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Hautunreinheiten: Mehr Frauen als Männer: Auch Erwachsene können Hautunreinheiten haben

Hautunreinheiten

Mehr Frauen als Männer: Auch Erwachsene können Hautunreinheiten haben

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    Nicht nur Jugendliche ärgern sich über unreine Haut.
    Nicht nur Jugendliche ärgern sich über unreine Haut. Foto: Christin Klose (Symbolbild)

    Zum Glück geht es kaum jemandem wie Charles Bukowski. Der Autor litt als Teenager so schwer an Akne, dass er zeitweise nicht die Schule besuchen konnte. Als die Eiterpusteln später verheilt waren, ließen sie lebenslang tiefe Narben und Furchen in seinem Gesicht zurück. Angesichts solcher Horrorgeschichten könnte man mit ein, zwei Pickeln auf der Nase ganz glücklich sein. Und doch das sind nur die wenigsten. „Das Gesicht ist ein Kommunikationsfaktor“, sagt der Sprecher der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Prof. Peter Elsner. Die Blicke des Gegenübers bleiben fast zwangsläufig an den roten Erhebungen hängen, insbesondere dann, wenn darauf weiße Spitzen zu sehen sind. Wer fühlt sich da wohl in seiner Haut?

    Hormonschwankungen können bei älteren Frauen zu Pickeln führen

    Meist wachsen Pickel in der Pubertät, wenn vermehrt Geschlechtshormone gebildet werden. Unter dem Einfluss von Androgenen produziert die Haut mehr Fett. Kann dieser Talg aus den Talgdrüsen nicht abfließen, weil eine Hornschicht den Ausgang verstopft, bildet sich ein Mitesser. Entzündet er sich, wächst ein Pickel. „Im Prinzip hat eigentlich jeder mal Akne gehabt, nur unterschiedlich stark“, sagt Elsner. Für das Ausmaß sind vor allem die Gene verantwortlich.

    Allerdings entwickelt sich auch bei Erwachsenen, die längst ihre Jugend hinter sich gelassen haben, oft noch die eine oder andere Hautunreinheit. „Anders als bei der jugendlichen Akne sind davon häufiger Frauen betroffen“, sagt die Hautärztin Gabriele Feller-Heppt aus Baden-Baden, die dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Ästhetische Dermatologie und Kosmetologie angehört. Schuld daran sind unter anderem Hormonschwankungen, zu denen es in Schwangerschaft und Wechseljahren, aber auch vor der Menstruation kommen kann. Außerdem wirken sich Stress, Rauchen und hochglykämische Nahrung negativ aus.

    Tatsächlich gibt es Hinweise, dass an der alten Weisheit „Schokolade macht Pickel“ etwas dran ist. So gehen Dermatologen inzwischen davon aus, dass Lebensmittel wie Süßigkeiten und Weißmehlprodukte, die den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen lassen, das Hautbild verschlechtern. Gleichzeitig stehen Kuhmilch und Milchprodukte wegen der darin enthaltenen Hormone und Wachstumsfaktoren als „Akne-Trigger“ in Verdacht. Eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München, die im Mai vorgestellt wurde, zeigte bei Akne-Patienten einen Mangel an entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren, wie sie sich in Nüssen, Hülsenfrüchten oder Lachs finden. Bei 94 der 100 Probanden lag der Spiegel unter dem empfohlenen Wert. Daher liegt es nah, dass eine Ernährung, die genau auf solche Lebensmittel setzt, der Haut guttut.

    Hautärzte helfen bei der Auswahl der passenden Hautpflege

    Es kommt aber auch auf die richtige Pflege an. „Mit 30 geht es meistens los mit den ersten Fältchen“, sagt Feller-Heppt. Im Kampf gegen die Hauterschlaffung setzen manche Leute zu viele verschiedene Produkte ein, sodass die Haut am Ende überpflegt ist. „Das stresst die Haut.“ Reizungen und verstärkte Unreinheiten können die Folge sein. Statt mit vielen verschiedenen Cremes und Wässerchen herumzuexperimentieren, rät sie dazu, von einer Dermatologin oder einem medizinischen Kosmetiker den Hauttyp bestimmen zu lassen und eine dazu passende Pflegeserie zu wählen. Das gilt insbesondere bei Akne: „Es gibt verschiedene Formen dieser Hauterkrankung. Danach richten sich die Empfehlungen zur Hautpflege.“

