Vorsicht, Falle: Wollen Reisende außerhalb der Eurozone am Automaten Bargeld abheben oder eine Rechnung am Bezahlterminal von Hotel oder Geschäft online begleichen, müssen sie sich innerhalb von Sekunden entscheiden: Gleich bequem in Euro umgerechnet? Oder den Betrag besser in der Landeswährung akzeptieren? Weil die meisten Touristen unsicher sind in fremdem Geld wie Pfund, Dollar, Forint, Dirham oder Kronen, drücken sie meist spontan die Eurotaste. Doch das intuitive Ja zur Heimatwährung kommt sie teuer zu stehen.
Verdeckte Aufschläge verteuern jede Transaktion blitzartig, wie Sascha Straub, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bayern warnt. Häufig um happige 10 Prozent, oft sogar noch mehr. Sich vor Reisebeginn schlau zu machen, kann gegen die Kostenfallen helfen.
Versteckte Gebühren: So erkennen Sie die Tricks
„Urlauber sollten auf der Hut sein“, rät Straub. Was vor ein paar Jahren mit vereinzelten verdeckten Aufschlägen für den Eurokurs begann, hat sich zu einer Art Geschäftsmodell entwickelt. Nach einer Untersuchung von Finanztest ist das verlockende Angebot, den Auszahlbetrag oder die fällige Rechnung bequem in Euro belasten zu lassen, in nahezu allen Nicht-Euro-Ländern weitverbreitet. „Dynamic Currency Conversion“ nennt sich die Sofortumrechnung. Auf den ersten Blick scheint es ein freundlicher Service zu sein, dass die ausländische Bank den Betrag gleich in Euro umgerechnet anbietet, wie Kathleen Altmann vom Bundesverband deutscher Banken erklärt. Doch Bequemlichkeit hat ihren Preis: Der Wechselkurs ist dann deutlich schlechter, Gebühren kommen auch noch obendrauf.
Diese Geschäftemacherei lauert nicht nur beim Geldabheben am Automaten. Sie ist auch beim Auschecken aus Hotels allgegenwärtig, beim Essengehen, Tanken, Shoppen oder beim Einkaufen in Supermärkten – immer dann, wenn Reisende bargeldlos zahlen wollen. Nicht zur Sofortumrechnung verleiten lassen, rät Altmann. Ob am Flughafen, in Metropolen wie London, Kopenhagen oder Prag, in Reiseländern wie Polen, Ungarn, den Arabischen Emiraten, in der Schweiz, Thailand oder USA – überall versuchen lokale Händler und Banken dabei mitzuverdienen.
Auch wenn der Euro vertraut ist: Auf Reisen sei der angezeigte Betrag in der Landeswährung immer die günstigere Variante, betont Straub. Denn: Bei der Direktumrechnung wird stets ein schlechterer Kurs angesetzt und mehr Provision abgezogen, als es die Heimatbank zu Hause tut. Wer im Urlaub zum Beispiel insgesamt 700 Euro am Geldautomaten zieht, hat allein durch die Sofortumrechnung bis zu 70 Euro Mehrkosten am Hals und mehr. Teilweise summiert sich der Aufschlag auf bis zu 13,7 Prozent, wie Finanztest herausfand. Selbst dann, wenn ein Geldautomat in großen Lettern verspricht: „0% Commission“, also keine Gebühren oder „garantierter Wechselkurs“. Bereits ein pauschaler Zuschlag von fünf Prozent könne bei um bei umgerechnet 200 Euro schon einen Kursnachteil von zehn Euro bedeuten, so Altmann.
Aufgepasst: Oft wird auch noch trickreich nachgehakt und gezielt verunsichert. So kann zum Beispiel bei Geldautomaten plötzlich das Display rot blinken, wenn der Kunde auf die Umrechnung in Euro verzichtet. Das Warnsignal soll aufschrecken und dazu verleiten, letztlich doch die Eurotaste zu drücken. Beim bargeldlosen Zahlen in Geschäften oder an Tankstellen ist die Eurosumme manchmal auch farbig hervorgehoben, damit der Kunde instinktiv die Okaytaste drückt. Klappen die Tricks, müssen die Betreiber deutlich weniger Geld auszahlen als sonst üblich. Je kleiner der Betrag, desto mehr zahlen die Touristen in der Regel drauf.
Das Perfide an der Masche: Die meisten Urlauber merken vor Ort nicht einmal, dass sie mit der Sofortumrechnung in Euro ein schlechtes Geschäft gemacht haben, wie Straub erläutert. Die Aufschläge passieren im Hintergrund. Auch wer nicht gern in der Landeswährung rechnet oder den aktuellen Wechselkurs nicht kennt, solle lieber auf die bequeme Euro-Option verzichten, empfiehlt Straub. Das spare Geld.
Das gilt auch fürs Bezahlen an Ladenkassen. Wer seine Rechnung in Forint, Dollar oder schwedischen Kronen begleicht, macht alles richtig. Dann ist die lokale Bank gezwungen, den Betrag in der Landeswährung an die Bank daheim zu melden. Und diese rechnet in der Regel zum deutlich besseren Kurs um.
Bargeld schon zu Hause zu tauschen, bringt keinen Vorteil
Die verdeckten Extrakosten fielen oft nicht einmal nach der Reise auf, so Straub. Auf dem Kontoauszug daheim erscheint nur der Eurobetrag, der im Urlaub in Rechnung gestellt wurde. Kein Wechselkurs. Nur, wer ohne Sofortumrechnung ähnlich viel Geld abgehoben oder woanders in Landeswährung mit Karte eingekauft hat, kann den Unterschied bemerken. Aber dann ist es zu spät.
Beschweren bei der Hausbank daheim bringt nichts. Für den schlechten Kurs plus Aufschlag sind die Automatenbetreiber respektive die Zahlungsdienstleister im Urlaubsland zuständig. Genau die sind es auch, die den Mehrbetrag kassieren.
Bargeld schon zu Hause tauschen, um Automatenkosten auf Reisen zu vermeiden, ist trotzdem nicht ratsam. Bei den meisten Währungen sei der Kurs am deutschen Bankschalter schlechter als im Ausland, heißt es beim Bankenverband. Für den Tausch vor Ort gilt dann: lieber am Geldautomaten einer Bank wechseln lassen als in Hotels oder Wechselstuben an Flughäfen.
Grundsätzlich gilt: Wer auf Reisen außerhalb der Eurozone nicht unnötig viel draufzahlen will, sollte sich am besten schon vorher über die Landeswährung informieren, empfiehlt Straub. Der Währungscheck geht ganz flink mit der kostenlosen App „Reise und Geld“ des Bankenverbands. Damit lassen sich rund 160 Währungen umrechnen. Wer viel reist, sollte eine Kreditkarte oder Girocard nutzen, deren Einsatz möglichst geringe Gebühren kostet. Geht der Urlaub zu Ende, sollte die übrig gebliebene Fremdwährung noch im Urlaubsland zurückgetauscht werden. Das kommt billiger als später zu Hause.