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Interview: So wählen Frauen das richtige Business-Outfit

Interview

So wählen Frauen das richtige Business-Outfit

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    Bei der Wahl von Farben kann Kanzlerin Merkel ein Vorbeil sein, wenn es um die richtige Wahl von Business-Outfits geht.
    Bei der Wahl von Farben kann Kanzlerin Merkel ein Vorbeil sein, wenn es um die richtige Wahl von Business-Outfits geht. Foto: Michael Kappeler (dpa)

    In einer Bluse mit Blumenmuster kann man derzeit im Alltag nichts falsch machen. Gilt das auch für die Businessmode?

    Jan Schaumann: Eine Bluse mit Blümchenmuster ist per se kein Fauxpas. Es hängt von der Branche ab. Was erwarten die Leute von mir? Viel wichtiger als kurzfristige Trends ist ein persönlicher Stil. Den kann ich längerfristig ausleben, eben so lange, wie ich das Gefühl habe, er passt zu mir. Das wirkt authentisch. Ist es nur ein Trend, dem man folgt, wirkt es schnell etwas unbeholfen. Weil es nicht unbedingt zu einem passt. Dann doch lieber klassisch mit kleinen Nuancen.

    Klassisch wäre ein Hosenanzug, oder? Ein gängiges Mittel, um sich als Frau in einer Männerdomäne einzublenden.

    Schaumann: Eine zum Mann verkleidete Frau macht keinen besseren Performer aus ihr. Ich halte viel davon, dass Menschen authentisch sind. Der Hosenanzug oder das Kostüm sind Adaptionen des Herrenanzugs. Die Bluse ist eine Adaption des Hemdes. Das ist kleidungsgeschichtlich einfach so. Daher der maskuline Touch. Der Hosenanzug hat aber auch einen praktischen Aspekt.

    Welchen?

    Schaumann: Das sichtbare Damenbein soll im Geschäftsleben grundsätzlich bestrumpft sein. Das höre ich auch von den meisten meiner Seminarteilnehmerinnen – egal, aus welcher Altersgruppe. Ein Rock zeigt entsprechend mehr Bein. Mit einer Hose spart man sich die Strumpfhose.

    Wie sieht das Businessoutfit für alle Fälle aus?

    Schaumann: Ganz klar, ein dunkelblauer Hosenanzug mit einer Jacke, die man auch als Kombi mit einer Jeans oder einer normalen Stoffhose tragen kann. Sie muss dafür entsprechend lang sein. Klassisch geschnittene Blusen in Weiß, Blau und Rosé. Wichtig ist, dass der Stoff nicht zu transparent ist. Wer es klassisch hält, kann die Sachen länger tragen und spart Geld.

    "Die Kleidung muss passen"

    Schwarz gilt doch als sichererste Variante. Warum hier Dunkelblau?

    Schaumann: Schwarz ist eine Anlassfarbe. Dunkelblau ist die weltweit sicherste Farbe mit positiver Konnotation. Außerdem lässt es sich gut mit anderen Mustern und Farben kombinieren.

    Ergibt es Sinn, sich der Wahl der Kleidung an Vorgesetzten zu orientieren, oder trete ich ins Fettnäpfchen?

    Schaumann: Giorgio Armani sagte mal: „Kleide dich nicht für den Job, den du hast, sondern für den Job, den du willst.“ Klar, warum sollte sich die Sekretärin nicht kleiden wie die Chefin? Dazu kommt in meinen Augen noch ein wichtiger Punkt: Die Sekretärin ist der erste Eindruck, den ein Gast gewinnt. Jeans und Norweger-Pullover muss die Chefin im Kostüm im Zweifelsfall wieder aufarbeiten.

    Klingt bisher simpel. Gibt es Stolperfallen?

    Schaumann: Die Kleidung muss passen - und zwar darunter wie darüber. Dabei darf die SSL, die sichtbare Sliplinie, nicht vergessen werden. Es sollte sich niemals Wäsche unter der Kleidung abzeichnen. Sonst passt entweder das Darunter oder Darüber nicht. Der Pflegezustand ist auch ein wichtiges Kriterium. Man zeigt damit „Guck mal, so achte ich auf mich selbst“ und im übertragenen Sinne bin ich auch so akkurat oder nachlässig anderen Menschen gegenüber. Es geht um’s Vorleben: Ein zerknickter Anzug, ausgelatschte Schuhe und fettige Haare machen einen entsprechenden Eindruck.

    Kann ich etwa mit dicker Rolex-Uhr und Prada Tasche auch zu sehr auf mich achten?

