Eine Schönheit ist er nicht gerade. Er ist krumm, runzelig und aus der Form geraten. Zum Glück sind es bekanntlich die inneren Werte, die zählen. Und unter seiner Schale stecken ziemlich viele gute Eigenschaften: Vitamine, Eisen, Zink, Magnesium und vieles mehr machen den Ingwer zu einem wahren Gesundheits-Booster. Gerade wenn es draußen kalt ist und akute Erkältungsgefahr besteht, landet er bei vielen in der heißen Teetasse.
Die asiatische Medizin setzt schon seit 3000 Jahren auf die heilenden Kräfte der Knolle. Sie wendet ihn bei Kopfschmerzen, Gastritis, Rheuma oder Muskelschmerzen an. Auch hierzulande liegt er voll im Trend: Ingwer-Shots boomen. Die Apothekenschränke sind voll mit Ingwerprodukten. Und zahlreiche Werbebotschaften sprechen der Knolle nahezu Superkräfte zu. Sogar vor einer Corona-Infektion soll er schützen. Doch hält der Ingwer wirklich das, was er verspricht?
In Ingwer stecken 150 Inhaltsstoffe, medizinisch bedeutsam sind die ätherischen Öle
Ingwer, auch Zingiber officinale genannt, wächst als eineinhalb Meter hohe Blattpflanze in tropischen oder subtropischen Ländern. In ihm stecken etwa 150 Inhaltsstoffe. Medizinisch bedeutsam sind vor allem die in ihm enthaltenden ätherischen Öle und die Scharfstoffe, die ihm auch seine exotische Schärfe verleihen. „Das sind vor allem die Gingerole, die besonders im frischen Ingwer vorhanden sind und die Shogaole in getrockneten Produkten“, sagt Anja Schwengel-Exner, Ernährungsberaterin bei der Verbraucherzentrale Bayern.
Ob die Knolle ein echter Virenkiller ist und antivirale oder antibakterielle Wirkung hat, ist wissenschaftlich nicht bestätigt. Dennoch können uns seine Wirkstoffe in der kalten Jahreszeit unterstützen. „Die Scharfstoffe des Ingwers nehmen zum Beispiel einen positiven Einfluss auf das Milieu im Darm, der der Hauptmotor unseres Immunsystems ist. Dort kann über den Ingwer eine Fehlbesiedlung mit ungünstigen Bakterienstämmen vermindert werden“, erklärt die Ernährungsexpertin. Bakterien, die für unser Immunsystem eine größere Bedeutung haben und eine abwehrende Wirkung gegen Krankheitserreger bedeuten, könnten sich so besser ansiedeln. „Aber das ist ja nicht direkt der Ingwer, der auf das Virus wirkt.“
Ist Ingwer ein Virenkiller?
Ein Virenkiller ist der Ingwer also nicht. Aber was ist, wenn die Nase läuft und der Hals kitzelt? Hilft ein Ingwertee denn gegen Erkältung? „Um das offiziell zu bestätigen, gibt es nicht ausreichend klinische Daten“, erklärt Gerhard Franz, Spezialist für Pharmazeutische Biologie von der Universität Regensburg. Hinweise gäbe es dennoch. Auch Frau Schwengel-Exner sieht hier die positiven Effekte des Ingwers: „Die Phenole reizen die Schleimhäute in den Bronchien und regen dadurch die Schleimproduktion an. Das sorgt dafür, dass das Sekret besser abgehustet werden kann.“
Gleiches gilt für die Mund- und Nasenschleimhaut. „Wenn das Immunsystem stimuliert ist, können die Erscheinungen einer Erkältung bzw. eines viralen Infektes in der Nase und im Rachen gemildert werden. Er hat also eine sekundäre, indirekte Wirkung.“, bestätigt Professor Franz. Kommt allerdings ein leichtes Fieber hinzu, sollte man den Ingwer mit Vorsicht genießen. Denn die Wurzel heizt ordentlich ein und kann die Körpertemperatur weiter nach oben treiben.
Indirekt kann der Ingwer unser Immunsystem also unterstützen. Dennoch gilt die Devise: Bei dem einen wirkt’s, beim anderen nicht. Unser Immunsystem ist komplex. „Es ist ein multifaktorelles Geschehen. Wie der Ingwer wirkt, hat auch häufig etwas mit der genetischen Disposition des Einzelnen zu tun.“, stellt Frau Schwengel-Exner klar.
Hilft Ingwer beim Abnehmen?
