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Gastprofessorin mit 92 Jahren: Charlotte Knobloch hält Vorlesung über jüdisches Leben

Gastprofessorin mit 92 Jahren

Charlotte Knobloch hält Vorlesung über jüdisches Leben

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    Mit ihrer Vorlesung knüpfte Knobloch an ihre Biografie an.
    Mit ihrer Vorlesung knüpfte Knobloch an ihre Biografie an. Foto: Christoph Reichwein/dpa

    Die Holocaust-Überlebende und frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch (92), hat als Gastprofessorin der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf eindrücklich auf die aktuellen Ängste jüdischer Menschen hingewiesen. «Wir erleben, wie unser Fundament unterspült wird. Wir erleben den Hass gegen jüdische Menschen. Die einzige Möglichkeit für Juden, heute ein unbeschwertes Leben zu führen, ist ihr Jüdischsein nicht erkennbar zu machen», sagte die 92-Jährige bei ihrer ersten Vorlesung im größten Hörsaal der Düsseldorfer Universität.

    «Ich möchte diese Gastprofessur als lautes Nachdenken nutzen, über dieses Land, mein Selbstverständnis und das Leben der jüdischen Bürgerinnen und Bürger in diesem Land», sagte Knobloch, die seit bald 40 Jahren Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ist.

    Gegenspieler gegen jüdisches Leben

    Knobloch referierte über ihr Leben - vom sechsjährigen Kind, das seine Heimat verlor, über das 16-jährige Mädchen, das es nicht erwarten konnte, dem Land zu enteilen bis zur 74-Jährigen, die als Zentralratsvorsitzende die Tore der neuen Münchener Hauptsynagoge eröffnete. Es sei ein Weg, an dessen Ende Normalität stehen könnte. Doch der Rückblick auf die vergangenen Jahre mit vielen judenfeindlichen Vorfällen erschüttere das lang aufgebaute Vertrauen der Jüdinnen und Juden.

    In den vergangenen Jahren hätten sich vier Gegenspieler gegen das jüdische Leben formiert, sagte Knobloch: Neben einem Israel-Hass und dem neuen alten Rechtsextremismus seien dies «vermeintliche Experten, die für billigen Applaus beide Probleme gegeneinander ausspielen» sowie die Gleichgültigkeit einiger Menschen alledem gegenüber.

    Diese Entwicklung sei eine enorme Belastung für die verunsicherte jüdische Bevölkerung, sagte Knobloch. «Das ist das Gegenteil von "Nie wieder".» Es brauche nun Mut, dieses Land als Heimat für alle zu bewahren.

    Gegen das Vergessen ankämpfen

    Die Rektorin der Heinrich-Heine-Universität, Anja Steinbeck, sagte zur Auswahl der diesjährigen Gastprofessorin, Charlotte Knobloch vertrete wie kaum eine andere Werte wie Weltoffenheit und Toleranz, die auch der Universität wichtig seien. Insbesondere mit Blick auf die aktuellen politischen Entwicklungen könne man nicht genug tun, um gegen das Vergessen anzukämpfen. «Wir hoffen, dass wir das mit unserer Gastprofessorin tun können», sagte Steinbeck.

    Die Heinrich-Heine-Gastprofessur ist ein Geschenk des Landes Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 1988 an die Universität. Sie wird an Persönlichkeiten vergeben, die sich in besonderer Weise um Toleranz, Freiheit und Menschenwürde verdient gemacht haben.

    Vor Knobloch hatten etwa Helmut Schmidt, Juli Zeh, Wolf Biermann, Joschka Fischer, Ulrich Wickert, Joachim Gauck, Klaus-Maria Brandauer und zuletzt Tote Hosen-Frontmann Campino die Gastprofessur inne. Die zweite Veranstaltung mit Knobloch ist am 11. Februar 2025 geplant.

    Die 92-Jährige hielt ihre erste von zwei Vorlesungen im größten Hörsaal der Düsseldorfer Universität.
    Die 92-Jährige hielt ihre erste von zwei Vorlesungen im größten Hörsaal der Düsseldorfer Universität. Foto: Christoph Reichwein/dpa
    Den zunehmenden Antisemitismus beklagte Knobloch.
    Den zunehmenden Antisemitismus beklagte Knobloch. Foto: Christoph Reichwein/dpa
    Anja Steinbeck (r.), Rektorin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, hat Charlotte Knobloch als Gasprofessorin angefragt, weil sie Werte wie Weltoffenheit und Toleranz vertritt wie kaum eine andere.
    Anja Steinbeck (r.), Rektorin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, hat Charlotte Knobloch als Gasprofessorin angefragt, weil sie Werte wie Weltoffenheit und Toleranz vertritt wie kaum eine andere. Foto: Christoph Reichwein/dpa
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