Untergehende Sonne bei Capri, Bergblumen beim Wandern in Tirol: Stundenlange Dia-Präsentationen sind zum Glück längst Vergangenheit. Dias, alte Fotoalben und VHS-Videokassetten können aber auch wertvolle Erinnerungen an die Familie oder die eigene Kindheit beinhalten. Doch Diaprojektor und Leinwand hat nicht jeder zu Hause, geschweige denn einen noch funktionsfähigen VHS-Videorecorder. Und Fotos vergilben über die Jahre.
Doch die Erinnerungen lassen sich bewahren: „Damit solche emotional wertvollen Dinge möglichst lange erhalten bleiben, empfiehlt es sich, sie zu digitalisieren“, erklärt Alina Gedde, Digitalexpertin von Ergo. Wer das plant, sollte die analogen Originale zunächst sortieren und – insbesondere bei einem großen Fundus – eine Auswahl treffen. Denn das Digitalisieren kostet Zeit und Geld. „Da rechnet sich am Schluss jedes einzelne Foto“, bestätigt Margit Hofgärtner vom Computermagazin Chip. Mit Lupe oder bloßem Auge heißt es dann: wegwerfen oder aufheben.
Auf gute Qualität der digitalisierten Fotos achten
Außerdem empfiehlt es sich, vorab zu überlegen, in welcher Qualität und zu welchem Zweck man die Bilder in eine Datei umwandeln möchte. Wer sie später ausdrucken oder vergrößern möchte, sollte auf eine hohe Auflösung achten. Eine Auflösung von 500 oder 600 dpi ist für den Druck eines hochwertigen Bildes notwendig. Für Internet oder Bildschirme reicht eine Auflösung von 72 oder 96 dpi – dafür wird deutlich weniger Speicherplatz benötigt. Zum Speichern empfehlen sich für eine breite Kompatibilität die Dateiformate JPEG oder PNG.
„Die qualitativ besten Ergebnisse erzielt das Digitalisieren von Negativen“, erläutert Digitalexpertin Gedde. „Sie haben die höchste Auflösung sowie Farbgenauigkeit und bieten den größten Kontrastumfang.“ Wer nur ein paar Dias oder Negative besitzt, sollte diese professionell digitalisieren lassen, rät Chip-Expertin Hofgärtner. An spezialisierten Unternehmen herrscht kein Mangel. Ihre Dienste bieten sie meist in verschiedenen Qualitätsstufen und zu unterschiedlichen Preisen. Häufig liegt die Standardauflösung bei 2700 dpi. Als Richtpreis fürs Scannen in Standardauflösung bis 500 Dias kann man rund 15 Cent pro Stück zugrunde legen. „Am besten probiert man vorher ein paar Anbieter mit Probescans aus und vergleicht dann die Ergebnisse“, rät Hofgärtner. Wichtig bei der Auswahl des Dienstleisters ist es zudem, auf Seriosität zu achten und die allgemeinen Geschäftsbedingungen sorgfältig zu prüfen. Denn schließlich vertraut man dem Unternehmen seine privaten Fotos an.
Für Dias gibt es eigene Scanner
Dias lassen sich auch mit speziellen Dia-Scannern auf eigene Faust digitalisieren. „Hier ist es wichtig, auf eine hohe Bildauflösung zu achten“, so Ergo-Expertin Gedde. „Außerdem gilt es, die Dias vorher von Staub und Fingerabdrücken zu befreien sowie den Glasrahmen zu entfernen, um Reflexionen zu vermeiden.“
Doch auch entwickelte Bilder lassen sich mit ein paar Kniffen gut digitalisieren. So bietet etwa eine Scanner-App eine einfache Möglichkeit, alte Bilder mit dem Smartphone oder Tablet zu digitalisieren. Die Anwendungen nutzen dafür die Kamera des Geräts und ermöglichen es, das aufgenommene Bild zu korrigieren, zuzuschneiden und in verschiedenen Formaten zu speichern. Smartphone-Nutzer müssen dafür zum Beispiel das Bild aus mehreren Perspektiven abfotografieren. „Dabei sollten sie keinen Zoom verwenden und auf gute Lichtverhältnisse achten, um Reflexionen zu vermeiden“, rät Gedde. Die App erstellt dann aus den einzelnen Aufnahmen eine digitale Version. „Die Qualität hängt dabei allerdings stark von der Handykamera ab“, so die Digitalexpertin. Die Bilder werden automatisch auf dem Gerät gespeichert, mit dem sie aufgenommen wurden – sie können dann von dort aus etwa auf eine externe Festplatte gezogen oder in einen Cloudspeicher hochgeladen werden. Einige Scanner-Apps sind sogar kostenlos verfügbar.
Eine weitere Möglichkeit sind Multifunktionsscanner – damit lassen sich nicht nur Dokumente, sondern auch alte Fotos in digitale Formate umwandeln. Moderne Scanner verfügen bereits über eine hohe Auflösung und Farbtiefe für eine gute Digitalisierung. „Insgesamt eignet sich das Einscannen vor allem bei einzelnen Fotos und ist einfach in der Handhabung, nimmt allerdings viel Zeit in Anspruch“, so Gedde. Wer Fotoalben digitalisieren möchte, sollte zu einem sogenannten Albumscanner greifen. Dieser wird auf die Fotos gestellt und speichert sie auf einer SD-Karte. Mit vielen Modellen lassen sich auch Negative oder Dias digitalisieren.
VHS-Kassetten mit einem Video-Grabber digitalisieren
Eine weitere Möglichkeit ist das händische Abfotografieren mit einem Smartphone oder einer Kamera. Hierbei ist es wichtig, auf eine hohe Auflösung und einen guten Fotosensor zu achten. Ein Stativ und mehrere Lichtquellen, die nicht direkt auf das Foto gerichtet sind, sorgen für klare und scharfe Bilder. „Darüber hinaus sollten die Fotografen eine Normalbrennweite mit einer Blende zwischen 5 und 8 einstellen“, rät Gedde. „Um Spiegelungen zu vermeiden, gilt es zudem, den Blitz zu deaktivieren und gewölbte Bilder zu glätten.“
Nicht nur analoge Bilder und Dias, auch alte Videoaufnahmen können mit der Zeit unbrauchbar werden – vor allem auch, weil es die Abspielgeräte irgendwann nicht mehr geben wird. Wer noch alte VHS-Kassetten im Schrank hat, kann diese mit einem sogenannten Video-Grabber oder einem Capture-Stick sowie den mitgelieferten Programmen für PC oder Laptop in digitale Dateiformate wie MP4 umwandeln.
Wichtig bei allen digitalisierten Bildern und Videos ist es, Sicherheitskopien anzufertigen oder die Dateien auf einem Cloudspeicher hochzuladen. Den Festplatten, USB-Sticks und SD-Speicherkarten können kaputtgehen – dann sind die Dateien unwiederbringlich verloren. Und dann hätte die Digitalisierung ihren Zweck verfehlt, die Erinnerungen zu bewahren.