    Schaumann: In jedem Fall lenkt es ab. Wenn sich mein Gegenüber Gedanken macht, wie viel die Tasche wohl gekostet hat und wo sie gekauft wurde, konzentriert er sich nicht mehr auf unser Gespräch. Andererseits muss eine gewisse Erwartungshaltung erfüllt werden. Wenn mir ein Vermögensberater im Werbepulli gegenübersitzt, wird er immer unglaubwürdig bleiben, egal, was er erzählt. Man muss sich im Rahmen der eigenen Möglichkeiten auf Augenhöhe treffen. Dem Millionär wird auch klar sein, dass die Bankberaterin keine Millionärin ist. Sonst würde sie neben ihm und nicht vor ihm sitzen.

    Aber wie soll die Bänkerin dieses Ungleichgewicht ausgleichen?

    Schaumann: Gar nicht. Es wäre schon gut, wenn die Bankberaterin ihre Sachen nicht im Discounter kauft. Trotzdem macht es Sinn, sich auf seinen Gegenüber einzustellen, sich zu fragen: „Was erwartet der?“. Das halte ich für überlebensnotwendig. Annäherung schafft Vertrauen. Wir sind noch nicht so lang von den Bäumen runter, als dass unser Instinkt komplett weg wäre. Je unähnlicher uns ein anderes Lebewesen ist, desto vorsichtiger agieren wir, müssen erst einschätzen.

    Standard- Ratgeber-Regel: niemals mehr als drei Farben. Stimmen Sie zu?

    Schaumann: Wenn wir von Farben sprechen, müssen wir unterschiedliche Farbtemperaturen berücksichtigen. Man kann durchaus fünf verschiedene Grau- oder Blautöne tragen, wenn sie alle zur gleichen Farbfamilie gehören. Anderseits können zwei Farben schon zu viel sein, wenn ich etwa kaltgrundiges Blau mit einem warmgrundigen Blau, also mit Gelbanteil, kombiniere. Man würde sagen: Das beißt sich. Generell sind viel mehr Farben möglich. Somit auch mehr Individualität. Unsere Kanzlerin lebt das nun seit Jahren.

    Sollen wir uns wirklich an „Mutti“ orientieren?

    Schaumann: Frauen haben bei der Businessbekleidung deutlich mehr Spielraum als Männer. Ein roter Hosenanzug etwa wäre bei Männern undenkbar. Wichtig ist, die Signalwirkung mancher Farben im Hinterkopf zu behalten und es nicht zu übertreiben. Ein bordeauxfarbener Hosenanzug mit einer Bluse in Hellblau und einer grünen Tasche ist eindeutig zu viel.

    "Probieren Sie mal was aus!"

    Was kann ich tun, wenn mir das Fingerspitzengefühl für Farben fehlt?

    Schaumann: Wer ein Outfit in lustigem Steingrau trägt und beim Blick in den Spiegel schwere Augenlider bekommt, kann mit einem Tuch Pepp reinbringen. Vorteil: Es lässt sich später in Sekundenschnelle wieder abnehmen. Ein Mann bräuchte länger, um seine Krawatte abzunehmen.

    Sneaker haben sich recht erfolgreich in die Businessmode gemogelt. Inwieweit gehören Schuhe zum richtigen Outfit?

    Schaumann: Auch Schuhe senden eine Botschaft – die flachen genauso wie die ganz hohen. Die durchschnittliche Höhe, mit der man immer auf der sicheren Seite ist, liegt zwischen drei und fünf Zentimetern. Alles andere ist typabhängig. Die absolute Grundvoraussetzung ist, sich sicher auf den Absätzen bewegen zu können.

    Ohne eine Tasche verlassen die meisten Frauen nicht das Haus. Aber ist auch jede Tasche für den Job geeignet?

    Schaumann: Frauen tragen im Business deutlich häufiger Taschen als Männer. Aber bitte keine Täschchen, mindestens A4 Größe sollte sie haben. Die Tasche ist dabei, um Unterlagen und Ähnliches darin zu verstauen - und das sollte auch ganz klar zum Ausdruck kommen.

    Wo bleibt der Spaß in der Businessmode?

    Schaumann: Kleines Outing: Ich trage zum Anzug immer rote Strümpfe. Im Stehen sieht das aber keiner. Nur ein Mal hat eine Firma gesagt „Die roten Strümpfe oder Sie“. Na ja, die haben bestimmt einen anderen tollen Trainer für das Seminar gefunden. Ich kann nur raten: Seien Sie mutig und probieren Sie mal was aus!

    Jan Schaumann
    Jan Schaumann Foto: André Obermüller, dpa

    Jan Schaumann ist seit rund 15 Jahren Stil-Trainer, Buchautor und Kolumnist. Der 49-Jährige lebt und arbeitet in Berlin als Management- und Führungskräfteberater. Von ihm erschien unter anderem das inzwischen vergriffene Buch „Richtig ist wichtig – der kleine Stilberater“ und zahlreiche Kolumnen in Zeitungen und Zeitschriften.

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