Die Gaskrise ist längst über Deutschland hereingebrochen, doch noch merken das die wenigsten Bürgerinnen und Bürger in Deutschland in ihren Geldbeuteln. Die Abschlagszahlungen von vielen Gaskundinnen und Gaskunden haben sich noch nicht verändert. "Das werden sie aber, das kann ich garantieren", sagt Klaus Müller, der als Chef der Bundesnetzagentur in der allgegenwärtigen Situation so etwas wie der Mann der Stunde ist. Im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) hat er keine guten Nachrichten für alle Verbraucherinnen und Verbraucher parat.
Gaspreis-Prognose 2022 und 2023: Müller rechnet mit Verdreifachung der Preise
"Bei denen, die jetzt ihre Heizkostenabrechnung bekommen, verdoppeln sich die Abschläge bereits – und da sind die Folgen des Ukraine-Krieges noch gar nicht berücksichtigt", macht Müller klar: "Ab 2023 müssen sich Gaskunden auf eine Verdreifachung der Abschläge einstellen, mindestens."
Bedeutet das also, dass alle Deutschen, die derzeit rund 1.500 Euro für ihre Gasrechnung in Zukunft 4.500 Euro bezahlen müssen? "Oder sogar noch ein bisschen darüber, das halte ich für absolut realistisch. An den Börsen haben sich die Preise zum Teil versiebenfacht. Das kommt nicht alles sofort und nicht in vollem Umfang bei den Verbrauchern an, aber irgendwann muss es bezahlt werden", analysiert Müller. Der 51-Jährige betont daher, dass es daher so wichtig sei, schon jetzt so viel Gas wie nur möglich zu sparen. Jede Kilowattstunde helfe im Portemonnaie, ist er sicher.
Könnte bald kein Gas mehr bei den Verbrauchern ankommen?
Viele Menschen in Deutschland fürchten, dass im Winter überhaupt kein Gas mehr in den privaten Haushalten ankommen könnte. Bei dieser Befürchtung sorgt Müller für eine Entwarnung. Er halte es für "nicht sehr wahrscheinlich", dass ein Szenario eintritt, in dem Menschen tatsächlich kein Gas mehr zur Verfügung haben.
"Die deutsche und die europäische Rechtslage sehen vor, private Haushalte bis zum Ende zu schützen", erklärt der Chef der Bundesnetzagentur: "Selbst im schlimmsten Szenario wird Deutschland weiter Gas bekommen aus Norwegen und von Terminals aus Belgien oder Holland, demnächst auch direkt von Terminals an der deutschen Küste."
Die Hälfte aller Gasthermen in Deutschland sind nicht gut eingestellt
Beim Sparen von Gas müsse man bei den Gasthermen beginnen, glaubt Müller. Er ist sich sicher, dass rund die Hälfte aller Gasthermen in Deutschland nicht gut eingestellt sind. Daher lasse sich mit kleinem Aufwand "ein großer Spareffekt" erzielen. Ein solcher ist auch nötig, denn noch wird nicht genug Gas gespart.
"Die Speicher sind erst zu knapp zwei Dritteln gefüllt. Das ist mehr als in den vergangenen Jahren, aber nicht genug. Und die Unterbrechung der Lieferung durch Nord Stream 1 wirkt sich jetzt erst aus", verrät Müller und lässt beim RND einen Appell folgen: "Viele Menschen geben sich bereits große Mühe, Gas einzusparen. Und trotzdem sage ich: Da geht noch mehr."