Den Schmähpreis "Golderner Windbeutel" erhält wohl kein Hersteller gerne, trotzdem trifft es jedes Jahr einen. Mit der Wahl ruft die Verbraucherorganisation Foodwatch Verbraucher auf, sich aktiv gegen die tagtägliche Täuschung zur Wehr zu setzen und gegen Etikettenschwindel zu protestieren. In diesem Jahr hat Foodwatch die "Obsties Erdbeer-Banane mit Joghurt" mit dem Negativpreis ausgezeichnet. Und das Ergebnis war eindeutig. Ganze 57 Prozent der 55.000 Teilnehmer der Abstimmung haben für den Fruchtsnack gestimmt.
Die "Obsties"-Verpackung, die mit Tierchen verziert auf Kinder abzielt, verspricht "ohne Zuckerzusatz". Dadurch werde laut Foodwatch ein halbwegs gesundes Produkt suggeriert. Doch tatsächlich besteht der Fruchtsnack zu 72 Prozent aus Zucker. "Auch wenn es sich dabei ausschließlich um Zucker aus Früchten handelt, ist dieser nicht gesünder als anderer Zucker", erklärt Foodwatch.
"Goldener Windbeutel 2024": Ergebnis im Überblick
Neben den "Obsties" von Alete waren in diesem Jahr vier weitere Produkte für den "Goldenen Windbeutel" nominiert. Das ist das Ergebnis:
- "Obsties Erdbeer Banane" von Alete: 57,1 Prozent
- "Cremissimo Bourbon Vanille" von Langnese: 26,8 Prozent
- "Veganer Schinken Spicker Mortadella" von Rügenwalder Mühle: 11,1 Prozent
- "Pretty Little Meal Bar" von Pffset Nutrition: 2,9 Prozent
- "Heisse Tasse Champignon Creme" von GB Foods GmbH: 2,2 Prozent
Alete erhält "Goldenen Windbeutel" bereits zum dritten Mal
"Für Alete sind aller schlechten Dinge offensichtlich drei. Wie oft sollen wir Alete noch mit dem Negativpreis auszeichnen, damit der Konzern keine Zuckerbomben mehr an Kinder vermarktet?", fragt sich Rebekka Siegmann, Wahlleiterin beim "Goldenen Windbeutel 2024". Der Konzern hatte sich die Auszeichnung bereits im Jahr 2014 für eine hochkalorische Trinkmahlzeit für Säuglinge und 2017 für einen zuckrigen Babykeks gesichert.
Alete ist nach Ansicht von Foodwatch auch kein Einzelfall. "Die Obsties gehören bei den Kinder-Fruchtsnacks zwar zu den Spitzenreitern, was den Zuckergehalt angeht", teilt die Organisation mit. "Doch auch die meisten anderen Produkte enthalten sehr viel Zucker." Gerade einmal 14 von 77 Fruchtsnacks aus dem Drogeriemarkt, die Foodwatch untersucht hat, dürften laut den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation an Kinder beworben werden.
"Der Goldene Windbeutel für Alete macht einmal mehr deutlich, dass die Politik endlich handeln muss", schreibt die Organisation. Ungesunde Ernährung im Kindesalter könne im späteren Leben zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes führen. "Die Bundesregierung muss endlich wirksame Junkfood-Werbeschranken zum Kinderschutz einführen und diese auch auf die Verpackungsgestaltung ausweiten. Hierfür muss insbesondere die FDP ihren Widerstand gegen das von Bundesernährungsminister Cem Özdemir vorgelegte Kinderschutzgesetz aufgeben", fordert Foodwatch.