    Auch Elsner plädiert dafür, selbst bei nur wenigen Hautunreinheiten zum Dermatologen zu gehen. Möglicherweise versteckt sich hinter vermeintlichen „Alterspickeln“ nämlich eine Rosazea oder andere Hautkrankheiten. Verdächtig sind außerdem nicht heilende Pickel: Sie können sich als Basalzellkarzinom entpuppen. Damit nicht genug. Bei Frauen kann hinter unreiner Haut auch eine Hormonstörung wie das Polyzystische-Ovarial-Syndrom stecken, bei dem es zu einem Überschuss an männlichen Sexualhormonen kommt. Elsner klagt: „Akne-Patienten kommen oft viel zu spät zu uns.“ Das gilt insbesondere für Jugendliche: Je früher ihr Hautproblem behandelt wird, desto geringer ist die Gefahr eines schweren Verlaufs und bleibender Narben.

    Ansonsten warnen Dermatologen immer wieder davor, Pickel auszudrücken. „Vor allem über die Hände können Keime in die Haut geraten, die alles noch schlimmer machen“, erklärt Feller-Heppt. Doch spätestens dann, wenn sich auf der Entzündung ein Eiterpünktchen gebildet hat, fällt es schwer, zu widerstehen. In so einem Fall ist ausnahmsweise ein Eingriff erlaubt, wenn man streng auf Hygiene achtet: Die Ärztin empfiehlt, den Pfropfen zum Beispiel mit sterilen, einzeln verpackten Einweg-Nadeln anzustechen und danach mit desinfizierendem Wundspray zu versorgen. „Besser ist es aber, etwas Alkohol auf einen Wattebausch zu geben, den Pickel damit zu betupfen und anschließend eine antiseptische Creme darauf zu geben.“ Von Hausmitteln wie Teebaumöl und Honig rät die Dermatologin ab. Hilfreich kann dagegen Salicylsäure sein, die in vielen Anti-Pickel-Produkten enthalten ist: „Sie ist sinnvoll, wenn die Poren verstopft sind“, sagt Feller-Heppt. „Zudem wirkt sie desinfizierend.“

    Retinol, Fruchtsäure und Salicylsäure verbessern das Hautbild

    Make-up und Abdeckstifte sind erlaubt, wenn sie zur Haut passen: Wer zu Akne neigt, sollte ölfreie Produkte mit dem Zusatz „nicht komedogen“ verwenden, rät die Ärztin. Dadurch ist gewährleistet, dass sie keine neuen Unreinheiten provozieren – „Komedo“ heißt nämlich „Mitesser“. Grundsätzlich empfehlenswert sind Peelings. Bei Akne liegt unter anderem nämlich eine „Verhornungsstörung der Talgausführungsgänge“ vor, wie der Hautarzt Siegfried Möller aus Wiesbaden erklärt. Durch Schälkuren würden die Wege sozusagen freigeräumt. Im Trend liegen Präparate mit Retinol (eine Vitamin-A-Variante), die gegen Hautunreinheiten und -alterung wirken sollen. Entsprechende Produkte werden in Drogerien und Apotheken verkauft. Auch in Arztpraxen werden Retinol-, Fruchtsäure- und Salicylsäure-Peelings angewandt, allerdings in höheren Konzentrationen. Sie tragen zur Verbesserung des Hautbilds bei: „Durch die Ansäuerung der Haut ergibt sich ein schädigendes Umgebungsmilieu für die Aknebakterien und ein wichtiger Schäleffekt für die Haut“, berichtet Möller. „Diese Konzentrationen erfordern viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung.“

    Daneben haben Dermatologen viele weitere Waffen, um Akne wirksam zu bekämpfen – angefangen von Kombinationspräparaten zum Auftragen über Blaulicht- und Laser- Behandlungen bis hin zu Mitteln zum Einnehmen (etwa Antibiotika). In sehr schweren Fällen helfen Kapseln mit dem Vitamin-A-Abkömmling Isotretinoin – Elsner zufolge ein wahres Wundermittel, das aber auch große Risiken und Nebenwirkungen hat. „Heute ist jede Akne heilbar“, sagt Feller-Heppt. Hätte der junge Charles Bukowski in diesen Tagen gelebt, wäre ihm also viel Leid erspart geblieben.

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