Bei guten Gartenböden erschließen sich die Wurzeln unserer Kräuter und Gemüse bei der Suche nach Wasser und Nährstoffen über mehrere Meter im Umkreis und in die Tiefe. Unsere Pflanzgefäße setzen ihnen unverrückbare Grenzen. Die Gewächse sitzen gewissermaßen in einem engen Gefängnis. In Pflanzgefäßen sind wir Gartenliebhaber für das Wohlbefinden unserer Schützlinge voll verantwortlich.
Welche Erde muss es sein für den Balkon?
Gute Containersubstrate speichern in ihren Hohlräumen rund 60 Prozent ihres Volumens an Wasser. Die größten Poren sind bald nach dem Gießen wieder mit Luft gefüllt, die ebenfalls wichtig für die Wurzeln ist, sie atmen nämlich auch. Staunässe im Untergrund bringt Wurzeln zum Absterben und Faulen.
Warum dürfen Balkonkästen nicht einfach mit der nächstbesten, aus dem Garten geholten Erde gefüllt werden? Auch der beste Gartenboden speichert allerhöchstens 20 Prozent seines Volumens an Wasser, im Kübel unter ungünstigen Bedingungen nur zehn Prozent.
Ab 2026 wird nur noch torffreie Erde verkauft
Eine gut entwickelte Tomatenpflanze braucht täglich über drei Liter Wasser, im Hitzesommer auch fünf Liter. Steht sie in einem 20-Liter-Kübel, kann dieser über zehn Liter Wasser vorrätig halten. Gartenboden im Kübel könnte nur gut zwei Liter speichern, die Pflanze wird lange vor dem Abend welken. Gute, leider oft auch teure Substrate helfen also nicht nur unseren Pflanzen, sondern auch dem Gärtner beim Gießen.
Reine Torf-Ton-Substrate in Profiqualität speichern besonders viel Wasser. Weil ab 2026 nur noch torffreie Produkte an privat verkauft werden dürfen, sammeln die Substrathersteller – und damit auch wir Balkongärtner – schon jetzt viel Erfahrung mit den torffreien Erden mit annähernd hoher Qualität wie bisher. Am meisten verbreitet sind Kompostsubstrate, die vorfermentierte Rindenhumus- oder auch Holzfaserprodukte aus heimischen Grundstoffen enthalten. Auch Kokosfaser ist geeignet, die aber einen weiten Transport hinter sich hat und bei der Aufbereitung viel Süßwasser braucht. Weil nur gut gesteuerte Kompostierprozesse mit dem genau richtigen Verwertungsmoment hohe Qualität bringen, sollte der Balkongärtner solche Substrate auch nicht auf Vorrat kaufen. Beim Lagern steigt der Salzgehalt, das Porenvolumen sinkt.
Hilfreich sind Kübel mit Bewässerungssystemen
Erleichterungen bringen Gefäße mit Speichersystemen. Am hilfreichsten sind Bewässerungssysteme. Es gibt Tropfsysteme für den Balkon, zum Beispiel den Tropf-Blumat, den man über einen Druckminderer an einen Wasserhahn anschließen kann. Er funktioniert genauso gut auch über einen Hochtank (zwei Meter höher platziert), den man immer wieder aus dem Schlauch befüllen kann. So können auch Gartenliebhaber einmal unbesorgt für ein paar Tage verreisen.
Zur Person: Marianne Scheu-Helgert ist gelernte Gärtnerin. Bis vor Kurzem leitete sie die Bayerische Gartenakademie.