Verpackungen aus Plastik, Altglas, gebrauchte Kleidung, defekte Elektrogeräte, Essensreste, leere Batterien, Kartons, alte Zeitungen: 554 Kilogramm Müll verursacht jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr, so die Statistik des Umweltbundesamtes. Komplett vermeiden lassen sich Abfälle zwar nicht – die riesige Menge lässt sich aber durchaus reduzieren. Dafür muss man im Alltag gar nicht so viel umstellen, sollte aber beim Einkaufen direkt auch den Abfall mitbedenken.
Bei Lebensmitteln bedeutet das, möglichst unverpackte Waren zu kaufen. Das ist bei manchen Produkten allerdings leichter gesagt als getan: Nudeln, Reis, Mehl oder Müsli gibt es nur in Unverpackt-Läden und manchen Biomärkten direkt zum Abfüllen in selbst mitgebrachten Dosen. Und dort sind die Waren teurer als im Supermarkt. Einfacher ist es bei Obst und Gemüse: Wer hier zu losen Früchten greift, spart nicht nur bei der Verpackung. Denn bei Produkten ohne Verpackung ist schließlich auch die Menge frei wählbar und man kann daher so viel kaufen, wie man wirklich braucht. Dieses Problem sollte man nicht unterschätzen: Laut Deutscher Umwelthilfe sind unter den jährlich anfallenden 53 Kilogramm Bioabfall pro Kopf viele Lebensmittel, die schlichtweg zu viel gekauft wurden und ungegessen in die Biotonne wandern.
Verpackungsmüll bei Getränken: Auch bei Milch ist Mehrweg möglich
Wo es überhaupt nicht unverpackt geht – bei Getränken oder Milchprodukten etwa – sollte man wann immer möglich Mehrwegverpackungen nutzen. „Nur, wenn unverpackt und Mehrweg das neue Normal werden, können wir Verpackungsmüll tatsächlich reduzieren“, betont Janine Korduan vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Immerhin: Was den Transport der gekauften Lebensmittel betrifft, sind für die meisten Supermarktkunden mittlerweile wiederverwendbare Stofftaschen oder ein Korb anstelle von Tüten aus Papier oder gar Plastik selbstverständlich geworden.
Unterwegs kaufen sich viele Menschen auch gerne einen Kaffee oder ein Mittagessen „to go“. Wer hier möglichst wenig Müll produzieren möchte, kann sich mit etwas Planung selbst versorgen und die Verpflegung in einem wiederverwendbaren Becher und einer Lunchbox mitnehmen. Mittlerweile gibt es auch viele Cafés oder Restaurants, die Getränke oder Essen in mitgebrachte Behälter füllen. Seit Anfang dieses Jahres sind Lieferdienste und Restaurants ab sechs Beschäftigten und mit mehr als 80 Quadratmetern Verkaufsfläche sogar dazu verpflichtet, Mehrwegbehälter anzubieten. „Auch viele kleinere Läden bieten diesen Service an“, weiß Josef Pommerening, Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung der Ergo Group. „Es lohnt sich, einfach nachzufragen.“
Kleidung oder Elektronik lässt sich online mieten
Bei Alltagsgegenständen wie Elektroartikeln oder Kleidung lohnt es sich zudem, auf Online-Plattformen, in Secondhandläden oder auch ganz klassisch auf Flohmärkten nach gebrauchten Produkten Ausschau zu halten. „Dort gibt es eine große Auswahl an gebrauchten Waren in gutem Zustand“, betont Pommerening. Wer auf neue Kleidung nicht verzichten möchte, sollte zumindest darauf achten, dass der Hersteller auf Nachhaltigkeit setzt und fair produziert. Generell gilt: „Besser weniger kaufen und dafür auf gute Qualität achten, damit die Kleidung lange hält“, so Pommerening. Auch das Mieten von Kleidungsstücken – von Babykleidung bis zum Anzug – ist möglich. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern spart bei einer kurzen Nutzungsdauer – beispielsweise beim Brautkleid – mitunter auch sehr viel Geld. Selbst Kinderwagen, Elektronikartikel oder Spielzeug sind im Mietmodell erhältlich. Außerdem gibt es viele Plattformen im Internet, auf denen Nutzer Dinge zum Ausleihen oder Tauschen anbieten.
Für Leseratten bietet sich die Mitgliedschaft in einer öffentlichen Bücherei an – so spart man nicht nur Platz im Regal, sondern schont auch den Geldbeutel, zumal man die wenigsten Bücher mehrfach liest. Viele Städte bieten auch öffentliche Bücherschränke an: „Jeder darf die Bücher darin umsonst mitnehmen und eigene Bücher hineinstellen“, erklärt Nachhaltigkeitsexperte Pommerening. „Auf diese Weise landen bereits gelesene Exemplare nicht im Altpapier.“ Die digitale Karte von OpenBookCase listet eine große Anzahl dieser öffentlichen Bücherschränke auf und erleichtert damit die Suche.
Wenn sich Abfall nicht vermeiden lässt: So geht richtig entsorgen
Wenn sich Abfall nicht vermeiden lässt, muss er zumindest richtig entsorgt werden: Dass Plastikmüll in den Gelben Sack und Papiermüll in die blaue Tonne gehört, ist klar. Kleider und Schuhe, die man nicht mehr trägt, gehören in den Altkleidercontainer und nicht in den Hausmüll. Und wer ein defektes Elektrogerät entsorgen muss, sollte es im Elektrofachgeschäft oder im Supermarkt abgeben, damit es später recycelt werden kann. „Auf keinen Fall gehören elektronische Geräte in den Hausmüll“, betont Bund-Expertin Korduan. „Mit dem Hausmüll werden sie verbrannt und es gehen wertvolle Rohstoffe wie etwa Seltene Erden verloren.“
Wer glaubt, alles zur Reduzierung seines persönlichen Müllaufkommens getan zu haben und sich immer noch über volle Mülltonnen und prall gefüllte Gelbe Säcke ärgert, darf die Schuld aber auch nicht nur bei sich selbst suchen. „Der Verbraucher hat oft keine Wahl. Er ist einer Verpackungsflut ausgesetzt, gegen die er sich nur schwer wehren kann“, so Korduan. „Hier ist in erster Linie die Industrie gefragt.“
Die deutschen Haushalte produzieren immer mehr Müll: Laut Statistik des Umweltbundesamtes stieg das Aufkommen von Haushaltsabfällen seit dem Jahr 2000 von 37,6 Millionen Tonnen auf 46,1 Millionen Tonnen im Jahr 2020 stark an. Während jeder Einwohner im Jahr 2000 noch 458 Kilogramm Abfall im Jahr produzierte, waren es 2020 bereits 554 Kilogramm.