Geht es um Ernährung, lässt sich trefflich streiten. Neben überliefertem Wissen gibt es dazu unendlich viele Informationen, Empfehlungen und Meinungen. Etliche Aussagen stellen sich bei eingehender Betrachtung aber als Mythos heraus, sind unwahr, veraltet oder wurden aus dem Zusammenhang gerissen. Hier ein paar Beispiele:
Machen Kohlenhydrate dick? Nur wer mehr Kalorien zu sich nimmt, als er verbraucht, nimmt zu. Das ist theoretisch mit allen energiereichen Lebensmitteln möglich. Kohlenhydrate sind eine wichtige Energiequelle für unseren Körper. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung sollen mindestens 50 Prozent der Nahrungsenergie aus Kohlenhydraten bestehen. Lebensmittel aus hellem Mehl oder mit viel Zucker enthalten zwar leicht verdauliche Kohlenhydrate, aber wenig weitere positive Inhaltsstoffe. Sie werden schnell verdaut und sorgen für einen schnellen Anstieg der Blutzuckerwerte. Die sinken aber auch schnell wieder, nach dem Essen ist man schnell wieder hungrig. Daher sollte man weniger davon zu sich nehmen. Stattdessen besser auf komplexe Kohlenhydrate zum Beispiel aus Vollkorn setzen: Sie werden langsamer verdaut, lassen den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen und machen länger satt. Zusätzlich sorgen die ebenfalls im Vollkorn enthaltenen Ballaststoffe für eine länger anhaltende Sättigung.
Salat besteht hauptsächlich aus Wasser: Gesund oder ungesund?
Ist Salat gesund? Eine Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel ist wenig sinnvoll. Wie bei so vielem, spielen auch beim Essen Menge und Häufigkeit des Verzehrs eine große Rolle. Salat besteht zu etwa 95 Prozent aus Wasser. Er hat viel Volumen, sättigt also gut. Zur Versorgung mit wertvollen Inhaltsstoffen, wie Vitaminen und Mineralstoffen oder sekundären Pflanzenstoffen, trägt er weniger bei. Einige Sorten wie Rucola oder Feldsalat enthalten zwar mehr Vitamin C als grüner Salat, ein buntes Gemisch aus Salaten und vielen weiteren Gemüsen sorgt jedoch nicht nur für geschmackliche Abwechslung, sondern auch für ein Mehr an wertvollen Inhaltsstoffen. Wer Salat am Abend nicht gut verträgt, sollte ihn besser tagsüber essen und abends auf gegartes Gemüse setzen.
Sind Gemüsechips gesünder als Kartoffelchips? Auch wenn sich Gemüsechips gleich viel gesünder anhören – der Fettgehalt kann meist locker mit dem von Kartoffelchips mithalten. Und auch diese besondere Form der Knabberei bringt oftmals weitere ungünstige Zutaten mit sich, wenn sie nicht selbst gemacht ist: Neben Zucker ist oft auch Salz in größeren Mengen enthalten. Daher sollte man auch bei Gemüsechips eher sparsam zugreifen.
Faktencheck: Ist Honig eine gesunde Alternative zu Zucker?
Sind alternative Süßmacher wie Honig, Agavendicksaft oder Ahornsirup gesünder als Zucker? Honig, Agavendicksaft oder Ahornsirup enthalten zwar noch Spuren an Mineralstoffen, Vitaminen oder Enzymen, sind aber nicht wirklich besser als normaler Haushaltszucker. Auch sie sind energiereich und können bei übermäßigem Verzehr zur Gewichtszunahme beitragen. Außerdem enthalten auch die Alternativen wenig weitere wertvolle Inhaltsstoffe und erzeugen Karies. Auch für Süßungsmittel gilt: Weniger ist mehr!
Werden gehackte Zwiebeln giftig? In manch einem Rezept findet sich der Hinweis, frische gehackte Zwiebeln erst kurz vor dem Servieren zuzufügen. Und schon Oma wusste, dass man Speisen mit rohen Zwiebeln nicht aufbewahren soll. Doch warum? Der Saft frisch geschnittener oder gehackter Zwiebeln reagiert mit dem Sauerstoff aus der Luft und lässt sie bitter und metallisch schmecken. Giftig sind sie dann aber nicht. Geschnittene Zwiebeln sind aber ein guter Nährboden für Mikroorganismen und verderben schnell. Wer Speisen mit Zwiebeln länger aufbewahren will, sollte die Zwiebeln entweder separat hinzufügen oder sie vorher andünsten (auch wenn das den Geschmack etwas ändert).
Zur Person: Anja Schwengel-Exner ist Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern.