Erst wenn das Wasser abgeflossen ist, zeigt sich das ganze Ausmaß der Schäden, die der Starkregen im Juni in Teilen Bayerns angerichtet hat. Wie läuft die Schadensregulierung ab?
Die reine Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung schützt nur gegen die Naturgefahren Sturm und Hagel sowie gegen Feuer und Leitungswasser. Überschwemmung ist in der Grundversicherung nicht enthalten. Hierfür ist eine Elementarschadenversicherung im Rahmen der Wohngebäude- oder Hausratversicherung notwendig.
Besonders wichtig: Alle Schäden dokumentieren
Allerdings sind nur etwa 45 Prozent der Wohngebäude in Bayern gegen Überschwemmung versichert. Die dafür notwendige Elementarschadenversicherung als Zusatz zur Wohngebäudeversicherung ist immer noch nicht die Regel, obwohl ihre Sinnhaftigkeit inzwischen auf der Hand liegt. Auch wer weit entfernt von Flüssen oder Bächen wohnt, kann von Hochwasser betroffen sein. Immer häufiger treten Hochwasser an Stellen auf, an denen man sie gar nicht erwartet. So kann es zum Beispiel sein, dass das Wasser aus der Kanalisation in ein Wohngebiet drückt. Durch den Klimawandel wird es in den nächsten Jahrzehnten vermehrt zu Starkregenereignissen kommen.
Staatliche Hilfen bleiben die Ausnahme. Zwar hat das bayerische Kabinett am 5. Juni 2024 ein Hilfspaket von „100 Millionen plus x“ beschlossen, aber da es für Privathaushalte und Unternehmen gilt und zeitlich begrenzt ist, wird es nicht für alle reichen.
Den jeweiligen Schaden auch der richtigen Versicherung melden
Ob Versicherung oder Hilfe: Wichtig ist, dass Betroffene alle Schäden dokumentieren. Am besten mit aussagekräftigen und möglichst detaillierten Fotos oder Videos. Versicherte haben auch die Pflicht, Schäden zu minimieren. Nach dem Fotografieren sollte deshalb mit dem Aufräumen begonnen werden. Wer beispielsweise Wasser im Keller hat, sollte sofort nach der Schadensdokumentation mit dem Abschöpfen und Trockenlegen beginnen.
Danach – und so schnell wie möglich – sollte die Versicherung informiert und das weitere Vorgehen besprochen werden. Es ist wichtig, den jeweiligen Schaden der richtigen Versicherung zu melden. Dies kann telefonisch, per E-Mail, per Fax oder ganz klassisch per Brief geschehen.
Warum es so schwierig ist, eine Versicherung zu finden
Doch warum haben 55 Prozent der Hausbesitzer keine Versicherung? Oft sind es die Kosten. Wer an einem hochwassergefährdeten Fluss oder Bach wohnt, muss hohe Versicherungssummen von bis zu mehreren Zehntausend Euro pro Jahr zahlen. Die Verbraucherzentrale Bayern empfiehlt, Versicherungsangebote zu vergleichen und auf günstige Angebote mit hoher Selbstbeteiligung zu setzen. Für Verbraucher, die schon einmal von extremem Hochwasser betroffen waren, ist es allerdings schwierig, eine Versicherung zu finden.
Hausbesitzer, die eine Elementarschadenversicherung benötigen oder individuelle Fragen zu diesem Thema haben, können sich bei der Verbraucherzentrale Bayern individuell und unabhängig beraten lassen.
Der Autor: Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfragen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern.