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Finanzkolumne: Verbraucherzentrale: Gute Finanzberatung kostet Geld

Finanzkolumne

Verbraucherzentrale: Gute Finanzberatung kostet Geld

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    Wessen Finanzempfehlung kann ich mehr vertrauen?
    Wessen Finanzempfehlung kann ich mehr vertrauen? Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild, dpa ((Symbolbild)

    Wessen Finanzempfehlung kann ich mehr vertrauen? Der des Finanzverkäufers, der nur bezahlt wird, wenn der Kunde der Empfehlung folgt und einen Vertrag abschließt oder der desjenigen, der unabhängig von einer Abschlussentscheidung nur für die Beratung selbst bezahlt wird? Provisionsvertrieb oder Honorarberatung, was ist für Privatkunden besser? 

    Auch wenn wir uns aus Verbraucherschutzsicht für Honorarmodelle aussprechen, ist das nicht immer eindeutig zu beantworten. So gibt es gute klassische Finanzvermittler, wie es auch schlechte Honorarberater gibt. Und hier beginnen die Herausforderungen: Das Modell der Honorarberatung ist nur dem Provisionsmodell überlegen, solange es von "echten Honorarberatern" angeboten wird. Wer ernsthaft Honorarberatung betreiben will, benötigt eine Zulassung und tritt unter einer der rechtlich geschützten Bezeichnungen nach außen auf. 

    Der Berater sollte keine Provisionen kassieren

    Man wird also Honorar-Finanzanlagenberater nach § 34h GewO oder auch der unabhängige Honorar-Anlageberater nach § 93 WpHG. Marketingtechnisch regelrechte Katastrophenbegriffe. In der Praxis sieht es daher immer häufiger anders aus. So wird überwiegend verkürzt nur vom Honorarberater gesprochen. Eine allgemein bekannte Bezeichnung, die kurz und prägnant eine positive Abgrenzung zum Finanz- oder Versicherungsverkäufer ermöglicht.

    Sascha Straub, Fachmann für den Bereich Finanzen bei der Verbraucherzentrale Bayern.
    Sascha Straub, Fachmann für den Bereich Finanzen bei der Verbraucherzentrale Bayern. Foto: Marcus Schlaf, Verbraucherzentrale Bayern

    Das Problem ist nur, dass sich letztlich jeder Honorarberater nennen kann, da es keinen gesetzlichen Schutz gibt. Für jemanden, der sein Geld im Provisionsvertrieb verdient, eine schöne Möglichkeit, sein Image aufzupolieren und so auf Kundenfang zu gehen. Zum Leidwesen der seriösen Honorarberatung in Deutschland. 

    Dieser erlaubte "Etikettenschwindel" ist so erfolgreich, dass sich sogar Mischformen wie die Honorarvermittlung eine eigene Marktnische erobern konnten. Hier kann der Kunde vermeintlich von den Vorteilen von Honorar und Provision profitieren. Messbare Vorteile hat aber am Ende regelmäßig nur der Vermittler. Der Begriff der Honorarberatung nutzt sich dabei stetig ab und verliert an Glaubwürdigkeit. Wie kann das aufgehalten werden? 

    Die Branche braucht Transparenz bei den Honoraren

    Die seriöse und gute Honorarberatung braucht als Erstes einen wirksamen gesetzlichen Bezeichnungsschutz, der praxisgerecht kommuniziert und allgemein verstanden wird. Der Versicherungsbereich macht es vor: Hier gibt es schon lange den Versicherungsberater, der ganz ohne Provisionen berät. 

    Honorarberatung wird zudem an der Qualität der Beratung gemessen. Die Beratungskosten spielen daher für den Kunden eine entscheidende Rolle. Durch eine Honorarordnung in Anlehnung an die der Rechtsanwälte oder Steuerberater könnte hier die nötige Transparenz und Vergleichbarkeit geschaffen werden. 

    Honorarberatung ist kein Selbstläufer. Viele Hürden sind zu überwinden und sie bleibt weiterhin Angriffen und Sabotageakten aus dem Provisionslager ausgesetzt. Wenn aber sichergestellt wird, dass wo Honorarberatung draufsteht, diese auch drin ist, profitieren am Ende vor allem wir Verbraucher.

    Zur Person: Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfragen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern.

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