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Energie-Kolumne: Warum begrünten Fassaden die Zukunft gehört

Energie-Kolumne

Warum begrünten Fassaden die Zukunft gehört

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    Immer öfter werden Fassaden grün – aus optischen Gründen und für mehr Klimaschutz.
    Immer öfter werden Fassaden grün – aus optischen Gründen und für mehr Klimaschutz. Foto: Britta Pedersen

    Deutschland ächzt immer wieder unter Hitzewellen. Vor allem in den Städten heizen sich Gebäude extrem auf, was vielen Menschen untertags beim Arbeiten und nachts beim Schlafen schwer zu schaffen macht. Dass im urbanen Bereich Grünflächen verschwunden sind, verstärkt dort noch die Folgen des Klimawandels. Ein Mittel dagegen ist die Begrünung von Fassaden. Sie verbessert das städtische Mikroklima und sorgt für Abkühlung – das haben zahlreiche Studien belegt.

    Begrünte Fassaden funktionieren wie „urbane Klimaanlagen“. Die Blätter der Pflanzen wandeln bei der Photosynthese nicht nur das klimaschädliche Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um, sie verbrauchen dabei durch Verdunstungsprozesse Energie, die sie der Umgebung in Form von Wärme entziehen.

    Pflanzen an der Fassade schützen vor Schadstoffen und Schmutz

    Zudem „verschwitzen“ die Pflanzen über ihr Blattwerk das in ihnen gespeicherte Wasser – bis zu 15 Liter pro Quadratmeter am Tag – und erhöhen so die Luftfeuchtigkeit in ihrem Umfeld. Dabei kühlt die Pflanze sich selbst, aber auch ihre Umgebung. Darüber hinaus sorgt die begrünte Fassade mit dem Verschattungseffekt für eine Abkühlung des Gebäudes.

    Es gibt noch weitere Vorteile: Fachgerecht angebracht dient eine Fassadenbegrünung auch dem Gebäudeerhalt, indem sie vor UV-Strahlen, Hagel, starken Temperaturschwankungen, Schadstoffen und Schmutz schützt. Dazu kommt im Winter noch die wärmedämmende Funktion. Der U-Wert wird um bis zu 22 Prozent verbessert. Und nicht zu vergessen: Die Begrünung wertet das Gebäude optisch auf.

    In vielen Städten gibt es Zuschüsse für Pflanzen an der Fassade

    Grundsätzlich wird zwischen einer bodengebundenen und einer wandgebundenen Begrünung unterschieden. Erstere erfolgt an einer fertigen Außenwand – mit oder ohne Kletterhilfe. Die eingesetzten Kletterpflanzen wachsen aus dem Boden und werden im Normalfall über natürliche Einträge mit Wasser und Nährstoffen versorgt.

    Wandgebundene Begrünungssysteme bilden in der Regel die Fassade der Außenwand und ersetzen Materialien wie Glas oder Faserzementplatten. Sie benötigen keinen Bodenanschluss, eignen sich vor allem für innerstädtische Bereiche und bieten große Gestaltungsspielräume. Das Spektrum einsetzbarer Pflanzen ist breit. Dafür sind die Kosten für Herstellung und Unterhalt gegenüber einer bodengebundenen Begrünung deutlich höher. Für bodengebundenen Systemen liegen die Herstellungskosten bei 100 bis 300 Euro pro Quadratmeter, wandgebundene Systeme starten mit 400 Euro pro Quadratmeter, können aber auch 1.000 Euro oder mehr kosten. In vielen größeren Städten gibt es inzwischen Zuschüsse für eine Fassadenbegrünung.

    Fassadenbegrünung: Nicht alle Pflanzen sind geeignet

    Wichtig ist die Wahl von Pflanzen, die zum Fassadentyp passen. Bei vorgehängten und hinterlüfteten Fassaden, wärmegedämmten Vorsatzfassaden und Holzfassaden sind nur Gerüstkletterpflanzen beziehungsweise wandgebundene Begrünungssysteme zu empfehlen. Die Triebe von sogenannten Selbstklimmern, wie Efeu oder Wilder Wein, wachsen in Spalten und Fugen hinein und verursachen Schäden. Selbstklimmer sollten nur auf intakten Untergründen ohne Risse, Spalten oder offene Fugen eingesetzt werden. Auch Fassaden mit einer Außenwärmedämmung eignen sich nicht für Selbstklimmer. Hier bieten sich Gerüstkletterpflanzen an.

    Zum Thema Pflege: Bei bodengebundenen Begrünungen sind ein- bis zweimal im Jahr Maßnahmen wie Rückschnitt, Freischneiden von Fenstern, Türen, Dächern und Dachrinnen oder gegebenenfalls ein Einflechten in die Kletterhilfen notwendig. Bei wandgebundenen Systemen ist der Aufwand in der Regel höher. Hier muss zwei- bis dreimal im Jahr Hand angelegt werden. Neben dem Rückschnitt und Freischneiden müssen zusätzlich ausgefallene Pflanzen ersetzt sowie die Wasser- und Nährstoffversorgungsanlage gewartet werden.

    Weitere Infos bietet der Bundesverband GebäudeGrün auf seiner Homepage www.gebaeudegruen.info.

    Zur Person: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza! in Kempten.

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