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Ernährung: Stiftung Warentest: So gut ist Mineralwasser wirklich

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Stiftung Warentest: So gut ist Mineralwasser wirklich

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    Im Sommer steigt die Nachfrage nach Mineralwasser. Wie gut sind die Produkte aber wirklich? Die Stiftung Warentest hat sie gecheckt.
    Im Sommer steigt die Nachfrage nach Mineralwasser. Wie gut sind die Produkte aber wirklich? Die Stiftung Warentest hat sie gecheckt. Foto: Jan Woitas, dpa

    Mit den Temperaturen steigt auch der Durst: „Analog zu den steigenden Temperaturen steigt die Nachfrage nach Mineralwasser“, erklärt Markus Humpert, Geschäftsführer von Franken Brunnen. Je nach Wetter werde von Mai bis September das meiste aufgrund der teilweise geschlossenen Gastronomiebetriebe weniger Mineralwasser verkauft als in den Jahren zuvor. Mit produzierten 12,4 Milliarden Litern ist natürliches Mineralwasser aber immer noch mit Abstand das Lieblingsgetränk der Deutschen, zeigen die Daten des Statistischen Bundesamtes.

    Die Stiftung Warentest hat für die aktuelle Ausgabe ihrer Zeitschrift Test 32 Mineralwässer mit hohem Kohlensäuregehalt getestet. Viele der getesteten Mineralwässer schnitten gut ab, acht bekamen von der Stiftung Warentest sogar die Note „sehr gut“ – darunter sechs günstige Handelsmarken. Allerdings stellen Spurenstoffe aus der Umwelt vermehrt die Reinheit des Mineralwassers infrage: In neun der 32 getesteten Produkte fand die Stiftung Warentest Süßstoffe oder Abbauprodukte von Pestiziden und Waschmittel. „Mögliche Ursachen der Verunreinigung können ein sanierungsbedürftiger Brunnen oder eine überstrapazierte Quelle sein“, sagt Stiftung Warentest-Expertin Sara Waldau. Die Mengen der Spurenstoffe im Test seien zwar gesundheitlich unbedenklich gewesen, bei den Produkten stelle sich aber die Bezeichnung „natürliches Mineralwasser“ infrage.

    Am schlechtesten schnitt eines der teuersten Mineralwasser im Test ab

    Das am schlechtesten bewertete Produkt war ausgerechnet eines der teuersten im Test: Das mit Bio-Qualität beworbene Wasser des Anbieters Carolinen. „Es wirbt mit Bio-Qualität, liefert diese aber nicht“, so Waldau. „Es enthielt Spurenstoffe aus der Umwelt.“ Dafür gab es in der Deklaration die Note Mangelhaft, insgesamt schnitt das Wasser knapp ausreichend ab.

    Doch was zeichnet ein Bio-Mineralwasser überhaupt aus? Laut Angaben der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser stammen mit dem Bio-Siegel zertifizierte Mineralwässer aus besonders reinen Quellen, die streng überwacht werden. „Dabei gelten noch mehr und noch strengere Vorschriften als für konventionelles Mineralwasser – immer auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Forschung.“ Dies bedeute für den Verbraucher mehr Sicherheit vor Nitraten, Pestiziden und anderen menschgemachten Gefährdungspotenzialen. Darüber hinaus setzen sich die entsprechend zertifizierten Betriebe aktiv für den Wasser- und Umweltschutz ein, indem sie die Umstellung zum wasser- und klimaschonenden Ökolandbau in ihrer Region fördern, ihre Quellen absolut nachhaltig bewirtschaften und ihre Getränke umweltfreundlich verpacken.

    Einige Marken bewerben ihre Produkte auch als „klimaneutral“. „Das bedeutet aber nicht, dass ein Mineralwasser emissionsfrei ist“, betont Stiftung Warentest-Expertin Waldau. Im besten Fall würden die Anbieter den Ausstoß von Treibhausgasen so weit wie möglich senken, aber nicht alle Emissionen würden sich vermeiden lassen. Letztere werden dann über die Unterstützung zertifizierter Klimaschutzprojekte kompensiert.

