Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Inflation der Lebenshaltungskosten: Was uns im Herbst 2022 erwartet

Steigende Ausgaben

Inflation der Lebenshaltungskosten: Ein Blick auf die Lage im November

    • |
    Energie kostet immer mehr Geld. Gleiches trifft auf weitere Lebenshaltungskosten zu.
    Energie kostet immer mehr Geld. Gleiches trifft auf weitere Lebenshaltungskosten zu. Foto: Andrea Warnecke, dpa (Symbolbild)

    Die Inflation ist im Zuge mehrerer Krisen seit 2020 merklich vorangeschritten, das bleibt nicht ohne Folgen beim Kaufverhalten der Deutschen: Untersuchungen deuten auf eine Konsumflaute hin, weil steigende Kosten in Verbindung mit Unsicherheit in Zeiten der Corona-Pandemie sowie des Ukraine-Konflikts die Lust auf neue Güter einbremsen.

    Weniger statt mehr ist zwar keine schlechte Devise, leider wird die Teuerungsrate der Lebenshaltungskosten so schnell nicht zum Erliegen kommen, wenn man die aktuellen Geschehnisse richtig interpretiert. Der Präsident des Statischen Bundesamts Georg Thiel erklärte unlängst: "Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor enorme Preiserhöhungen bei den Energieprodukten."

    Mit 10,4 Prozent ist die Inflationsrate in Deutschland gerade so hoch wie seit 1951 nicht mehr. Die Preissprünge bei Energie und Nahrungsmitteln belasteten vor allem Menschen mit geringem Einkommen schwer. Wir erläutern, in welchen Bereichen die Inflation ihr Unwesen treibt:

    Erdgas: Höhere Kosten wegen Krieg in der Ukraine

    Der Krieg in der Ukraine hat die Öl- und Gaspreise auf der gesamten Welt in die Höhe getrieben. Um die Kosten für die Bürgerinnen und Bürger zu senken, hat die Bundesregierung deshalb eine Strom- und Gaspreisbremse beschlossen: Private Haushalte sowie kleine und mittlere Unternehmen sollen für 80 Prozent ihres bisherigen Verbrauchs einen garantierten Gas-Bruttopreis von zwölf Cent pro Kilowattstunde bekommen. Für die restlichen 20 Prozent des Verbrauchs soll der Vertragspreis gelten.

    Schon vor den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines hat Russland nur noch wenig Gas nach Deutschland geliefert. Die Bundesregierung setzt deshalb unter anderem auf den Import von Flüssiggas und auf Kohlekraftwerke. Außerdem hat die Bundesregierung beschlossen, die drei letzten Atomkraftwerke in Deutschland länger als geplant am Netz zu lassen: bis Mitte April 2023.

    Heizöl: Preissprünge während der Heizperiode

    Die Heizölpreise sind in den vergangenen Wochen gesunken. Ob der Preis weiter fallen wird oder wieder steigt: Das kann niemand mit Sicherheit sagen. Viele Kunden halten sich momentan zurück und spekulieren wohl auf einen Preissturz. Allgemein gilt aber, dass man Heizöl lieber im Frühling oder Sommer kaufen sollte. Denn während der Heizperiode im Herbst und Winter gehen die Preise nach oben.

    Mietpreise steigen: Wohneigentum wird unerschwinglicher

    Eine Entwicklung, die bereits eingetreten ist: die Erhöhung der Mietpreise für Immobilien. Statt sich neues Wohneigentum zu kaufen, suchen Menschen aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Unsicherheit lieber nach Mietwohnungen. Das lässt einerseits die vielerorts ohnehin zu hohen Kaufpreise sinken, erhöht im Gegenzug jedoch das ohnehin bereits knappe Angebot in vielen Ballungszentren.

    Direkt von den höheren Mietpreisen betroffen wären zudem Wohnungen mit einer Indexmiete: Deren Höhe orientiert sich nämlich an den allgemeinen Verbraucherpreisen. Ist die letzte Erhöhung bereits ein Jahr her, könnte es für Mieterinnen und Mieter nun ebenfalls ein Stück teurer werden. Ähnliches gilt für Wohnungen, die an den örtlich geltenden Mietspiegel gekoppelt sind.