Gut erforscht ist dagegen seine direkte Wirksamkeit bei Übelkeit. Ein Stückchen Ingwer oder Bonbon vor einer Reise – das ist nicht nur eine alte Binsenweisheit unter Seefahrern, sondern macht tatsächlich Sinn. „Die Gingerole wirken auf bestimmte Rezeptoren im Magen ein und rufen eine Normalisierung der Magenbewegung hervor“, erklärt Professor Franz. Schwangere und Empfindliche sollten den Ingwer jedoch mit Vorsicht genießen, da der Ingwer den Magen-Darm-Trakt unter Umständen auch sehr reizen und die Übelkeit verstärken kann.
Die gute Mischung: Zutaten für eine ausgewogene Ernährung
Obst und Gemüse Saisonal und möglichst regional einkaufen. Immer öfter selbst kochen. Mit Kartoffeln, Reis oder Nudeln kombinieren und gut würzen. Geht schnell und schmeckt!
Tiefkühlgemüse und -obst Tiefkühlware ist ruckzuck zubereitet. Der einzige Nachteil ist der hohe Energieaufwand bei Anbau, Transport und Lagerung. „Natur“-Gemüse lässt sich individuell würzen. Preiswerter sind Ein-Kilogramm-Beutel, aus denen sich die benötigte Menge gut entnehmen lässt.
Kartoffeln Pellkartoffeln oder andere Kartoffeln „natur“ sind keine Dickmacher. Sie enthalten wertvolles Kalium, Ballaststoffe, pflanzliches Eiweiß. Kartoffeln vom Blech, Pellkartoffeln mit Kräuterquark, Kartoffel-Gemüsepfannen.
Milch und Milchprodukte Diese Lebensmittel sollten immer möglichst naturbelassen gewählt werden.
Hülsenfrüchte Gerade im Winter sind Linsensuppen in allen Variationen beliebt.
Kohlenhydrate Sauerteigbrote und Vollkornbrote sind gut verträglich und bieten viele Vitamine und Ballaststoffe. Haferflocken zählen zu den gesündesten Lebensmitteln. Sie enthalten viel pflanzliches Eiweiß, Zink, Selen, Vitamin K, Magnesium, Phosphor.
Nüsse Besonders Walnüsse trumpfen mit viel pflanzlichem Eiweiß, Vitamin E und vielen Mineralstoffen auf. Sie sind gut für Herz und Hirn.
Wasser Der Körper ist auf Wasser angewiesen. Wichtig ist, am Morgen das Wasser, das sich über Nacht in der Leitung gesammelt hat, laufen zu lassen, bis es kalt ist.
Kontakt Die Verbraucherzentrale Bayern berät auch per E-Mail. Unter ernaehrung@vzbayern.de können Sie die Verbraucherschützer erreichen. Auf dieser Internetseite können Sie ebenfalls Fragen zur Ernährung stellen.
Viele der kursierenden Mythen bleiben jedoch Mythen. Etwa die Behauptung, dass Ingwer beim Abnehmen hilft, ist mehr Wunsch als Wahrheit. Zwar wirkt Ingwer verdauungsfördernd – zum Appetitzügler oder Pfundschmelzer macht ihn diese Eigenschaft aber nicht.
Zu Kohl passt Ingwer auch gut
In der Küche macht er trotzdem eine gute Figur. Feinschmecker lieben seine süße Schärfe, mit dem er Gerichte belebt. Er schmeckt nicht nur in der asiatischen Currypfanne, auch bei traditioneller Hausmannskost ist er ein guter Begleiter. „Man kann auch mal den klassischen Rotkohl mit Ingwer aufpeppen. Gerade zu Kohlsorten passt Ingwer gut.“, empfiehlt Schwengel-Exner.
Bis er in unserem Gewürzregal landet, nimmt die Wurzel allerdings meist eine lange Reise aus China oder Peru auf. Eine gute Ökobilanz sieht anders aus. Zum Glück wird der Exot mittlerweile auch hierzulande angebaut. Und wer etwas Geduld und Experimentierfreude mitbringt, kann Ingwer sogar auf der heimischen Fensterbank ziehen.
Ein universelles Allheilmittel ist Ingwer also nicht. Aus der Naturheilkunde, dem Ayurveda, der Erfahrungsmedizin oder anderen alternativen Heilmethoden können ihm dennoch diverse gute Eigenschaften zugeschrieben werden. Das beste Mittel, um sich gegen Krankheitserreger zu schützen, ist wohl immer noch, das Immunsystem nicht zu schwächen. Und da hat eine heiße Tasse Ingwer-Tee sicherlich noch niemandem geschadet.
Mehr hilfreiche Informationen finden Sie hier in unserem Ratgeber zum Thema Gesundheit.
Lesen Sie dazu auch:
- Wie holt man das meiste aus Tofu raus?
- Nudelsuppe mal anders! Ramen - das ist Japans absolut heiße Supp-Kultur
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.