Bereits im Februar hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) versprochen, Hilfe für Long Covid-Patienten bereitzustellen. Gemeinsam mit Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen, Leiterin der Immundefekt-Ambulanz der Charité, und Prof. Dr. Bernhard Schieffer, der Direktor des Universitätsklinikums Marburg, stellte Lauterbach bei einer Pressekonferenz die geplante Long Covid-Initiative vor. Jetzt gibt es Ergebnisse des ersten Runden Tischs, zu dem laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) Experten wie Betroffene eingeladen waren.
Long-Covid-Initiative: Patienten sollen leichter an Medikamente kommen
Der Runde Tisch ist Teil der Long-Covid-Initiative und soll insbesondere Long-Covid-Patienten unterstützen. "Die Therapie von Long-COVID-Erkrankten soll nicht an Formalien scheitern. Wir müssen flexibel und entschlossen reagieren, um diese Daueraufgabe zu lösen", sagte Lauterbach bei diesem Treffen Mitte September in Berlin. Diejenigen, die mit langwierigen Beeinträchtigungen nach einer Corona-Infektion zu kämpfen haben, sollen leichter eine Behandlung mit lindernden Medikamenten erfahren. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) soll dafür nun eine Liste mit Medikamenten erstellen, die für Long-Covid-Patienten auch außerhalb der Zulassung verordnet und von der Kasse bezahlt werden können.
Long-Covid-Initiative: Das ist bisher passiert
"Wir haben noch keine Heilung, wir haben noch keine guten Therapiekonzepte, die wirklich durchschlagen", sagte Lauterbach eingangs zum Start der Long Covid-Initiative. Zwar gebe es bereits erste Anhaltspunkte, doch "die Lage ist wirklich schlechter, als wir uns erhofft haben". Schätzungsweise sechs bis 15 Prozent aller Corona-Infizierten würden an Long Covid leiden, sagte der Gesundheitsminister weiter. Für Geimpfte, bereits Genesene oder mit Omikron-Infizierte solle die Rate geringer sein. Das Thema Long Covid werde weiter eine wichtige Rolle spielen, auch wenn die Pandemie offiziell als beendet erklärt wurde.
Mit einem Informationsportal sollen alle Informationen zu Long Covid gebündelt werden. Diese Angebote sollen sich an spezielle Gruppen, wie Erkrankte, Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Ärzte richten. Auch Sprechstunden und Spezialisten sollen darauf vermerkt sein. Die Informationen sollen auch auf Englisch, Russisch und Türkisch zur Verfügung gestellt werden.
Die Versorgungsforschung sei ebenfalls Teil der Initiative. Diese soll flächendeckend eingerichtet werden. Dafür müsse jedoch erst erforscht werden, welche Möglichkeit die langfristig beste Versorgung sicherstellen kann. Hierfür gibt das Bundesgesundheitsministerium 20 Millionen Euro für Forschungsprogramme sowie weitere 20 Millionen Euro für einen "Innovationsfond".
Anfang des Jahres hatte der Bundesgesundheitsminister ein 100-Millionen-Euro-Paket hierfür eingeplant. Durch die Haushaltslage sei dies jedoch derzeit nicht möglich.
Was ist Long Covid?
Long Covid ist ein postinfektiöses Syndrom, das im Anschluss an eine Corona-Infektion auftritt. Das bedeutet, dass die Betroffenen, nachdem sie sich mit Corona infiziert haben, nicht mehr vollständig gesund werden, und Krankheitsanzeichen aufzeigen, die nicht weg gehen. Es handelt sich dabei also um die Langzeitfolgen einer Covid-Erkrankung.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet dabei zwischen Post und Long Covid. Von Long Covid spricht man, wenn die Symptome auch vier Wochen nach der Infektion anhalten. Von Post Covid, wenn sie länger als zwölf Wochen nach Ansteckung anhalten.