Herr Professor Woll, die Deutschen sind bewegungsfaul. Das belegen Studien immer wieder. Gibt es dafür konkrete Gründe?
PROFESSOR ALEXANDER WOLL: Ein wichtiger Grund ist sicherlich der gesellschaftliche Fortschritt. Erst vergangene Woche kam eine Studie heraus, die weltweit die Entwicklung von Übergewicht untersucht hat. Auffällig ist, dass je höher der Entwicklungsgrad einer Gesellschaft ist, desto größer ist das Problem der körperlichen Inaktivität und Übergewicht. Wir brauchen weniger Bewegung, um unseren Alltag zu bewältigen. Noch vor 100 Jahren haben 95 Prozent der Bevölkerung in Berufen gearbeitet, die körperlich anstrengend waren. Heute sind es unter fünf Prozent, und diese werden zunehmend durch Robotik entlastet, was auch gut ist, weil es oft einseitige Belastungen oder Fehlbelastungen sind. Aber letztlich führt der technische Fortschritt auch zu einer zunehmenden körperlichen Inaktivität im Alltag.
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