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Energiekolumne: Skipiste vs. Freizeitbad: Was ist besser für das Klimagewissen?

Energiekolumne

Skipiste vs. Freizeitbad: Was ist besser für das Klimagewissen?

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    Im Winter sind die Skipisten im Allgäu meist gut besucht. Aber wie schädlich ist das für das Klima?
    Im Winter sind die Skipisten im Allgäu meist gut besucht. Aber wie schädlich ist das für das Klima? Foto: Markus Klümper, dpa (Symbolbild)

    Die Wintersportbedingungen in den Bergen sind derzeit bestens. Nachdem die Lifte im vergangenen Winter komplett stillgestanden sind, zieht es die Menschen jetzt wieder in Scharen in die Skigebiete. Selbst unter der Woche sind an schönen Tagen die Parkplätze der Allgäuer Bergbahnen voll – ganz zu schweigen von den Wochenenden. Aber sollte man aus Klimaschutzgründen überhaupt noch Ski fahren? Oder wäre es nicht besser, am Wochenende mit den Kindern ins Freizeitbad zu gehen?

    Das Freizeitverhalten wirkt sich in der Tat stark auf den persönlichen CO2-Fußbadruck aus. Skifahren genießt in diesem Zusammenhang keinen guten Ruf. Neben der Tatsache, dass die Lifte häufig in sensiblen Bergregionen stehen, wird auch der Energieverbrauch gemeinhin als sehr hoch eingeschätzt. Die Skiliftbetreiber setzen immer mehr Kunstschnee ein, wofür es Strom braucht. In Bayern werden mittlerweile rund 25 Prozent der Pisten mit Schneekanonen beschneit, in Österreich sind es 70 und in Italien gar 90 Prozent. Dazu kommt noch die aufwendige Pistenpräparierung durch schweres Gerät und der Antrieb der Lifte.

    Rechnet man den gesamten Energieverbrauch des Skibetriebs auf die einzelnen Skifahrer um, so ergeben sich laut Verband Deutscher Seilbahnen im Schnitt rund 18 Kilowattstunden (kWh) pro Skitag. Etwa ein Drittel davon geht auf das Konto der künstlichen Beschneiung, ein Viertel auf das der Pistenpräparierung. Damit man sich das besser vorstellen kann: 18 kWh entspricht in etwa dem Stromverbrauch von 180 Stunden Fernsehschauen oder vier Wochen Gefrierschrank-Betrieb.

    Die Autofahrt ist ein entscheidender Faktor in Sachen Klimaschädlichkeit

    Das klingt nach viel Energie für die Pistengaudi. Und doch ist beim Skifahren wie bei vielen anderen Freizeitaktivitäten ein anderer Faktor bei der Beurteilung der Klimaschädlichkeit viel entscheidender: die Anfahrt. Nimmt man den Strommix in Deutschland als Grundlage, entsprechen 18 kWh einer CO2-Emission von rund sechs Kilogramm pro Person und Skitag – wobei viele Bergbahnen nach eigenen Angaben einen großen Anteil ihres Stroms aus erneuerbaren Energien, insbesondere Wasserkraft, beziehen und in diesen Fällen der CO2-Ausstoß niedriger wäre.

    Wer allein im Auto etwa von Augsburg zum Skifahren nach Oberstdorf fährt, setzt bereits bei der Hin- und Rückfahrt 66 Kilogramm klimaschädliches CO2 frei – also elf Mal so viel wie durchs Skifahren selbst. Bei der Autofahrt von Kempten nach Oberstdorf und zurück sind es rund 18 Kilogramm CO2. Das sollte man auch als Freund vermeintlich umweltfreundlicher Freizeitsportarten wie Skitourengehen oder Skilanglauf bedenken. Besser ist: Fahrgemeinschaften bilden oder noch besser mit Bus oder Bahn anreisen.

    Auch der Besuch im Freizeitbad hat Auswirkungen auf das Klima

    Klimaschutztechnisch ist ein Skiurlaub daher besser als viele Eintagesskiausflüge mit vergleichsweise langer Anfahrt. Wobei dann neben der Art der Anreise auch die Wahl der Unterkunft eine wichtige Rolle spielt. Das Fünf-Sterne-Hotel mit luxuriösem Wellness-Bereich schneidet hier in der Regel deutlich ungünstiger ab als die Ferienwohnung. Grob verallgemeinert lässt sich sagen: je hochwertiger das Hotel, je kürzer der Aufenthalt und je individueller die Anreise desto höher sind die CO2-Emissionen. Einige Hotels haben sich der Thematik allerdings schon sehr bewusst angenommen und werden bereits heute klimaneutral betrieben. Hier kann man dann auch mit gutem Klimagewissen Urlaub machen.

    Freizeitbäder brauchen viel Strom. Auch das kann sich auf das Klima auswirken.
    Freizeitbäder brauchen viel Strom. Auch das kann sich auf das Klima auswirken. Foto: Ralf Lienert (Symbolbild)

    Bleibt noch die anfangs gestellte Frage, ob in puncto Energiebilanz der Besuch eines Freizeitbads die bessere Variante für den Familienausflug ist. Auch hier gilt wieder die Anfahrt als entscheidender Faktor. Der Energieverbrauch für Strom und Wärme pro Gast ist in beiden Fällen in etwa gleich hoch. Beim Freizeitbad ohne Saunalandschaft liegt der Durchschnittswert ebenfalls bei rund 18 kWh pro Besucher. Berücksichtigt man auch noch den Strom- und Wärmebedarf der Saunalandschaft, falls eine solche vorhanden ist, dürfte der Energieverbrauch in der Regel etwas höher als beim Skifahren sein. Allerdings ist die Anfahrt ins Skigebiet häufig länger als zum Freizeitbad.

    Zur Person: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!

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