In der Ostsee wurden im Juli die ersten Vibrionen der Saison nachgewiesen, zuletzt wurde eine erste Infektion gemeldet. Die Bakterien kommen laut Robert Koch-Institut (RKI) weltweit in Süß- und Salzwasser vor und können zum Beispiel über Wunden in den Körper gelangen. In seltenen Fällen können Vibrionen schwere und sogar tödliche Infektionen verursachen.
In Florida zum Beispiel sind nach Angaben des öffentlichen Gesundheitssystems Florida Health seit Jahresbeginn 2023 sechs Menschen in Folge einer Vibrionen-Infektion gestorben. Im Vergleich zu früheren Jahren sind das zwar keine außergewöhnlich hohen Zahlen. Dennoch machen sie Angst.
Müssen sich Urlauber also Sorgen machen? Die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Prof. Maria Vehreschild, ordnet das Risiko ein.
Frau Vehreschild, wie gefährlich ist das Baden in Gewässern, in denen Vibrionen nachgewiesen wurden?
Prof. Maria Vehreschild: Das Risiko ist als sehr gering zu bewerten. Die Wasserqualität an deutschen Badestellen wird regelmäßig überprüft. Laut Robert Koch-Institut sind jährlich zwischen 0 und 20 Fällen von Infektionen durch Vibrio vulnificus bekannt, diese seien vorrangig in den wärmeren Sommern aufgetreten.
In der Tat hängt die Überlebensfähigkeit der Vibrionen auch von der Wassertemperatur ab. Diese steigt durch den Klimawandel und erklärt gegebenenfalls zumindest teilweise den Ausbruch in Florida.
Welche Menschen sind besonders gefährdet?
Prof. Vehreschild: Im Wesentlichen besteht vorrangig eine Erkrankungsgefahr für Personen mit bestimmten Risikogruppen. Das sind insbesondere Menschen mit chronischen Lebererkrankungen, chronischer Niereninsuffizienz, Alkoholabhängigkeit, Diabetes mellitus, immunsupprimierenden Erkrankungen sowie Menschen im höheren Lebensalter.
Was sollte man beim Baden beachten?
Prof. Vehreschild: Personen, die einer Risikogruppe angehören, wird empfohlen, den Kontakt offener Wunden mit Salzwasser zu meiden.
Symptome einer Infektion mit Vibrionen
Ein frühes Anzeichen für eine Infektion mit Vibrionen ist ein Schmerz in einer Wunde - und zwar einer, der so stark ist, dass er in keinem Verhältnis zur Größe der Wunde steht. Zudem können auch Fieber und Schüttelfrost auf eine Infektion hindeuten, wie das RKI schreibt.
Rechtzeitig erkannt, lässt sich eine Infektion - auch bei Risikopatientinnen und -patienten - mit Antibiotika in den Griff bekommen. Wird sie nicht oder erst zu spät behandelt, kann eine Amputation der betroffenen Gliedmaßen notwendig sein.
(Interview: Kilian Genius, dpa)