Über Geld spricht man nicht, heißt es oft. Trotzdem dürfte es wohl die meisten von uns interessieren, was der eigene Kollege, Nachbar oder Freund an monatlichem Einkommen bezieht. Die jüngsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit geben jetzt Aufschluss darüber und liefern bemerkenswerte Ergebnisse. Untersucht wurden unter anderem Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen, zwischen einzelnen Regionen sowie abhängig vom Bildungsstand beziehungsweise dem Qualifikationsniveau. Im Vorhinein angemerkt werden sollte, dass jeweils das Medianentgelt dargestellt wird. Die Ergebnisse sind dadurch robuster gegen mögliche Ausreißer im Datensatz. Des Weiteren wurden in der Auswertung ausschließlich Vollzeitbeschäftigte berücksichtigt. Die Daten entstammen den Meldungen der Arbeitgeber zur Sozialversicherung.
Mediangehalt: Deutliche Differenzen beim Gehalt zwischen Männern und Frauen
Dass Männer nicht selten für gleiche Tätigkeiten noch immer besser entlohnt werden als Frauen, ist kein Geheimnis. Auch wenn mittlerweile einiges getan wird, um dies zu ändern, bestätigen die jüngsten Studienergebnisse der Bundesagentur für Arbeit das alte Bild. Verdienten zum Stichtag 31. Dezember 2022 Männer rund 3779 Euro brutto im Monat, kamen Frauen auf 3413 Euro. Das absolute Mittel lag 2022 deutschlandweit über alle Geschlechter hinweg übrigens bei 3646 Euro.
Interessant ist dabei nicht zuletzt der Blick auf die Unterschiede in den einzelnen Tätigkeitsbereichen. Hierbei zeigten sich teils noch größere Diskrepanzen. Als Beispiele anzuführen, sind etwa Jobs in der allgemeinen Verwaltung oder den Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufen. Insbesondere im letztgenannten Bereich lassen die Zahlen aufhorchen. Männer bezogen hier ein Medianeinkommen von 5299 Euro brutto pro Monat, Frauen wurden mit lediglich 3896 Euro vergütet.
Wo liegt das Mediangehalt in den Bundesländern? Auch regional zeigen sich klare Kontraste im Gehalt
So wie es beispielsweise in Italien ein Nord-Süd-Gefälle hinsichtlich der Wirtschaftskraft gibt, sind auch hierzulande in Deutschland die Gegensätze zwischen Ost und West nicht vollständig überwunden. Das zeigt sich vor allem beim Blick auf die Gehälter, wo die neuen Bundesländer nach wie vor hinterherhinken. Belief sich das Medianeinkommen eines Vollzeitbeschäftigten in Westdeutschland zum 31. Dezember. 2022 auf rund 3752 Euro brutto, so lag es gemäß der Studienergebnisse der Bundesagentur für Arbeit in Ostdeutschland bei lediglich 3157 Euro. Besonders die Gehaltslücke zwischen west- und ostdeutschen Männern ist in diesem Kontext erwähnenswert. Mit 3914 Euro verdienten erstere fast 800 Euro brutto mehr im Monat als ihre Vergleichsgruppe. Mit einem Monatsbrutto in Höhe von 4127 Euro über alle Geschlechter hinweg erhielten die Menschen in Hamburg das höchste Mediangehalt in ganz Deutschland. Das Schlusslicht im nationalen Vergleich bildet übrigens Mecklenburg-Vorpommern mit rund 2935 Euro.
Mediangehalt: Ausbildungsniveau macht sich im Gehalt bemerkbar
Wenig überraschend dürfte der Umstand sein, dass sich eine höhere Qualifikation in aller Regel auch in einem höheren mittleren Einkommen niederschlägt. Dies gilt sowohl für das männliche als auch das weibliche Geschlecht, wie die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit unterstreichen. Der Abschluss ist allerdings nicht nur ein Garant für einen besseren Verdienst, sondern zusätzlich die bestmögliche Arbeitslosenversicherung. Veranschaulichend soll hierzu die Einteilung in Helfer, Fachkraft, Spezialist und Experte dienen.
Helfer verdienen der jüngsten Studie der Bundesagentur für Arbeit zufolge rund 2570 Euro brutto im Monat. In diese Gruppe fallen alle, die wenig komplexe Tätigkeiten ausüben und für die darüber hinaus oftmals keine Berufsausbildung vorausgesetzt wird. Fachkräfte erzielen dagegen bereits ein Monatseinkommen in Höhe von 3383 Euro. Als Fachkräfte gelten diejenigen Erwerbstätigen, die fundierte Fachkenntnisse und Fähigkeiten zur Ausübung ihres Berufs benötigen. Diese werden meist innerhalb einer zwei- bis dreijährigen Ausbildung erworben. Spezialisten verfügen bereits über ein mittleres Gehalt von 4629 Euro brutto, brauchen dem Namen nach dafür allerdings auch spezielle Fähigkeiten. Letztere werden oftmals im Rahmen einer Aufstiegsfortbildung beispielsweise zum Techniker oder Meister vermittelt. Das höchste Medianeinkommen realisieren Experten mit knapp 5868 Euro. Um ein solches Gehalt zu erreichen, das meist mit hochkomplexen Tätigkeiten in Verbindung steht, ist für gewöhnlich ein mindestens vierjähriges Hochschulstudium vonnöten.