Es knistert und knirscht gerade. Nicht nur in vielen Öfen deutscher Haushalte, sondern auch zwischen dem Umweltbundesamt UBA und der Heizungsindustrie. Der Grund: UBA-Präsident Dirk Messner sagte kürzlich, zur Verbesserung der Luftqualität solle man besser nicht mit Holz heizen, da die Verbrennung viel Feinstaub produziere. Das UBA kritisiert auch die staatliche Förderung von Pelletheizungen. Für die Pelletindustrie ist das unverständlich. Beate Schmidt-Menig vom Deutschen Energieholz- und Pelletverband widersprach: „Ohne moderne Holzenergie ist die von der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 geplante Reduzierung der Treibhausgase aus Gebäuden keinesfalls möglich.“ Wer hat also recht? Ist Holz ein Klimakiller?
Der Vorstoß des UBA ist nicht neu. Bereits 2020 riet die Behörde in einer Broschüre von der „Verbrennung von Holz in kleinen Feuerungsanlagen“ ab. Holz solle als Gebrauchsgut und erst als letzter Ausweg als Energiequelle genutzt werden. Denn Holz sei nicht CO2-neutral. Ernte, Transport und Bearbeitung erzeugten Emissionen. Abgase entstünden auch bei der Verbrennung: Klimaschädliches Methan, Lachgas und Ruß kämen in die Luft und in menschliche Lungen, wo sie Schaden anrichten können.
Die Nachfrage nach Pelletheizungen steigt
Einer Erhebung des Bundesverbands der Schornsteinfeger zufolge waren 2020 von 20 Millionen Heizungsanlagen in Deutschland eine Million Biomasse-Heizkessel, also solche, die mit Pellets oder Hackschnitzeln betrieben werden. Das entspricht einem Anteil von fünf Prozent. Und die Nachfrage steigt. Laut Bundesverband der Heizungsindustrie stieg 2020 der Verkauf von Biomasse-Heizkesseln um 138 Prozent. Verantwortlich dafür ist wohl auch die staatliche Unterstützung. Nach Plänen der Bundesregierung sollen ab 2026 keine neuen reinen Ölheizungen mehr eingebaut werden. Hybrid-Systeme sind teils noch zulässig.
Wer seinen alten Ölkessel gegen einen Pelletofen tauscht, kann bis zu 45 Prozent der Kosten vom Staat erstattet bekommen. Viele machen sich also auf die Suche nach Alternativen. Angesichts hoher Gas- und Ölpreise erscheint der Einbau einer Pelletheizung attraktiv. War der Pelletpreis im vorigen Jahr noch stark gefallen, steigt er nun stark an. Ein Preisplus von 20 Prozent wurde im Januar im Vergleich zum Vormonat erreicht. Anna Katharina Sievers vom Pelletverband erklärt, woran das liegt: „Im Jahr 2021 war der deutsche Holzmarkt im ersten Halbjahr von einer riesigen Nachfrage nach Bauholz aus den USA geprägt.“
Der Pelletpreis ist zuletzt deutlich gestiegen
Deshalb seien die Sägewerke auf Hochtouren gelaufen und viele Holzspäne angefallen. Der Pelletpreis sank stark. Im zweiten Halbjahr sei die Nachfrage aus Amerika wieder eingebrochen, die Sägewerke produzierten weniger. Zudem waren die Lager leer, der Preis stieg. Sievers erwartet, dass sich das aber bald wieder ändern wird. „Stand heute sind Pellets, selbst bei einem im Februar nochmals gestiegenen Durchschnittspreis von 374 Euro pro Tonne, immer noch deutlich günstiger als Heizöl und Gas“, sagt Sievers.
Umgerechnet auf die Kilowattstunde gibt das Pelletinstitut für die gepressten Späne einen Preis von 7,48 Cent an. Das sei deutlich günstiger als Heizöl mit 9,48 Cent und Gas mit 11,29 Cent die Kilowattstunde. Abhängig sind diese Werte jedoch von der Effizienz der Heizkessel. Vergleichbar sind die Energieträger ohnehin nur bedingt, da sich nicht alle bevorraten lassen. Günstiger ist das Heizen mit Pellets momentan also. Doch wer sich aus Umweltgründen nach einer neuen Heizung umschauen möchte, dürfte vom UBA-Vorstoß verunsichert sein.
Ein Forscherteam hat nachgemessen, welche Schadstoffe Öfen ausstoßen
Frank Drewnick und Friederike Fachinger haben für das Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie untersucht, ob und wie man mit Holz umweltfreundlich heizen kann. Sie maßen für eine Studie die Luftqualität neben einer großen kommunalen Holzverbrennungsanlage und in ländlichen Wohngebieten im Schwarzwald und Elsass. Die Chemikerin und der Physiker konnten trotz hochsensibler Messinstrumente nahe der kommunalen Anlage keine erhöhten Werte ermitteln.
Anders sah es in den Wohngebieten aus, wo nachweislich Holz verfeuert wurde. Grund: Um möglichst emissionsarm zu verbrennen, braucht es eine moderne Abgasreinigungs- und die richtige Heiztechnik. Zudem ist ein möglichst hoher Kamin empfehlenswert, der die Abgase vom Wohngebiet fernhält. „Scheitholzöfen erfüllen die genannten Bedingungen in der Regel nicht“, sagt Drewnick und kommt zumindest in diesem Punkt zu einem ähnlichen Schluss wie das UBA: „Wer die Luftqualität in der eigenen Nachbarschaft nicht beeinträchtigen will, sollte auf ‚Wohlfühlfeuer‘ zu Hause verzichten.“
Forscher: Kachelöfen stoßen mehr Schadstoffe aus als Pelletsysteme
Anders als das UBA kommt das Forscherteam aber nicht zu dem Schluss, dass Holz als Energieträger ungeeignet ist für den Klimaschutz. „Wenn es richtig gemacht wird, kann man mit Holz klimafreundlich heizen“, so das Ergebnis. „Dazu sollten aber kommunale Anlagen dienen, in denen die Verbrennung gut kontrolliert werden kann und in denen Filter mit sehr guter Filterwirkung wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden können.“ Zudem sollten nur Abfallhölzer aus regionaler Produktion eingesetzt werden.
Dass Holzverbrennung trotz allem auch Schadstoffe produziert, ist unbestritten. Über die Gefährlichkeit der freigesetzten Schadstoffe könne man in der Studie keine Aussagen treffen: „Unsere Messergebnisse zeigen aber, dass die Feinstaubemissionen bei unkontrollierten Verbrennungsprozessen wie in Kachelöfen deutlich höher sind als in Pelletheizungen.“ Denn Pellets sind ein stark standardisiertes Material, während Brennholz mal feucht, mal trockener ist. Zudem benutzten nicht alle ihren Kachelofen auch fachgerecht.