Obwohl der Sommer 2024 in unserer Region bislang nicht für Rekordtemperaturen gesorgt hat, ist es in vielen Gebäuden dennoch unangenehm warm. Noch schlimmer wird es bei echten Hitzewellen, deren Zahl infolge des Klimawandels deutlich zunimmt. Viele Menschen leiden dann richtig, auch weil sie nachts in den aufgeheizten Häusern nicht mehr richtig schlafen können. Verschattungsmöglichkeiten bei den Fenstern anzubringen, ist beispielsweise bei Bestandsgebäuden ein wirksames Mittel, aber nicht immer möglich. Deshalb sollten angehende Bauherren gleich von Anfang an daran denken, die Wohnräume durch geeignete Maßnahmen vor sommerlicher Hitze zu schützen.
Warum Hitzeschutz mit einer guten Gebäudeplanung anfängt
Das beginnt mit einer guten Gebäudeplanung. So werden am besten die Schlafräume im Osten oder Norden, die Nebenräume im Norden, Wohnzimmer und Küche im Süden oder Westen untergebracht. Weil die Sonne in den Sommermonaten am Morgen und am Abend flach steht, sollten die Fenster auf der Ost- und Westseite des Gebäudes eher klein sein. So kann man den Wärmeeintrag in den Vormittags- und Nachmittagsstunden reduzieren. Im Süden sind ein Dachüberstand, Vordächer oder Balkone mit einer Tiefe von ein bis maximal zwei Metern hilfreich. Sie sorgen für Sonnenschutz im Sommer, wenn die Sonne hoch steht, ermöglichen gleichzeitig aber im Winter bei flachem Sonnenstand solare Wärmeerträge. Hilfreich ist auch, wenn bei der Planung bereits an die Möglichkeit einer Nachluftkühlung gedacht wird, im Idealfall mit natürlicher Konvektion durch geöffnete und gesicherte Fenster im Erdgeschoss und im Dachgeschoss.
Bei Bestandsgebäuden, die zur Überhitzung neigen, können bei längeren Schönwetterphasen Markisen, Sonnenschirme oder Sonnensegel auf der Terrasse helfen. Die meiste Wärme wird dabei über die Fenster eingetragen: Außen angebrachte Jalousien oder Raffstores sind hier die wichtigsten Maßnahmen. Heruntergelassene Rollläden halten zwar ebenfalls die Hitze sehr wirkungsvoll draußen, aber das Tageslicht eben auch. Viel angenehmer sind Verschattungsmöglichkeiten mit verstellbaren Lamellen, die den Blick nach draußen gewähren und die Räume nicht verdunkeln.
Sonnenschutz an Ost- und Westseite wird oft unterschätzt
Was gerne unterschätzt wird: Ein guter Sonnenschutz ist gerade auf der Ost- und Westseite wichtig, weil eben in der Früh und am Spätnachmittag die flachen Sonnenstrahlen bei ungeschützten Fenstern für hohe Wärmeeinträge sorgen. Auch Dachflächenfenster können zu einer Überhitzung führen. Daher sollte man hier unbedingt auf außen liegende Verschattungsmöglichkeiten achten, die häufig auch nachträglich ohne großen baulichen und finanziellen Aufwand am Dachfenster montiert werden können.
Es gibt auch spezielle Sonnenschutzfolien, die nachträglich von außen auf die Scheiben geklebt werden – am besten von einem Profi. Sie sind transparent und reflektieren einen Großteil der auftretenden Sonnenstrahlen, sorgen natürlich aber für weniger Licht in den Räumen.
Warum eine Wärmedämmung nicht vernachlässigt werden sollte
Auf keinen Fall unterschätzt werden darf der positive Effekt einer dicken Wärmedämmung von Dach und Fassade im Sommer. Die Wärmedämmung schützt im Winter vor dem Auskühlen der Räume und im Sommer effektiv gegen Hitze. Einen guten sommerlichen Wärmeschutz bieten vor allem Dämmstoffe mit mehr Masse wie beispielsweise Holzweichfaserplatten oder Zelluloseflocken, die gerade im Bereich der Dachdämmung beliebt sind. Holzweichfaserplatten können Hitze gut speichern und lassen damit die Sommerhitze weniger und langsamer ins Haus.
Und natürlich kommt es auch auf das Nutzerverhalten an. Kräftig lüften sollte man in den kühleren Morgen- und Abendstunden und im Idealfall über die ganze Nacht. Untertags bleiben dagegen die Fenster und Türen bei Hitze geschlossen – sonst holt man sich noch mehr Wärme ins Haus.
Zur Person: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!.
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