In der Heizungsdiskussion der vergangenen Monate ist eine Maßnahme zur energetischen Sanierung älterer Gebäude fast gar nicht betrachtet worden, und wenn, dann häufig mit negativem Ton und vielen Vorurteilen. Dabei sind sich die Fachleute einig – Wärmedämmung lohnt sich. Und auch die allermeisten Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, die ihre Fassade und ihr Dach gedämmt haben, bestätigen anschließend, dass ihre Heizkosten merklich gesunken und der Wohnkomfort gestiegen seien. Deshalb soll hier ein Faktencheck die kursierenden Vorurteile und Meinungen näher beleuchten.
Ein Mythos lautet: Durchs Dämmen steigt die Schimmelgefahr. Fakt ist, dass sich die Feuchtigkeit an kalten Stellen innen an den Außenwänden niederschlägt. Damit sind vor allem Gebäudeteile mit unzureichender Wärmedämmung besonders gefährdet. Diese Flächen kühlen sich bei niedrigen Außentemperaturen stärker ab. Eine Wärmedämmung ist daher auf jeden Fall eine wirkungsvolle Schimmel-Schutzmaßnahme, denn bei einer gut gedämmten Wand wird die Wandoberfläche auf der Innenseite auch bei sehr niedrigen Außentemperaturen nicht mehr so kalt wie vorher ohne Dämmung. Übrigens: Sind die Innenseiten der Wände warm, steigert das zudem den Wohnkomfort ganz beträchtlich.
Feuchtigkeit muss immer durch Lüften oder eine Lüftung nach außen transportiert werden
Manchmal wird auch behauptet, bei einem gut gedämmten Haus würden die Wände nicht mehr atmen können. Fakt ist, dass eine Wand, egal ob aus Ziegel oder Holz immer luftdicht ist. Auch die gesamte Gebäudehülle muss luftdicht gebaut werden, weil es an undichten Stellen sonst Bauschäden gibt. Frische Luft kommt nur durchs Lüften hinein. Die durch die Bewohner im Haus erzeugte Feuchtigkeit muss durch regelmäßiges Lüften – oder noch besser und komfortabler durch eine Lüftungsanlage – nach außen transportiert werden. Ein sehr geringer Anteil der Feuchtigkeit im niedrigen einstelligen Prozentbereich diffundiert durch die Wände. Aber auch fast alle Dämmstoffe sind diffusionsoffen und lassen diesen Feuchtigkeitstransport zu.
Und wie sieht es mit der Energiebilanz von Dämmstoffen aus? Wird durch deren Herstellung nicht mehr Energie verbraucht, als später durch die Dämmung eingespart wird? Fakt ist: Selbst synthetische Dämmstoffe wie Polystyrol haben in der Regel schon nach dem ersten Winter die zu ihrer Herstellung eingesetzte Energie eingespart. Gerade bei einer nachträglichen Dämmung von Bauteilen in meist schlecht gedämmten Altbauten ist die eingesetzte Herstellungsenergie gegenüber der erzielten Einsparung vernachlässigbar. Die Einsparung erfolgt Jahr für Jahr. Bei korrekter Ausführung hält die Wärmedämmung Jahrzehnte. Die meisten Dämmstoffe lassen sich auch gut recyceln.
Bei älteren Häusern ergeben sich auch finanzielle Einsparungen
Bleibt am Ende noch die Frage, ob sich Dämmmaßnahmen auch tatsächlich in finanzieller Hinsicht lohnen, was immer wieder bezweifelt wird. Die Praxis zeigt, dass sich insbesondere bei Häusern, die vor 1977 gebaut wurden, eine nachträgliche Fassadendämmung bezahlt macht, dann, wenn man sie mit ohnehin anstehenden Arbeiten am Haus verbindet, falls der Putz beispielsweise erneuert werden muss und die Ausgaben fürs Gerüst nur einmal anfallen und nicht der Wärmedämmung, sondern der Instandhaltung zugerechnet werden. Auch eine gute Dämmung bei der Dachsanierung oder an der Kellerdecke zahlt sich aus.
Dabei gilt: wenn dämmen, dann richtig, also nicht bei der Dämmstärke sparen. Denn die Arbeitszeit, und nicht die Materialstärke, ist der entscheidende Kostenfaktor. Ist die Dämmung ein paar Zentimeter dicker, macht sich das am Ende auf der Rechnung kaum bemerkbar. Die Arbeitszeit bleibt gleich, und die Mehrkosten beim Material sind vergleichsweise gering – egal für welchen Dämmstoff man sich entscheidet.
Zum Autor: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!.