Der Hausanstrich müsste dringend erneuert werden und an manchen Stellen bröckelt bereits der Putz. Wer sich in einer solchen Situation nur für eine sogenannte Pinselsanierung entscheidet, vergibt eine super Gelegenheit – nämlich mit einer energetischen Sanierung der Gebäudehülle gleich das Haus für die Zukunft fit zu machen, die Energieausgaben dauerhaft zu senken und den Wohnkomfort spürbar zu erhöhen.
Denn die Kosten fürs Gerüst fallen ohnehin an und sind nicht unerheblich, bezahlt man doch allein dafür schnell mal mehrere tausend Euro. Gleichzeitig gibt es nach wie vor attraktive Zuschüsse für energetische Sanierungsmaßnahmen. Bei den Kosten für eine Fassadendämmung übernimmt der Staat beispielsweise bis zu 20 Prozent und maximal 12.000 Euro pro Wohneinheit – was die Amortisationszeit der Investition deutlich verkürzt.
Die Mehrausgaben lohnen sich nach einigen Jahren
Nehmen wir als Beispiel ein Einfamilienhaus Baujahr 1970 mit 150 Quadratmetern Wohnfläche. Die jährlichen Ausgaben für Heizöl betragen 3000 Euro. Wird ein Malerfachbetrieb damit beauftragt, den Anstrich zu erneuern, ist bei 200 Quadratmetern Fassadenfläche für Farbe, Lohn- und Gerüstkosten mit rund 10.000 Euro zu rechnen – ganz schön viel Geld nur für eine Schönheitsmaßnahme. Muss der Putz an der einen oder anderen Stelle ausgebessert werden, können noch ein paar tausend Euro dazu kommen.
Wird dagegen die Fassade mit einem sogenannten Wärmeverbundsystem eingepackt und anschließend verputzt, liegen die Ausgaben im betreffenden Fall bei rund 40.000 Euro. Nach Abzug der staatlichen Förderung bleiben 32.000 Euro. Das ist zwar etwas mehr als dreimal so viel wie bei der Pinselsanierung. Die Mehrausgaben lohnen sich aber auf lange Sicht allein schon wegen der geringeren Energieausgaben. Angenommen, die Energiekosten sinken wegen der Dämmung pro Jahr um 1500 Euro – was durchaus realistisch ist, auch angesichts steigender CO₂-Preise –, dann haben sich die Mehrkosten nach rund 21 Jahren amortisiert. Zieht man auch noch die 10.000 Euro ab, die für die Instandhaltung der Fassade ohnehin angefallen wären, dann sind die Kosten nach knapp 15 Jahren wieder eingespielt. Zur Info: die Lebensdauer eines Wärmedämmverbundsystem wird mit 40 bis 60 Jahren angegeben.
Der Wohnkomfort steigt durch die Sanierung
Neben der Energieeinsparung profitiert man von einer Fassadendämmung, auch noch in anderer Hinsicht: Der Wert der Immobilie steigt beträchtlich. Schon heute findet man schwerer Käufer für Häuser mit schlechter Wärmedämmung, was zu sinkenden Preisen für solche Objekte führt. Und dieser Trend wird sich noch verstärken.
Abgesehen von finanziellen Argumenten, die für eine energetische Sanierung sprechen, haben Dämmmaßnahmen an der Fassade noch einen ganz anderen Vorteil: der deutlich höhere Wohnkomfort durch die auf der Innenseite wärmeren Außenwände. Sind die Wände innen kalt, stellt sich häufig nicht einmal ein angenehmes Raumklima ein, wenn durch verstärktes Heizen für hohe Raumlufttemperaturen gesorgt wird. Auch die Schimmelgefahr ist bei ungedämmten Gebäuden mit raumseitig niedrigen Oberflächentemperaturen, vor allem in Ecken und Fensterlaibungen, deutlich höher. Wer einmal in einem Haus mit guter Wärmedämmung gewohnt hat, möchte den hohen Wohnkomfort nicht mehr missen – das gilt auch für den Sommer, weil die Dämmung dann als sommerlicher Hitzeschutz wirkt.
Was auch noch für eine Fassadendämmung spricht: Das Gebäude wird damit wärmepumpentauglich, ohne den Einbau neuer Heizkörper oder gar einen Umstieg auf eine Flächenheizung. Denn dank der Dämmung reicht im Normalfall immer eine maximale Vorlauftemperatur von 55 Grad für angenehme Raumtemperaturen aus, was als kritische Grenze für den wirtschaftlichen Wärmepumpen-Einsatz gilt.
Zur Person: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!.
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