Die Würstchen brutzeln auf dem Grill, die Nachbarn sind zu Besuch und die Gartenparty kann beginnen: Wenn der Sommer kommt, wird der Grill angeworfen und die tägliche Hauptmahlzeit nach draußen verlegt. Das ist eine Art Reflex hierzulande, wo die Zubereitung von Fleisch und auch Gemüse über dem offenen Feuer zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen der Menschen zählt. Mitunter leidet aber die Umwelt – dabei ist nachhaltiges Grillen gar nicht so schwer. Die wichtigsten Tipps:
Herkunft der Grillkohle
Beim Kauf von Grillkohle muss man vorsichtig sein: Mitunter steckt in den Kohlesäcken Tropenholz aus illegalen oder ungeklärten Quellen, ergab eine Untersuchung der Stiftung Warentest im vergangenen Jahr. Sicherheit versprechen die freiwilligen Siegel PEFC und FSC, die mit ihren Vorgaben teilweise über die Regulierungsmaßnahmen der EU-Gesetze hinaus gehen, vor allem aber über die Vorschriften vieler anderer Länder. Die Siegel garantieren zudem eine gute Behandlung der Menschen, die mit dem Wald zu tun haben. Auch das Naturland-Label ist aus Sicht der Stiftung Warentest empfehlenswert. Wer zudem schadstoffarm produzierte Ware einkaufen möchte, kann sich am Siegel DIN EN 1860-2 orientieren. Alternativ gibt es Briketts aus Abfallprodukten wie Olivenkernen, Kokosnussschalen oder Bambus. Altholz, Nadelbaumzweige oder Papier gehören jedoch nicht in den Grill, denn sie können beim Verbrennen krebserregende Stoffe freisetzen.
Mehrweg- statt Einweggrill
Klar, so ein Einweggrill hat einige handfeste Vorteile: Er ist leicht zu transportieren, günstig und praktisch für Gelegenheitsgriller. Für die Umwelt hat er jedoch auch viele Nachteile: Ein hoher Energieaufwand für die Produktion steht dem einmaligen Einsatz gegenüber, bevor das Produkt schon wieder auf dem Müll landet. "Mehrweggrills sind da deutlich nachhaltiger", betont Jonas Weinknecht, Umwelt- und Klimaschutzexperte bei der Ergo Versicherungsgruppe. "Ob Holz-, Elektro- oder Gasgrill ist dabei Geschmacksfrage." Wer doch mal zum Einwegmodell greifen möchte, der kann auch auf biologisch abbaubare Modelle aus Holz oder Pappe zurückgreifen.
Wachs-Anzünder statt Chemie
Auch der richtige Grillanzünder ist wichtig für die Umweltverträglichkeit des Grillabends. Schlechte Grillanzünder sind ein Graus – sie sind nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern sie stinken auch. Das Ganze setzt sich in die Grillkohle ab, deren Dämpfe wiederum ins Fleisch ziehen. Das ist weder lecker noch gesundheitsförderlich. Anstelle von chemischen Anzündern sei es besser, Kaminanzünder aus in Wachs getränkter Holzwolle zu verwenden, rät Umweltexperte Weinknecht. Nachhaltige Alternativen sind flüssige Grillanzünder auf Pflanzenbasis. Sie lassen sich ebenfalls am FSC-Siegel erkennen. Grillprofis entzünden die Kohle mitunter auch mit einem kleinen Glasflammgerät, wie man es auch beim Flambieren benutzt. So etwas hat aber nicht jeder zu Hause herumliegen.
Umweltfreundliches Zubehör
Plastikteller und -besteck sowie Aluschalen gehören für viele Menschen immer noch zur Standard-Grillausrüstung. Es geht aber auch umweltfreundlicher: Mit gusseisernen Pfannen kann man die Aluschalen ersetzen. Geschirr aus gepressten Palmblättern ist eine nachhaltige Alternative zum üblichen Wegwerfgeschirr – es ist abwaschbar und robust genug, um mehr als eine Grillparty zu überstehen, und landet dann, wenn es irgendwann unansehnlich wird, in der Biotonne oder auf dem Kompost. Und wer auch bei den Grillspießen auf Nachhaltigkeit achten möchte, sollte Artikel mit dem FSC-Siegel kaufen oder am besten gleich auf wiederverwertbare Metallspieße zurückgreifen.
Regionale Lebensmittel
Beim Grillgut gilt, möglichst saisonal und regional einzukaufen, um lange Transportwege zu vermeiden. Nicht zuletzt angesichts der jüngsten Skandale in der Fleischindustrie ist es grundsätzlich besser, das Fleisch frisch beim Metzger anstatt beim Discounter zu kaufen. Da bei der Fleischproduktion viel klimaschädliches CO2 freigesetzt wird, sollten zudem auch die Beilagen nicht zu kurz kommen: Gemüse macht sich bei einem Grillabend nicht nur in Form von bunten Salaten gut, sondern schmeckt auch gefüllt und gegrillt. Wer gerne Fisch grillt, sollte beim Kauf auf das MSC-Siegel achten, das für nachhaltige Fangmethoden steht.
Müll wegräumen
Wer in der freien Natur grillt, sollte den Platz so verlassen, wie er davor aussah. Das bedeutet, alle Reste und Verpackungen wieder mitzunehmen und richtig zu entsorgen. Das ist bei Glasflaschen wichtig, denn unter Sonneneinstrahlung können Flaschen und Glasscherben wie eine Brennlupe wirken, ausgetrocknete Gräser, Reisig und Hölzer entzünden und so Waldbrände auslösen. Darauf weist der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen hin. Die kalte Asche gehört entweder in den Restmüll oder auf den Komposthaufen. Und übrig gebliebenes Grillgut schmeckt auch am nächsten Tag noch.
Lesen Sie dazu auch:
- Wenn aus dem Grillen ein Versicherungsfall wird
- Wird der Corona-Sommer zum Horror für Natur und Tiere?
- Umweltschutz: Mit diesen Tricks wird der Müll beim Grillen weniger
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.