das bestätigt Sexualpädagogin Karin Mandel von "pro familia" in Landau. "Es ist aber mehr als nur Unwissen. Mädchen und jungen Frauen fällt es oft schwer, ihren Körper schön zu finden und über das weibliche Sexualorgan zu sprechen. Die Vagina ist ein Tabu-Thema." Die Menstruationstasse rege sie dazu an, ihren Körper besser kennenzulernen – und das sei eine wichtige Voraussetzung für ein positiveres Körperempfinden. Unter diesem Aspekt gehe von dem Trend ein wichtiger Impuls aus. "Mädchen sehen auch, dass sie oft gar nicht so viel Blut verlieren, wie sie meinen. Und sie lernen, dass Menstruationsblut nicht ‚eklig’ und nicht peinlich ist."

    Menstruationstassen sind keine neue Erfindung

    Kurioserweise beruht die Erfindung, die heute als topmodern gilt, auf einer alten Idee. Bereits 1937 war in den USA das Patent für die Menstruationstasse angemeldet worden, konnte sich aber nicht durchsetzen. Etwa 70 Jahre später wurde das Produkt wiederentdeckt und drängt seit ein paar Jahren auch vermehrt auf den deutschen Markt. "Seit sechs, sieben Jahren ist das ein richtiger Hype, insbesondere bei Frauen zwischen 20 und 30 Jahren, die ein Faible für Umwelt haben", sagt Gaase. Anfangs waren die Becher noch ein eher exotisches Nischenprodukt, das öfters Verwunderung oder sogar Kopfschütteln auslöste. "Wenn ich das Funktionsprinzip der Tassen erklärt habe, gab es schon mal Reaktionen wie ‚igitt!’.", berichtet Claudia Isabel Fleschhut vom Online-Shop "bloodmilla.de", die seit acht Jahren Menstruationsbecher anbietet. "Da gab es einen hohen Aufklärungsbedarf."

    Inzwischen haben sich die "Cups" etabliert und sind mitunter sogar im Discounter erhältlich. Die kleinen Becher sind in verschiedensten Varianten auf den Markt: von pink über blau bis schwarz, rundlich, länglich, mit kürzerem oder längeren Stiel. Als Material dient meist Silikon oder der Kunststoff TPE, je nach Modell liegen die Kosten zwischen etwa zehn und 30 Euro. Da man sie jahrelang verwenden kann, sind sie langfristig wesentlich preiswerter als Tampons oder Binden.

    Fleschhut rät dazu, sich vor dem Kauf einer Menstruationstasse gut zu informieren. Bei der Wahl des passenden Bechers komme es unter anderem auf die Blutungsstärke, Anatomie und die Beckenbodenmuskulatur an. Als Hilfe bieten ihr Shop und weitere Händler im Internet daher eine kostenlose Beratung an. Passt die Tasse nicht oder ist sie falsch platziert, kann sie auslaufen, Schmerzen verursachen oder so tief in die Vagina rutschen, dass sie sich schwer herausziehen lässt.

    Hinweis der Redaktion: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Beitrag aus unserem Online-Archiv.

    Mehr hilfreiche Informationen finden Sie hier in unserem Ratgeber zum Thema Gesundheit.

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