    Im Prozess um das umstrittene Getränk untersagte das Landgericht Nürnberg-Fürth 2011 einem Neumarkter Getränkehersteller die Verwendung des Begriffs "Bio-Mineralwasser" auf seinen Etiketten. Auch die Verwendung eines Bio-Logos auf den Wasserflaschen wurde verboten.
    Im Prozess um das umstrittene Getränk untersagte das Landgericht Nürnberg-Fürth 2011 einem Neumarkter Getränkehersteller die Verwendung des Begriffs "Bio-Mineralwasser" auf seinen Etiketten. Auch die Verwendung eines Bio-Logos auf den Wasserflaschen wurde verboten. Foto: Daniel Karmann, dpa (Archivbild)

    Besonders mineralstoffreich muss Mineralwasser übrigens gar nicht sein, auch wenn die Bezeichnung es vielleicht erwarten lässt. Wenn ein Mineralwasser mehr als 1500 Milligramm gelöste Mineralstoffe pro Liter enthält, gilt der Mineralstoffgehalt als hoch. Einen Überblick über die Mineralstoffzusammensetzung gibt der Analysenauszug auf dem Etikett. Und der gezielte Blick auf einzelne Mineralstoffe kann sich durchaus lohnen: Für alle, die Milchprodukte etwa aufgrund von Unverträglichkeiten meiden, ist es wichtig, auf besonders kalziumreiches Mineralwasser zu achten. Denn Kalzium stärkt die Knochen und ist wichtig für die Erregbarkeit von Nerven und Zellen.

    Auch Magnesium ist wichtig, denn es ist beteiligt am Aufbau von Knochen und stärkt ebenfalls die Erregbarkeit der Nerven. Natrium wiederum reguliert den Wasserhaushalt im Körper und ist wichtig für die Reizleitung in Nerven- und Muskelzellen. Allerdings dürfen Babys und Kleinkinder nur wenig Natrium zu sich nehmen – Mineralwässer, die zur Zubereitung von Babynahrung genutzt werden, sollten deshalb besonders natriumarm sein. Meistens sind die Etiketten mit dem Aufdruck „Für die Zubereitung von Babynahrung geeignet“ versehen.

    Leitungswasser selbst aufzusprudeln ist mitunter die bessere Wahl

    Mitunter kann auch Leitungswasser, das über einen Sprudler mit Kohlensäure versetzt wird, die bessere Wahl sein als Mineralwasser aus dem Supermarkt. Was Keime und kritische Substanzen betrifft, garantieren die Wasserwerke einwandfreies Leitungswasser bis zum Hausanschluss: „Das Trinkwasser größerer Trinkwasserversorger besitzt eine gute bis sehr gute Qualität“, fasst der aktuellste Bericht von Gesundheitsministerium und Umweltbundesamt vom Frühjahr 2021 zusammen. Sämtliche mikrobiologischen und chemischen Parameter würden zu mehr als 99 Prozent eingehalten.

    Bei vereinzelten Überschreitungen muss das Wasserwerk warnen und Gegenmaßnahmen wie etwa eine vorübergehende Chlorung des Trinkwassers einleiten. Geschmack und Mineralstoffgehalt des Leitungswassers unterscheiden sich jedoch je nach Wohnort. In Sachen Nachhaltigkeit schneidet Leitungswasser aber in jedem Fall besser ab als Mineralwasser: Schließlich wird es einfach aus dem Hahn gezapft und nicht in Flaschen abgefüllt, die dann wiederum mit Lastwagen zu Supermärkten gekarrt werden.

    Engpässe beim Leergut machen derzeit den Mineralbrunnen zu schaffen. So sei es derzeit nicht möglich, die Produktion weiter hochzufahren, weil es an Flaschen mangele, sagt Markus Humpert, Geschäftsführer von Franken Brunnen. Er ruft daher die Kunden dazu auf, leere Mehrwegflaschen regelmäßig zurückzubringen. Dies sei für eine reibungslose Produktion wichtig. „Weiterhin sind Aufrufe der Politik, sich einen Krisenvorrat an Mineralwasser anzuschaffen, gut gemeint. Uns fehlen aber dann Kästen.“

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