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Glosse: Ablenkung in Krisenzeiten: Zum Glück gibt es Alpakas

Glosse

Ablenkung in Krisenzeiten: Zum Glück gibt es Alpakas

Stefan Stahl
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    Eigentlich stammen Alpakas aus den südamerikanischen Anden. Doch in Deutschland gibt es immer mehr. Denn Alpaka-Wanderungen boomen.
    Eigentlich stammen Alpakas aus den südamerikanischen Anden. Doch in Deutschland gibt es immer mehr. Denn Alpaka-Wanderungen boomen. Foto: Heinz Kuhne-Pfaff (Archivbild)

    Der Mensch ist ein ewig Suchender. Das Unbekannte fasziniert ihn. Immer wieder fahndet er – wie es in den Feuilletons so treffend heißt – nach einem neuen Narrativ der Existenz. Wir wollen etwas zu erzählen haben, herausstechen aus dem Grauschleier, der sich über das Land gelegt hat, wie es die großen Philosophen der Band Fehlfarben nicht müde werden zu singen.

    Um eben dem Alltag zu entrinnen und Putin mit seinem blöden Gas einmal Putin sein zu lassen, wagt der Mensch einiges. Wir sind keine Waschlappen, allenfalls waschen wir uns im Winter energiesparend damit, wie uns das der philosophische Öko-Altmeister Winfried Kretschmann nahelegt.

    Die Menschen suchen Momente ohne Gedanken an die Krise

    Wer also die Routine hinter sich lassen will, jede Ecke Mallorcas auswendig kennt, die Hubers in Island und die Meiers in Neuseeland getroffen hat, alle oberbayerischen Seen mit dem SUP abgefahren ist, sämtliche süddeutschen Flüsse mit dem E-Bike erkundet hat, den größten SUV fährt, im Yoga-Kurs mit Golden Retrievern war und längst Eselwandern in Irland erleben durfte, also die Welt wirklich kennt, muss nicht der Langeweile anheimfallen. Zum Glück gibt es immer mehr possierliche, knuddelige Alpakas in Deutschland. Die sanftmütigen Tiere, unter Kennern auch nur zärtlich „Alpis“ oder „Delfine der Weide“ genannt, sind charakterlich das genaue Gegenteil von aggressiv auftretenden Naturen. Seltsam, dass einem hier gleich das martialische Kontrastprogramm „Putin“ bei der Beobachtung einer Alpaka-Herde in Ostfriesland einfällt. Kein Wunder, schließlich gehen die sozialen Tiere recht nett miteinander um und ertragen selbst uns Menschen.

    Dabei halten Alpakas lieber Distanz zu anderen Lebewesen. Doch der Mensch sehnt sich nach Wärme und Ruhe in kalten Zeiten. Genau das gewähren die Tiere uns in ihrem Großmut: Wer sich ruhig verhält und empathisch zeigt, dem nähern sich die „Alpis“ mit ihren lustig-wuscheligen Frisuren an. Sie erdulden es gar, von Stadtneurotikern bei Wanderungen geführt zu werden. Eine Frau wollte dann mit einem der Tiere doch nicht unterwegs sein, nur weil es Boris Becker heißt, der jetzt sicher gerne so frei über eine Koppel laufen würde. Es gab noch einen Artgenossen namens Jesus mit großem Appetit. Am Ende kann die Ruhe der Tiere auf Menschen ausstrahlen. Sie therapieren uns. Ob das auch bei Putin funktioniert, ist fraglich.

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