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Energiekolumne: Solarthermie oder Photovoltaik?

Energiekolumne

Solarthermie oder Photovoltaik?

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    Wer auf Sonnenenergie setzt, kann auf dem Dach ein Platzproblem bekommen.
    Wer auf Sonnenenergie setzt, kann auf dem Dach ein Platzproblem bekommen. Foto: Armin Weigel, dpa

    Die Zahl der Fotovoltaik-Anlagen nimmt auch in unserer Region rasant zu. Mehr und mehr Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer wollen selbst Solarstrom produzieren und finanziell davon profitieren. Wer allerdings schon eine Solarthermieanlage hat und damit klimafreundliche Wärme erzeugt, hat mitunter ein Platzproblem auf dem Dach. Immer wieder taucht daher die Frage auf, ob es nicht sinnvoller ist, die bestehenden Solarkollektoren zugunsten einer größeren Fotovoltaikfläche zu entfernen.

    Tatsächlich lässt sich der selbst erzeugte Solarstrom sehr vielseitig einsetzen: im Haushalt, zum Laden eines Elektroautos und in Kombination mit einer Wärmepumpe auch zum Heizen und zur Warmwasserzeugung. Da mag es nachliegend sein, eine schon ältere Solarthermieanlage zu demontieren, damit mehr Fotovoltaikmodule installiert werden können. 

    Größere Solarthermieanlagen punkten in Übergangszeiten

    Sofern es der Platz auf dem Hausdach erlaubt, gibt es aber auch gute Argumente für eine Kombination aus neuer Fotovoltaik- und bestehender Solarthermieanlage. In der Regel lässt sich allein mit der Solarthermie von Mai bis September der gesamte Warmwasserbedarf abdecken, weshalb die Heizungsanlage in dieser Zeit komplett ausgeschaltet bleiben kann. Das senkt nicht nur die Energiekosten beträchtlich, sondern erhöht angesichts deutlich geringerer Betriebszeiten die Lebensdauer des Heizkessels oder der Wärmepumpe. Gerade der Sommerbetrieb „stresst“ die Wärmepumpe, weil sie dann für die Warmwasserbereitung im maximalen Temperaturbereich arbeiten muss. 

    Größere Solarthermieanlagen punkten zusätzlich zur sommerlichen Warmwasserbereitung durch eine Heizungsunterstützung vor allem in den Übergangszeiten, aber auch im Winter. Das gilt auch für Häuser mit Wärmepumpen. Diese arbeiten umso effizienter, je weniger die Ausgangstemperatur der Wärmequelle (Luft, Erde oder Wasser) angehoben werden muss. Die Solarthermieanlage kann dazu auch im Winter einen wichtigen Beitrag leisten – und die hohe Effizienz der Wärmepumpe noch weiter verbessern. 

    Wie lange halten die Kollektoren?

    Wenn Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer vor der Entscheidung stehen, ob bei der Installation einer Fotovoltaikanlage die vorhandenen Solarkollektoren auf dem Dach bleiben sollen, spielt die Frage nach der Lebenserwartung ebenfalls eine wichtige Rolle. Sind die Kollektoren zehn oder 15 Jahre alt, kann man davon ausgehen, dass sie noch viele Jahre zuverlässig Wärme produzieren werden. Es gibt zahlreiche Anlagen, die auch nach 30 oder 40 Jahren eine ordentliche Leistung liefern. Ob sich die Kollektoren noch in einem guten Zustand befinden, zeigt sich normalerweise allein schon bei einer optischen Prüfung. Der Fachmann erkennt mit dem Auge Kondensatflecken, die auf eintretende Feuchtigkeit schließen lassen. Erkennt man einen Grauschleifer, deutet das auf das Ausgasen der Mineralwolle hin. Letztere dient als Dämmmaterial im Kollektor. Kondensatflecken und Grauschleier schmälern den Wärmeertrag. 

    Apropos Auge: Auch wenn vieles für den Erhalt der Solarthermieanlage auf dem Dach spricht, leidet nicht selten die Optik unter der Doppellösung aus Fotovoltaikmodulen und Solarkollektoren. Mitunter entsteht dadurch ein echter Fleckerlteppich auf dem Dach. Wer Wert auf ein harmonisches Gesamtbild legt, setzt besser allein auf PV-Module. 

    Die Kosten sprechen für eine einheitliche Lösung

    Ist die Dachfläche noch gänzlich frei, sprechen neben optischen Gründen die Kosten für eine einheitliche Lösung – und zwar in Form einer großen Fotovoltaikanlage, weil sich der damit erzeugte Strom eben vielseitig einsetzen lässt. Und wer beide Technologien nutzen will, der kann Sonnenkollektoren auch an die Fassade setzen – für viel Wärme gerade im Winter und den Übergangszeiten und weniger Überhitzung der Kollektoren im Sommer.

    Zur Person: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!.

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