Wer zur sogenannten Mittelschicht gehört, ist von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) klar definiert: Haushalte, die monatlich zwischen 75 und 200 Prozent des mittleren Nettoeinkommens in einer Region zur Verfügung haben. Das klingt zunächst kompliziert, lässt sich aber für Deutschland in klaren Zahlen ausdrücken. Bei einer alleinstehenden Person lag diese Einkommensspanne 2018 beispielsweise zwischen 1500 und 4000 Euro, bei einem Paar mit zwei Kindern lag sie bei 3000 bis 8000 Euro. Wenn man dieser Logik folgt, haben 2018 knapp zwei Drittel der Deutschen zur Mittelschicht gehört.
Gehalt der Mittelschicht: Unterschied zwischen durchschnittlichem und mittlerem Gehalt
Zwischen dem Durchschnitt und dem Mittel bestehen in der Statistik erhebliche Unterschiede. Der Durchschnitt wird auch arithmetisches Mittel genannt und kann von stark abweichenden hohen oder niedrigen Einzelwerten beeinflusst werden. Geht man beispielsweise davon aus, dass neun von zehn Menschen täglich nur fünf Kilometer zu ihrer Arbeitsstelle zurücklegen müssen, die zehnte Person allerdings täglich 100 Kilometer zurücklegt, so ergibt das einen Durchschnittswert von 14,5 Kilometern. Obwohl die Mehrheit der Leute niemals auch nur in die Nähe dieses Wertes kommt, kann ein einzelner Extremwert den Durchschnitt also so gravierend verändern.
Das Mittel wird in der Mathematik auch Median genannt. Er beschreibt genau den Mittleren Wert einer Erhebung. Stellt man Beispielsweise die Menschen ihrem Einkommen nach in einer langen Reihe auf und ermittelt die Person, die exakt in der Mitte steht, bildet diese den Median. 50 Prozent der Menschen haben somit ein höheres Einkommen und 50 Prozent ein niedrigeres als diese Person.
Durchschnittliches Gehalt in Deutschland - Wer gehört zur Mittelschicht?
Laut Statistischem Bundesamt lag das durchschnittliche Einkommen in Deutschland im April 2021 bei 4105 Euro brutto. Individuell kann dieses Gehalt jedoch unterschiedlich stark vom Durchschnittswert abweichen. Verschiedene Faktoren wie Geschlecht, Alter und Bildungsabschluss spielen dabei eine Rolle. Auch macht es einen Unterschied, in welcher Branche und Region man arbeitet.
Das Mediangehalt lag in Deutschland 2021 laut Bundesagentur für Arbeit hingegen bei 3516 Euro und weicht damit stark vom Durchschnittswert 2022 ab. Dies bestätigt, dass der Medianwert in diesem Zusammenhang oft aussagekräftiger ist als der Durchschnitt.
Vermögen und Gehalt: Was zählt dazu, um zur Mittelschicht zu gehören?
Wenn man einschätzen will, ob man in Deutschland zur Mittelschicht gehört, sollte man sich auch vor Augen führen, dass sich das eigene Vermögen nicht nur aus dem Gehalt errechnet, das man monatlich bezieht. Auch andere Vermögenswerte, wie Wertpapiere oder Immobilien können eine ausschlaggebende Rolle bei der Frage spielen, ob man sich zur Mittelschicht zählen kann.
Doch Vermögen zu messen ist in Deutschland nicht leicht, da dieses nicht zur Berechnung von Beiträgen wie etwa zur Sozialversicherung oder Steuern herangezogen wird. Auch eine Vermögenssteuer gibt es in Deutschland nicht. Daher führt die Deutsche Bundesbank alle drei Jahre eine Haushaltsbefragung nach Stichproben durch. Dem letzten Bericht zufolge lag demnach das durchschnittliche Nettovermögen der Haushalte 2021 bei 316.500 Euro. Das Median-Vermögen wiederum lag bei 106.600 Euro. Das zeigt noch einmal deutlich, welchen Unterschied der jeweilige Mittelwert bei der Errechnung des mittleren Vermögens in Deutschland ausmachen kann.