Dass in Schokolade, Cola oder Gummibärchen viel Zucker steckt, ist kein Geheimnis. Gesund ernährt sich, wer auf die süßen Leckereien verzichtet, möchte man meinen. Doch so einfach ist es nicht. Auch in Tomatensoße, Cerealien oder in Joghurt steckt eine Menge Zucker. Wie Stiftung Warentest im aktuellen Magazin Test berichtet, isst der durchschnittliche Verbraucher 90 Gramm Haushaltszucker am Tag. Das entspricht 29 Stück Würfelzucker, die wir Tag für Tag zu uns nehmen. Experten halten nur gut die Hälfte für tolerierbar.
Stiftung Warentest: Viel Zucker in Produkten
Grundsätzlich ist Zucker als Energielieferant nicht schlecht, sagt Daniela Krehl, Ernährungsexpertin der bayerischen Verbraucherzentrale: „Es kommt auf die Menge an.“ Krehl spricht von „leeren Kalorien“, die im Zucker stecken. Ein Würfel von etwa drei Gramm liefert zwölf Kalorien. So biete der süße Stoff zwar eine Menge Energie für unseren Körper, aber kaum Mineralstoffe und Vitamine. Was das bedeutet, kann gut am Beispiel der süßen Softdrinks veranschaulicht werden. Wer Cola oder Limonade trinkt, nimmt sehr viel Zucker und Kalorien zu sich. „Kurzzeitig fühlt man sich danach vielleicht fit, zu einer Sättigung führen die vielen Kalorien aber nicht“, sagt die Ernährungsexpertin.
Vor zwei Jahren kündigte die Bundesregierung an, eine Strategie zur Reduzierung des Zuckergehalts von Fertigprodukten zu entwickeln. Hersteller sollen den Zucker in bestimmten Lebensmitteln bis 2020 um mindestens zehn Prozent verringern. Die Stiftung Warentest hat nun 60 gesüßte Produkte eingekauft und untersucht. Ihr Fazit: Der Zuckergehalt der Produkte ist so hoch wie vor Jahren.
Der Zuckergehalt von Cornflakes, Fruchtjoghurts, Ketchups, Barbecuesoßen oder Colas ist seit Jahren praktisch gleich. In einer Portion des Frühstücks-Müslis „Kellog’s Smacks“ stecken demnach acht Stück Würfelzucker, im Joghurt „Knusper Schoko Balls“ von Müller mehr als vier Stück, rund 14 Stück in der Orangenlimonade von Orangina und etwa vier Stück Würfelzucker finden sich in 120 Gramm der Kindertomatensoße der Firma Eden.
Frühstückscerealien enthalten oft mehr Zucker als Cola
Anstatt über den hohen Zuckergehalt in den Produkten zu informieren, stülpe die Industrie dem Verbraucher die Verantwortung über, die Zufuhr selbst zu kontrollieren, kritisiert die Stiftung Warentest. Unternehmen wie Nestlé oder Unilever haben deshalb eine sogenannte Ampelkennzeichnung auf ihren Produkten angekündigt. Sie soll die Zucker-, Fett- und Salzanteile über Farben sichtbar machen – rot für viel, grün für wenig. Allerdings gelten die Angaben für Portionsgrößen, welche die Konzerne selbst festlegen können. Ernährungsexpertin Krehl sagt: „Diese Portionsgrößen haben mit der tatsächlichen Größe einer Mahlzeit oft nichts zu tun.“ Sie fordert deshalb eine einheitliche Ampelregelung auf der Vorderseite der Verpackung von Lebensmitteln.
Voll verzuckert – That Sugar Film – Trailer 1
„Der Verbraucher muss auf den ersten Blick sehen können, wie viel Zucker im Produkt steckt.“ Nur durch ausreichende Kennzeichnung könne der Kunde im Supermarkt erkennen, wo Zuckerfallen lauern. Denn auch in vermeintlich gesunden Lebensmittel kann viel Zucker versteckt sein. „Wichtig ist es dabei, die verschiedenen Zuckerarten zu unterscheiden“, sagt Krehl. Grundsätzlich sei Fruchtzucker gesünder als Haushaltszucker. Allerdings nur, solange er tatsächlich in der Frucht steckt und nicht künstlich isoliert wurde. Oftmals finde sich der isolierte Fruchtzucker beispielsweise in Erfrischungsgetränken. „Die wertvollen Vitamine der Frucht finden sich darin aber nicht mehr“, sagt Krehl. Ebenso wenig Nährstoffe finden sich auch im künstlich hergestellten Süßstoff. Immerhin: „Süßstoff hat zwar keine Nährstoffe, aber auch null Kalorien“, sagt Krehl.