Sei es die Eröffnung eines Girokontos, die Aufnahme eines Kredites oder der Abschluss eines Mobilfunkvertrages. Früher oder später hat jeder mal etwas mit der Schufa (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) zu tun. Dabei ist die Schufa keineswegs staatlich, sondern eine private Auskunftei, die unter anderem für Banken, Sparkassen und Versandhäuser eingerichtet worden ist. Hier ist schon der erste Merkposten: Die Kunden der Schufa sind nicht Verbraucher, sondern Unternehmen, die zum Teil auch ihre Eigentümer sind.
Das Geschäftsmodell der Schufa, dessen jährlicher Umsatz immerhin 250 Millionen Euro beträgt, funktioniert nur mit unseren Daten. Diese erhält die Schufa bislang aus öffentlichen Verzeichnissen oder eben von ihren Unternehmenskunden. Anhand von persönlichen Daten wie Name, Adresse, Bankkonten, laufende Kredite und unbezahlte Rechnungen wird die individuelle Zahlungswahrscheinlichkeit berechnet und in einem Basis-Score zusammengefasst. Hier nun der zweite Merker: Der Schufa wird immer wieder Intransparenz vorgeworfen, da sie nicht offenlegt, wie der Scorewert ermittelt oder konkret beeinflusst wird. Dies betrachtet die Schufa als Geschäftsgeheimnis.
Über die neue App „Bonify“ erfahren Verbraucher, wie die Schufa sie einschätzt
Richtig zufrieden scheint die Schufa in Zeiten von Big Data und KI mit der eigenen Datenqualität aber auch nicht zu sein. So versucht sie bereits seit einiger Zeit auf verschiedenen Wegen an mehr qualitative Verbraucherdaten zu kommen. Ganz aktuell mit der Bonify-App.
Der neue Deal heißt „Bonität für Daten!“. Über die Plattform Bonify soll jedem, der es wünscht, ein eigenes digitales Datencockpit zur Verfügung gestellt werden. Dort soll dann jederzeit und kostenfrei der Basis-Score nebst gespeicherten Schufa-Daten einsehbar sein. Durch Simulationen soll man sich anzeigen lassen können, wie sich beispielsweise eine weitere Kreditkarte auf den Score auswirkt. Insbesondere Überschuldete sollen sich so einen besseren Überblick über ihre finanziellen Möglichkeiten verschaffen und durch die Bereitstellung eigener Daten ihren Score aktiv verbessern können.
Bonify kann ein Einblick auf das eigene Girokonto eingeräumt werden
Dazu soll man Bonify am besten auch den Einblick aufs eigene Girokonto sowie allen Transaktionen einräumen. Ergibt die Analyse, dass sich der Score verbessert, würde die Schufa informiert werden. Alles natürlich freiwillig.
Wie freiwillig ist das aber wirklich? Gerade Menschen in finanziellen Schwierigkeiten haben ein großes Interesse an einer „guten Schufa-Auskunft“. Wenn sie durch ihre Daten den Score verbessern können, bleibt ihnen gar keine andere Wahl, als diese zu liefern. Erwägung wie Privatsphäre und Datenschutz fallen im Zweifel hinten runter. Eine wirklich freie Entscheidung ist dies kaum.
Der Datenhunger der App wirft allerlei Fragen auf
Aber auch für alle anderen ist die digitale Datenspende an die Schufa nicht unproblematisch. Was passiert mit meinem Score, wenn ich nicht beim Datenliefern mitmache, vielleicht auch nur, weil mein Score bislang schon sehr gut war? Die Bonitätsbewertungen derjenigen, die Daten liefern, werden immer genauer. Muss sich dann mein Score nicht zwangsläufig verschlechtern, auch wenn sich nichts geändert hat? Wie sicher nach dem kürzlich bekannt gewordenen Datenleck bei Bonify die Verbraucherdaten wirklich sind, bleibt auch ungewiss.
Man sollte es sich also sehr gut überlegen, ob man wirklich der Schufa seine Daten schenken will.