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Energiekolumne: Die Wärmepumpe kann auch anders

Energiekolumne

Die Wärmepumpe kann auch anders

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    Die Luft-Luft-Wärmepumpe entzieht der Außenluft Wärme, um damit die Raumluft zu erwärmen. Der Prozess lässt sich auch umkehren.
    Die Luft-Luft-Wärmepumpe entzieht der Außenluft Wärme, um damit die Raumluft zu erwärmen. Der Prozess lässt sich auch umkehren. Foto: Daniel Maurer, dpa

    Selbst wenn der Frühling 2024 kalt und regnerisch war, gehen tendenziell auch in unserer Region die Temperaturen infolge des Klimawandels deutlich nach oben. Das Kühlen von Gebäuden wird daher immer wichtiger. Was viele nicht wissen: In vielen Fällen kann die Wärmepumpe im Sommer auch zum Kühlen genutzt werden – in Zeiten des Klimawandels ein echter Mehrwert, der für die Technik spricht.

    Prinzipiell unterscheidet man zwischen einer aktiven und passiven Kühlung. Bei der passiven Kühlung, die nur mit einer Sole- oder Grundwasserwärmepumpe möglich ist, wird der Verdichter nicht eingeschaltet, die Wärmepumpe bleibt passiv. Es wird lediglich die niedrige Temperatur des Grundwassers oder des Erdreichs mithilfe des Wärmetauschers der Wärmepumpe auf das Heizsystem übertragen. Anschließend fließt kühles Wasser durch die Heizungsrohre zur Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung, sodass die Heizflächen zu Kühlflächen werden und für eine Absenkung der Raumtemperatur sorgen. Klassische Heizkörper eignen sich nicht zum Kühlen von Räumen – dazu aber später mehr.

    Bei zu starker Kühlung kann Schimmel entstehen

    Bei der aktiven Kühlung wird der Verdichter der Wärmepumpe eingeschaltet, die Wärmepumpe ist also „aktiv“. Dies ist aber nur mit einer sogenannten reversiblen Wärmepumpe möglich. Diese bietet die Möglichkeit der Prozessumkehr, also kühlen statt heizen – und zwar nach der Funktionsweise eines Kühlschranks, sodass die Raumtemperatur sinkt.

    Aber auch hier klappt das nur in Verbindung mit einer Flächenheizung. Wie bereits erwähnt, lassen sich Gebäude mit klassischen Heizkörpern durch eine Wärmepumpe nicht wirklich kühlen. Dafür ist die Fläche der Heizkörper und damit deren Kühlleistung einfach zu gering. In Kombination mit einer Flächenheizung ist der Kühleffekt ungleich größer. Allerdings sollte die Oberflächentemperatur an der Boden-, Wand- oder Deckenheizung stets mindestens 18 Grad Celsius betragen. Andernfalls kann sich Schwitzwasser und damit Schimmel bilden.

    Eine vollwertige Klimaanlage leistet mehr

    Tatsächlich gibt es aber auch für Gebäude ohne Flächenheizung eine Lösung: hier können die klassischen Heizkörper durch sogenannte Wärmepumpenheizkörper – auch als Tieftemperatur- und Niedertemperatur-Heizkörper bekannt – ersetzt werden. Diese speziellen Heizkörper sind mit einem Gebläse ausgestattet, was für einen höheren Luftdurchsatz sorgt. Verglichen mit herkömmlichen Heizkörpern führt das nicht nur zu einer deutlich höheren Wärmeleistung. Auch der Kühleffekt ist ein ganz anderer. Besonders groß ist der von Wärmepumpenheizkörpern, bei denen das infolge hoher Kühlleistung entstehende Kondensat abgeführt werden kann. Hier ist ein Ablaufanschluss notwendig, was je nach baulichen Voraussetzungen und Lage des Heizköpers mehr oder weniger kompliziert sein kann.

    Um wie viel Grad sich die Raumtemperatur mithilfe einer Wärmepumpe tatsächlich senken lässt, ist schwer zusagen. Das hängt von vielen Faktoren ab: Größe und Anzahl der Heiz- beziehungsweise Kühlflächen, Gebäudehülle, Verschattungsmöglichkeiten für die Fenster und nicht zuletzt das Nutzerverhalten – wer etwa bei Hitze tagsüber Fenster und Terrassentüren über längere Zeit öffnet, wird keinen großen Kühleffekt spüren. Und verglichen mit einer vollwertigen Klimaanlage wird die Kühlleistung der Wärmepumpe in der Regel auch geringer sein.

    Noch ein wichtiger Hinweis: Da man in aller Regel die Kühlfunktion an sonnigen Tagen einsetzt, ist die Kombination mit einer Photovoltaikanlage perfekt. Den Strom, den die Wärmepumpe tagsüber zum Kühlen benötigt, liefert dann die Anlage vom Dach.

    Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!.

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