Wer eine neuere Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert hat, sollte möglichst viel des klimafreundlichen Solarstroms für den Eigenverbrauch nutzen – es lohnt sich. Besitzerinnen und Besitzer einer neuen Solarstromanlage bekommen nämlich für die Kilowattstunde Strom, die sie ins Netz einspeisen, nur 8,03 Cent. Das sind rund 20 Cent weniger, als sie als Endverbraucher für die Kilowattstunde bezahlen müssen. Ein Energiemanagementsystem hilft dabei, die Eigenverbrauchsquote zu optimieren und damit Geld zu sparen. Wichtig in diesem Zusammenhang: Ziel sollte nicht sein, den Eigenverbrauch Richtung 100 Prozent zu steigern, da hierfür der Aufwand recht hoch wird.
Moderne Energiemanagementsysteme können schon eine ganze Menge steuern
Moderne Batteriespeicher werden häufig schon mit einem Energiemanagementsystem verkauft, mit dessen Hilfe große zeitlich steuerbare Verbraucher wie die Wallbox fürs Elektroauto, die Wärmepumpe, aber auch die Wasch- oder Spülmaschine automatisch eingeschaltet werden, sobald dafür genügend Solarstrom zur Verfügung steht. Das System misst die Stromflüsse und wie viel Solarstrom wann zur Verfügung steht. Zudem sorgt es für die Kommunikation zwischen den Geräten. Dabei werden Prioritäten festgelegt: zum Beispiel, dass mit dem Solarstrom zuerst die Grundlast im Haushalt gedeckt wird. Steht noch mehr selbst produzierter Strom zur Verfügung, kann der zum Aufladen des Elektroautos benutzt werden, falls ein solches vorhanden ist. Auf der Hierarchiestufe darunter könnte der Batteriespeicher stehen, der im aufgeladenen Zustand dafür sorgt, dass sich Sonnenstrom auch nach Sonnenuntergang nutzen lässt.
Dank eines Energiemanagementsystems muss man nicht selber die PV-Strom-Produktion im Auge haben und die Geräte bei PV-Strom-Überschuss einschalten – was ja bisweilen auch unmöglich ist, wenn man nicht zu Hause ist. Viel komfortabler ist die Steuerung über ein Energiemanagementsystem. Um ein elektrisches Gerät ins Energiemanagementsystem einbinden zu können, muss es allerdings technisch dazu in der Lage sein. Man erkennt das an der Bezeichnung SG-Ready – SG steht dabei für Smart Grid. Darauf sollte man gegebenenfalls auch beim Kauf einer Waschmaschine, eines Wäschetrockners oder einer Geschirrspülmaschine achten.
Man bekommt die Energieflüsse im Haus am Handy oder Tablet angezeigt
Falls kein Batteriespeicher mit Energiemanagementsystem vorhanden ist, kann es auch separat gekauft werden. Üblicherweise wird dann ein kleines Messgerät im Zählerkasten installiert, das alle Informationen zur überschüssigen PV-Stromproduktion an eine Steuereinheit weiterleitet. Messgerät und Steuereinheit können samt Installation und Einbindung der PV-Anlage und Verbraucher schnell 1000 Euro und mehr fällig werden. Beim Kauf eines Speichers ist das Energiemanagementsystem schon integriert und damit günstiger – auch ein Grund, der für die Anschaffung eines Batteriespeichers spricht, zumal inzwischen vergleichsweise günstige Speicher auf dem Markt sind.
Interessant am Energiemanagementsystem ist auch noch die Visualisierung der Energieflüsse, die man aufs Handy, Tablet oder PC geliefert bekommt. Der Einfluss auf das Nutzerverhalten ist erstaunlich. Verbraucherinnen und Verbraucher gehen viel bewusster und sparsamer mit Energie um, wenn sie die Verbrauchsdaten in Zahlen und Grafiken jederzeit auf dem Bildschirm sehen können. Dass man die Stromflüsse beobachten kann, hilft mitunter auch dabei, ungewollte Verbraucher aufzuspüren. Ungewöhnlich hohe Stromflüsse in der Nacht sind beispielsweise ein Indiz dafür.
Warum Energiemanagement nicht gleich Smarthome ist
Wichtig: Energiemanagement ist nicht gleich Smarthome. Bei Letzterem geht es darum, per Tablet oder Smartphone Heizung, Lüftung, Jalousien oder Beleuchtung zu steuern. Beim Smarthome sollte man sich unbedingt die Frage stellen, was man von dem System erwartet und ob man es auch braucht.
Zur Person: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!.
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