Jeder, der früher ein neues Handy gekauft hat, kennt die Tüftelei, wenn es darum geht, anfangs die Chipkarte einzusetzen, um es in Betrieb zu nehmen. Noch gibt es die Plastik-SIM-Karte fürs Handy – aber immer mehr Hersteller setzen auf ein neues System: Die sogenannte eSIM soll Ressourcen einsparen und den Kunden einen einfacheren Tarifwechsel ermöglichen. Fachleute sind überzeugt, dass sich die eSIM am Markt durchsetzen werde – trotz mancher Nachteile, die es ebenfalls gibt.
Worum geht es bei der eSIM-Karte?
Ob im Mini-, Mikro- oder Nanoformat: Herkömmliche Plastik-SIM-Karten müssen ins Smartphone extra eingelegt werden. Einfacher funktioniert die neue eSIM: Sie besteht aus einem Chip, der im Gerät fest verbaut und plastikfrei ist. Alle zum Telefonieren, Surfen und Gamen benötigten Mobilfunkdaten sind darauf hinterlegt.
Der Clou dabei: Bei Bedarf können die Daten umgeschrieben werden. Wer seinen Anbieter oder Tarif wechselt, benötigt daher keine neue SIM. Es muss auch keine alte Karte weggeworfen werden. Stattdessen wird die eSIM schlicht umprogrammiert. „Der eSIM gehört die Zukunft. Sie spart Plastik und wertvolle Rohstoffe, die in klassische SIM-Karten eingebaut werden“, sagt deshalb Henning Gajek vom Verbraucherportal Teltarif.de. Die Abkürzung „e“ steht für „embedded“, was auf Deutsch so viel wie ins Handy „eingebettet“ oder „integriert“ bedeutet.
Wie läuft die eSIM-Nutzung praktisch ab?
Nach der Buchung eines Tarifs überträgt der Provider das sogenannte eSIM-Profil mit allen Daten elektronisch auf den Chip und aktiviert den Vertrag. Oder die Nutzerin und der Nutzer erledigen das selbst mittels eines QR-Codes, den sie vom Anbieter erhalten und einscannen. Der physische Versand einer SIM-Karte ist in beiden Fällen unnötig. Das macht den Tarifwechsel so schnell. Eine Online-Bestellung des neuen Tarifs und eine WLAN-Verbindung zur Aktivierung reichen aus. Es können auch mehrere Profile nebeneinander auf den Chip aufgespielt und abwechselnd verwendet werden. Das ist praktisch für alle, die zwei SIM-Karten – etwa für berufliche und private Zwecke – nutzen.
Einen weiteren Vorteil gibt es speziell für Urlauber und Geschäftsreisende: Sie bekommen daheim schon Zugang zu Tarifen in fernen Ländern, wo der heimische Vertrag nicht gilt oder zu teuer ist. Eine SIM-Karte aus dem Reiseland ist preislich oft weit günstiger. „Interessant wird das, wenn der Kunde mal eine Fernreise außerhalb der EU unternimmt und für das besuchte Land eine SIM-Karte braucht. Die eSIM bekommt er von spezialisierten Anbietern direkt als Software aufs Handy geliefert und kann sie nach Ende der Reise wieder löschen“, erläutert Teltarif.de-Experte Gajek.
Kleines Zusatzbonbon: Wer sich für eine eSIM entscheidet, muss sich beim Bestellen eines Tarifs keine Gedanken machen, ob eine Mini-, Mikro- oder Nano-SIM-Karte ins eigene Smartphone passt. Es muss auch keine SIM-Karte aus einem größeren Format herausgebrochen werden, was bereits zu Schäden führte. Auch mancher SIM-Karten-Schacht hat beim unsachgemäßen Öffnen und Schließen schon gelitten.
Welche Handys haben eine eSIM?
Smartphones mit eSIM gibt es laut Stiftung Warentest seit 2018 auf dem deutschen Markt. Von 408 Geräten, die die Stiftung seither untersuchte, verfügen immerhin 81 (knapp 20 Prozent) über eine eSIM. Sie kommen vornehmlich aus dem mittleren bis hohen Preissegment. Preisgünstige Handys für rund 275 bis 385 Euro gibt es aber auch (www.test.de, Suchwort Smartphones). Eine aktuelle Liste mit eSIM-Modellen der Hersteller Apple, Google, Huawei, Motorola, Nokia, Samsung, Sony und Xiamo stellt das Fachmagazin Netzwelt kostenlos bereit (www.netzwelt.de; Suchwort eSIM).
Wichtig zu wissen ist: Alle eSIM-Geräte in Deutschland haben derzeit noch einen Kartenschacht, in den auch eine Plastik-SIM geschoben werden kann. In den USA stellt der Herstellergigant Apple aber bereits auf reine eSIM-Smartphones um. So gibt es das iPhone 14 dort nur noch in der eSIM-Ausführung ohne Schacht. „Bei künftigen Apple-Modellen wird das auch hierzulande der Fall sein in ein bis zwei Jahren“, vermutet Teltarif-Fachmann Gajek.
Welche Nachteile hat die eSIM?
Neben einem eSIM-fähigen Mobilgerät benötigen die Nutzerinnen und Nutzer auch einen eSIM-Tarif. Das schränkt die Auswahl ein, weil es nicht alle Tarife bereits in einer eSIM-Variante gibt. „Besonders bei Prepaid-Tarifen ist das Angebot noch überschaubar“, sagt Martin Maciey vom IT-Fachmagazin Giga. Das Teltarif-Portal gibt einen aktuellen Tarif-Überblick (www.teltarif.de/esim-tarife). Ein Tipp: Beim Vergleichsportal Check24 kann der Suchfilter so eingestellt werden, dass nur eSIM-Tarife angezeigt werden.
Probleme können auch auftreten, wenn ein eSIM-Smartphone kaputtgeht. Die eSIM kann dann nicht in ein Ersatzgerät eingelegt werden, das zwingend eine Plastik-SIM benötigt. Zudem lassen sich die Tarife nicht mehr so einfach mit unterschiedlichen Geräten nutzen. „Man kann also zum Beispiel nicht vorübergehend mit dem Tablet ins mobile Datennetz gehen, indem man die SIM-Karte vom Smartphone einsetzt“, erläutert Giga-Experte Maciey.
Auch beim Datenschutz sieht er mögliche Schwachpunkte. Da die Mobilfunkdaten nur noch rein digital, statt auf einer echten Karte gespeichert sind, könne es Betrügern unter Umständen leichter fallen, fremde Tarife zu kapern – etwa indem sie den QR-Code abgreifen. Allerdings sind auch schon Plastik-SIM-Karten auf dem Postweg in falsche Hände geraten.