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Krieg in der Ukraine: Wie Spenden ankommen und man seriöse Organisationen erkennt

Krieg in der Ukraine

Wie Spenden ankommen und man seriöse Organisationen erkennt

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    Die Hilfsbereitschaft in Deutschland für die Ukraine ist groß. Spenderinnen und Spender sollten seriöse Organisationen auswählen.
    Die Hilfsbereitschaft in Deutschland für die Ukraine ist groß. Spenderinnen und Spender sollten seriöse Organisationen auswählen. Foto: Annette Riedl, dpa

    Das Leid in der Ukraine durch den Krieg und die beginnende Flüchtlingswelle dürften eine große Spendenbereitschaft in Deutschland auslösen. Wie immer in solchen Notsituationen ist jedoch mit Trittbrettfahrern unter den Spendensammlern zu rechnen, die das Geld wenig wirksam einsetzen. Darauf macht das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) in Berlin aufmerksam, das mit öffentlicher Förderung seit vielen Jahren überprüft, wie Hilfsorganisationen mit Spendengeldern umgehen. „Gerade bei großen Krisen treten auch Trittbrettfahrer mit Spendenaufrufen an die Öffentlichkeit, denen es an der nötigen Kompetenz mangelt, um wirksam helfen zu können, oder bei denen ein Großteil der Spenden in der Verwaltung versickert oder zur privaten Bereicherung missbraucht wird“, sagt DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke.

    Wie kann Menschen in der Ukraine geholfen werden?

    Trotz der schwierigen Lage in der Ukraine leisteten zahlreiche Hilfsorganisationen humanitäre Hilfe. „Die Hilfsmaßnahmen erstrecken sich auf Notlagen im gesamten Land. Es werden Feldküchen betrieben, Notunterkünfte eröffnet und Betroffene mit Medikamenten und warmer Kleidung versorgt“, teilte das DZI mit. Schon seit Beginn des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine im April 2014 seien etwa 1,4 Millionen Menschen als Binnenvertriebene registriert worden und 3,4 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen.

    Wie kann ich spenden? Sind Sachspenden sinnvoll?

    Das Institut empfiehlt Spendenwilligen, das Geld in der aktuellen, sich schnell verändernden Lage möglichst ohne ausdrückliche Zweckbindung an eine seriöse Hilfsorganisation zu überweisen, die in der Ukraine tätig ist oder Bedürftige aus der Ukraine in den Ländern unterstützt, die Geflüchtete aufnehmen. Anders bei einer Zweckbindung der Spende könnten die Mittel dann flexibel und möglichst wirksam eingesetzt werden. Sachgüter sollten nur gespendet werden, wenn Betroffene und seriöse Organisationen gezielt um sie bitten, so das DZI.

    An wen kann ich spenden?

    Die Namen, Adressen und Kontonummern ausgewählter Organisationen, die Notleidenden in der Ukraine und vor dem Krieg flüchtenden Menschen helfen, hat das Institut in einer Liste zusammengestellt – abrufbar unter www.dzi.de. Die rund 20 Organisationen tragen alle das DZI-Spendensiegel und erfüllen damit Standards, die eine zweckgerichtete, sparsame und wirksame Verwendung der Spenden gewährleisten sollen. Dazu gehören beispielsweise Ärzte der Welt und Ärzte ohne Grenzen, Deutscher Caritasverband, Deutsches Rotes Kreuz, SOS Kinderdörfer weltweit und UNO-Flüchtlingshilfe. Wer an eine Organisation spenden wolle, die nicht das DZI-Siegel trägt, sollte sich vorher vergewissern, dass sie die nötige Kompetenz hat, um in der betroffenen Region wirksam und effizient Hilfe zu leisten, empfiehlt das Institut. „Sie muss sich mit den Bedingungen vor Ort auskennen, dort über gut funktionierende Kontakte verfügen und sich mit anderen Hilfsorganisationen vor Ort gut abstimmen“, sagt Experte Wilke.

    Worauf sollte ich achten?

    Zu Vorsicht rät das DZI, wenn ein Spendenaufruf viele Emotionen weckt, aber wenige Informationen über die konkret geplanten Hilfsmaßnahmen bietet, oder wenn aus dem Aufruf nicht hervorgeht, dass das Spenden sammelnde Hilfswerk mit Partnerorganisationen in der Krisenregion zusammenarbeitet. Aufrufen von Privatpersonen und Firmen im Internet oder in sozialen Netzwerken sollten Spender nur dann folgen, wenn sie diese persönlich kennen und ihnen vertrauen.

    Gibt es ein Hilfebeispiel?

    Die „Aktion Deutschland Hilft e.V.“, die das DZI-Spendensiegel trägt und 13 Hilfsorganisationen umfasst, hat den gemeinsamen Einsatzfall für die Ukraine ausgerufen. Demnach liegen beispielsweise dem Medikamentenhilfswerk „action medor“ Hilfeersuchen von ukrainischen Krankenhäusern vor, die um Unterstützung bei der Versorgung verletzter Soldaten und Zivilisten bitten würden. „Action medor“ habe damit begonnen, erste Hilfslieferungen für medizinische Einrichtungen in der Ukraine zusammenzustellen. Auch andere Organisationen des Hilfsbündnisses wie Arbeiter-Samariter-Bund, Help, Malteser International, Johanniter und Care stünden im engen Austausch mit ihren Länderbüros oder lokalen Partnernetzwerken. Die Aktion weist darauf hin, dass sie die humanitäre Lage sondiere. Mögliche Nothilfeeinsätze in der Ukraine und bei größeren Flüchtlingsbewegungen auch in den Nachbarländern würden geplant. Dies sind Kontaktdaten: Aktion Deutschland Hilft e.V., Willy-Brandt-Allee 10-12, 53113 Bonn, www.aktion-deutschland-hilft.de, Bank für Sozialwirtschaft, IBAN DE62 3702 0500 0000 1020 30, Stichwort: Nothilfe Ukraine.

    Wer ist denn das DZI und nach welchen Kriterien arbeitet es?

    Das DZI wird gefördert vom Bund und der Stadt Berlin. Zu allen Organisationen, die das Institut für die Ukraine-Hilfe empfiehlt, stellt es Auskünfte bereit unterwww.dzi.de/spenderberatung. Wer an eine andere Organisation spenden möchte, sollte außer auf bestehende Verbindungen in die Krisenregion auf folgende Merkmale achten, raten die Experten: Anerkennung der Gemeinnützigkeit, Angabe einer Kontaktadresse oder lokale Bekanntheit der Organisation, Zugehörigkeit zu einem renommierten Dachverband, Vorliegen eines Jahresberichtes, Überprüfung der Organisation durch Dritte, etwa durch einen Wirtschaftsprüfer, und die Werbequalität. Als unseriös sieht das DZI eine Ansprache an, die Mitleid, Angst, Druck oder besondere Dringlichkeit erzeugt. Werden grausame oder stark gefühlsbetonte Bilder gezeigt, rät das Institut zur Zurückhaltung, „da seriöse Organisationen auf den Einsatz entsprechenden Bildmaterials verzichten“.

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