    Und wie sieht es bei einer Staffelmiete aus? Sie ist fest im Vertrag verankert, zusätzliche Preissteigerungen aufgrund der Inflation sind in diesem Fall nicht erlaubt.

    Einkaufen: Preisschlacht zwischen Supermärkten und Lieferanten

    Gerade werden die Konditionsbedingungen im deutschen Einzelhandel neu verhandelt. Schon zuletzt gab es bei vielen Produkten erhebliche Preissteigerungen, beispielsweise Butter. Wie Focus.de schildert, machen besonders Anbieter von Markenprodukten Druck und wollen Kunden tiefer in die Tasche greifen. Demnach seien Teuerungen bei Waren wie Getränke, Süßigkeiten, Ketchup und mehr anvisiert. Supermärkte wiederum sind darum bemüht, die Angebote so niedrig wie möglich zu halten.

    Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Erzeugerpreise sind laut Statistischem Bundesamt im Oktober nicht gestiegen. Sondern im Vergleich zum Vormonat um 2,4 Prozent gesunken. Ralph Solveen, Ökonom bei der Commerzbank, sprach von einem "Hoffnungszeichen". Und sagte: "Die heutigen Zahlen machen Hoffnung, dass auch bei den Verbraucherpreisen bald der Hochpunkt der Inflationsrate erreicht wird." Die Inflation sei damit aber noch lange nicht überwunden.

    Inflation in Supermärkten: Wie kann man beim Einkaufen sparen?

    Trotz der höheren Preise gibt es dennoch einige Möglichkeiten, beim Einkaufen in Supermärkten (oder woanders) Geld zu sparen:

    • Diverse Obst- und Gemüsearten wie Äpfel, Birnen oder Möhren sind günstiger als andere Produkte. Gleiches gilt für Weintrauben - denn hier gibt es mit Beginn der Weinlese in der Regel ein Überangebot.
    • Der Blick in Werbeprospekte (analog oder digital) kann ebenfalls Geld sparen. Schließlich gibt es eine Menge von Rabatt-Angeboten, bei denen Verbraucher und Verbraucherinnen auch Markenwaren kaufen können.
    • Ansonsten bietet sich der Griff zu Eigenmarken der Discounter an, auch mit einem derartigen Kaufverhalten bleibt am Ende des Monats mehr Geld übrig. Kaufen Sie zum Beispiel Produkte, die in unteren Regalflächen zu finden sind und nicht auf Augenhöhe - denn die sind zumeist teurer.
    • Auch Coupons und Gutscheine können den Wocheneinkauf günstiger machen.

    Geld von der Bank: Auswirkungen der Leitzinserhöhung

    Auch wenn die Lebenshaltungskosten scheinbar ungebremst höher werden, gibt es auch eine positive Nachricht: Erstmals seit 2011 hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Euroraum die Leitzinsen erhöht. Der Schritt fällt angesichts der Rekordinflation höher aus als zunächst erwartet. Damit beenden die Euro-Währungshüter nach acht Jahren die Phase der Negativzinspolitik, was für Sparer eine gute Nachricht erscheint: Durch die Maßnahme gibt es wieder Zinsen für ein Tagesgeldkonto. Allerdings führt das zwangsläufig auch zu Zinserhöhungen für Kredite. Wer ins Dispo rutscht, sollte aufpassen und möglicherweise mit einem günstigeren Privatkredit gegensteuern.

    Inflation: Wie geht es 2023 weiter?

    Die Preise werden wohl erstmal nicht nach unten gehen. Die Deutsche Bundesbank erwartet eine Rezession im Winterhalbjahr. In ihrem Monatsbericht schrieb die Notenbank: "Die Inflationsrate könnte auch über den Jahreswechsel hinaus zweistellig bleiben." Für die Bürgerinnen und Bürger sei es zwar eine Entlastung, dass der Staat die Gasabschlagszahlung im Dezember übernehme. Doch es sei unklar, wie sich das in der amtlichen Preismessung und damit in der Inflationsrate niederschlage.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden