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IGEL bei Ärzten: Geld oder Gesundheit? Studie mit bedenklichem Ergebnis

Gesundheitsleistungen

Studie offenbart: Unnötige IGEL bei Ärzten kosten Patienten Milliarden

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    Die Wartezeiten bei Arztpraxen werden immer länger. Das hängt auch mit dem Anstieg der IGeL-Leistungen zusammen.
    Die Wartezeiten bei Arztpraxen werden immer länger. Das hängt auch mit dem Anstieg der IGeL-Leistungen zusammen. Foto: Sina Schuldt, dpa (Archivbild)

    Geld einnehmen und Geld ausgeben spielt in unserem Leben eine wesentliche Rolle. Das trifft auf Privatpersonen zu, auf die Geschäftswelt und auch medizinische Einrichtungen sind davor nicht gefeit.

    Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, sind Zusatzangebote, die über die regulären Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen hinausgehen und von Patientinnen und Patienten selbst bezahlt werden müssen.

    IGeL-Leistungen beim Arzt: Hohe Kosten und gesundheitliche Auswirkungen

    In vielen Fällen scheinen diese Leistungen jedoch nicht gerechtfertigt zu sein: Eine wissenschaftliche Studie nährt Zweifel an den Selbstzahler-Untersuchungen beim Arzt. Nach einer Umfrage im Auftrag des Medizinischen Dienstes (MD) geben Menschen hierzulande rund 2,4 Milliarden Euro pro Jahr für sogenannte IGeL-Leistungen aus - dabei hätten diese selten einen nachgewiesenen Nutzen, erläuterte der MD-Vorsitzende Stefan Gronemeyer der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

    Doch das ist nicht alles. Neben dem finanziellen Aufwand drohen offenbar auch noch gesundheitliche Folgen: Mitunter sind das der Studie zufolge folgenschwere falsch-positive Ergebnisse, die den Betroffenen schaden können.

    IGeL-Angebote in Arztpraxen: Notwendigkeit oft nicht gegeben

    Zu klassischen IGeL-Angeboten zählen beispielsweise Hautkrebsscreenings ohne Verdacht oder bestimmte Ultraschalluntersuchungen. Während manche Angebote medizinisch wertvoll sein können, gibt es auch Kritik an der Transparenz und Notwendigkeit vieler solcher Leistungen.

    Sind IGeL-Leistungen sinnvoll oder nur ein lukratives Geschäft für Arztpraxen? Im Auftrag des Medizinischen Dienstes, dem Begutachtungsdienst der gesetzlichen Krankenkassen, hatte das Marktforschungsinstitut Forsa über 2.000 Patientinnen und Patienten zwischen 18 und 80 Jahren befragt, um Erkenntnisse über die Nutzung zu bekommen.

    Schaden bei IGeL-Leistungen oft größer als der gesundheitliche Zweck?

    Am häufigsten nutzten die Befragten offenbar beim Frauenarzt Ultraschall-Untersuchungen der Eierstöcke und der Gebärmutter zur Krebsfrüherkennung. Geht es nach Gronemeyerk ist dabei der mögliche Schaden größer als der Nutzen: Durch unklare Ergebnisse würden weitere Behandlungen bis hin zu einer unnötigen Entfernung der Eierstöcke drohen.

    Gleichzeitig gebe es keinen Beweis, dass das Risiko einer Krebserkrankung durch diese Untersuchung verringert werde. Die MD-Studie verweist auf zwei Zusatzleistungen bei Ärzten, bei denen die Wahrscheinlichkeit von Unheil größer ist als der Nutzen:

    • Augeninnendruckmessungen gegen den grünen Star (Glaukom)
    • PSA-Bluttest zur Früherkennung von Prostatakrebs

    Fehlalarme und unnötige Behandlungen würden Gronemeyer zufolge den medizinischen Nutzen übersteigen - und gehen ins Geld.

    IGeL-Leistungen beim Arzt: „Überrumpeln und Ängste schüren“

    Gleichzeitig gab in der Befragung des Medizinischen Dienstes lediglich jeder vierte Versicherte an, über die angebotenen Leistungen „gut“ informiert worden zu sein.

    Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze, bezeichnet dies als „alarmierend“. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) will Ärzte dazu verpflichten, den Patienten im Beratungsgespräch neutrale, standardisierte Informationsblätter für eine bessere Aufklärung über IGeL-Leistungen auszuhändigen.

    Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz fordert eine verpflichtende 14-tägige Bedenkzeit für Betroffene: „Überrumpeln und Ängste zu schüren, sind Bestandteil dieses Geschäftsmodells.“ (mit dpa)

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    3 Kommentare
    Franz Xanter

    Manchmal muss man sich fragen, was soll eigentlich erreicht werden? Da werden Patienten aufgeklärt, die IGeL erläutert und natürlich darauf hingewiesen, dass sie privat zu bezahlen sind; und dann wird dagegen gelästert. Glaubt man eigentlich, dass Patienten willenlose, nicht eigenverantwortliche Individuen sind? Spricht man denen die Kompetenz ab, für sich selbst zu entscheiden? Jeder kann und wird eigenverantwortlich für sich festlegen, will er oder will er nicht! Macht man sonst denn solch einen Aufstand, wenn Menschen angebliche sinnlose Investitionen tätigen?

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    Peter Zimmermann

    Nun ja, es ist doch so, dass ein Arzt-Patienten-Verhältnis Vertrauenssache ist, denn in der Regel kennen sich der Patient in der Medizin nicht so besonders gut aus. Da lässt sich über Ängste recht einfach zuweilen Zusatzeinkommen erzeugen das mit ehrlicher Aufklärung so kaum möglich wäre. Also ich wäre sehr zurückhaltend und würde mir einen Wechsel überlegen bei einem Arzt der dauernd Igel-Leistungen unterbringen will, denn es sind beileibe nicht alle Ärzte so.

    Helmut Salinger

    Der mündige Mensch kann nach Aufklärung doch selbst entscheiden. Verwirrender ist z.B., dass der PSA-Test unnötige IGEL-Leistung ist und am 26.11.2024 im Bericht „Tastuntersuchung bei Früherkennung von Prostatakrebs soll abgeschafft werden“ auf den alleinigen Einsatz dieses Tests verwiesen wurde?

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