Bleigießen gehört(e) für Viele zum Jahreswechsel dazu wie das Feuerwerk – das zuletzt ausfallen musste – oder ein Glas Sekt. Bei dem Orakelspiel wird Blei über einer Kerzenflamme geschmolzen und anschließend in kaltes Wasser gegossen, wo es in einer bizarren Form erstarrt. Dann wird gerätselt, was die Figur darstellt, und welches Schicksal fürs kommende Jahr damit verbunden sein könnte.
Doch der Verkauf von Bleigießen-Sets wurde 2018 durch die Europäische Union verboten. Denn das Spiel birgt Gefahren: Blei ist ein Schwermetall und kann Organe wie Hirn und Nieren schädigen – oder das Nervensystem.
Bleigießen ist schädlich für die Gesundheit - Doch es gibt schöne Alternativen
Beim Erhitzen von Blei entstehen giftige Bleioxide, die eingeatmet und in der Lunge aufgenommen werden. Sogar beim bloßen Anfassen der Figuren gelangt das giftige Blei über die Haut – oder an den Händen etwas später über Nahrung – in den Körper. Vor allem für Kinder ist Blei sehr gefährlich.
Das nächste Problem ist die Entsorgung: Denn die übrigen Bleifiguren können nicht einfach im Müll landen. Blei muss als Sondermüll entsorgt werden. Doch die meisten Bleiklumpen wurden in der Vergangenheit einfach in den Hausmüll geworfen. Bei Tests hat die Stiftung Warentest in verschiedenen Bleigieß-Produkten einen Bleigehalt von 71 Prozent ermittelt. Seit April 2018 darf dieser Wert aber nicht mehr als 0,3 Prozent betragen. Die üblichen Bleigießen-Sets gibt es deshalb nicht mehr in den Läden zu kaufen.
Wer weiterhin zum Jahreswechsel sein Schicksal erfahren möchte, muss also Alternativen finden. Und die gibt es – manche sind sogar essbar.
Alternative zu Bleigießen: So geht Wachsgießen
Wachsgießen funktioniert ganz ähnlich wie Bleigießen. Und noch besser: Man müssen nicht einmal extra Zubehör kaufen. Für diese Alternative können einfach alte Kerzenreste, Wachsmalstifte oder andere Wachsreste recycelt werden. Diese können zu Vorbereitung geschmolzen und in Eiswürfelformen gegossen werden – fertig sind Wachsrohlinge fürs Silvester-Orakel.
Das Wachsgießen selbst läuft dann so ab:
- Wachsrohling auf einen Löffel legen und über die Kerzenflamme halten.
- Das flüssige Wachs schnell und direkt über dem Wasser auskippen.
- Die Orakelform aus dem Wasser nehmen und deuten.
Beim Wachsgießen entstehen weniger dreidimensionalen Figuren als mit Blei, sondern eher flache und platte Gebilde, die an der Wasseroberfläche schwimmen. Grund dafür ist, dass das Wachs eine geringere Dichte als das kalte Wasser hat. Es taucht nicht so tief ein. Tipp: Wenn man den Schatten der Figur betrachtet, kann es beim Interpretieren des Orakels helfen. Gibt man ein bisschen Spülmittel ins kalte Wasser, bleiben die Gebilde etwas kompakter. Den Löffel sollte man auch nicht mit ins Wasser tauchen. Denn sonst wird das Wachs schon auf dem Löffel fest.
Essbare Alternativen zum Bleigießen: Glückskekse und Gummibärchen
Wer essbare Alternativen zum Bleigießen kennt, wird den giftigen Metallfiguren kaum nachtrauern. Als Orakelmöglichkeit fürs neue Jahr 2025 lassen sich beispielsweise chinesische Glückskekse hernehmen, in deren Inneren ein kleiner Zettel mit der Voraussage eingebacken ist. Ebenfalls gut geeignet für Naschkatzen ist das sogenannte Gummibärchen-Orakel. Dafür benötigt man nur Gummibären in fünf unterschiedlichen Farben.
Jeder Gast auf der Silvesterparty zieht mit verschlossenen Augen fünf Gummibärchen. Die gezogene Farbkombination sagt dann die Zukunft voraus. Die lässt sich entweder auf der Website des Gummibärchen-Orakels entschlüsseln – oder man verwendet ein Buch: Das absolute Standardwerk zum Gummibärchen-Orakel hat Dietmar Bittrich geschrieben. Der Autor gilt inoffiziell auch als Erfinder des Spiels.
Essbare Blei-Alternative: Teiggießen
Wem Glückskekse und Gummibärchen zu weit weg vom traditionellen Bleigießen sind, sei Teiggießen angeraten: Denn nicht nur Blei und Wachs können sich beim Sturz in eine Flüssigkeit in skurrile Gebilde verwandeln. Nur sind die Temperaturen beim Teiggießen andersrum: Statt dass heißes Wachs oder Blei in kaltes Wasser geschubst wird, kommt der kalte Teig in heißes Öl. Dieses wird in einem Topf erhitzt. Um zu überprüfen, ob es heiß genug ist, hält man einen Holzstab in das Öl. Steigen an ihm Bläschen auf, gießt man einen Schuss Teig in den Topf. Nach wenigen Sekunden ist eine kunstvolle Teigform fertig gebacken und bereit zum Deuten. Doch Achtung: nur mit einer Schöpfkelle hantieren! Und egal, ob die Zukunftsaussichten eher gut oder weniger gut sind: das Orakel selbst schmeckt garantiert.