Ein kleiner Salat mit einem Glas Wein, ein Käsebrot mit einem Humpen Bier: Nach einem solchen Abendessen hat kaum jemand den Eindruck, sich den Bauch voll geschlagen zu haben. Und doch neigen Menschen, bei denen zwei, drei Gläser Alkohol pro Tag zur Gewohnheit gehören, zu dickeren Bäuchen. Dass alkoholische Getränke Kalorienbomben sind, wird gerne übersehen. „Ein Gramm Alkohol hat 7,1 Kilokalorien“, sagt Professor Helmut Karl Seitz, Direktor des Alkoholforschungszentrums der Universität Heidelberg. Hinzu kommt noch der Brennwert der übrigen Zutaten. Daher sollte man auch seinen Getränkekonsum im Auge haben, wenn man abnehmen will: Am besten bedient ist man schlichtweg mit Wasser oder Früchtetee.
Ein Glas (0,2 l) Rotwein hat nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nämlich rund 134 Kilokalorien – in etwa so viel wie ein Wiener Würstchen. Noch gehaltvoller sind Alkopops und Cocktails. Eine „Pina Colada“ entspricht vom Energiegehalt her etwa einem Stück Sahnetorte. Damit nicht genug: Bier, Wein und Sekt machen Appetit auf Snacks, die das Kalorienkonto zusätzlich erhöhen.
Warum Alkohol dick macht: Regelmäßig zwei Gläser Alkohol pro Tag schaden der Figur
Wer jahrelang mehr als zwei Gläser Alkohol pro Tag trinkt, macht keine gute Figur. Im Rahmen einer groß angelegten Studie stellte ein europäisches Wissenschaftlerteam fest, dass Männer, die über einen längeren Zeitraum hinweg täglich größere Mengen tranken, einen höheren Body-Mass-Index hatten. Außerdem legten sowohl Männer als auch Frauen an Taillenumfang zu, wenn sie regelmäßig Alkohol zu sich nahmen. Und das umso mehr, je mehr sie konsumierten. Ob daran nur der Alkoholkonsum schuld war, ist allerdings unklar. „Das Thema ist sehr komplex“, sagt Dr. Manuela Bergmann, Epidemiologin am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam und Erstautorin der Studie. Daher warnt sie davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. So könnten bei den Viel-Trinkern zusätzlich schlechte Ernährungsgewohnheiten oder Bewegungsmangel eine Rolle gespielt haben.
Klar ist aber, dass sich regelmäßiger Alkoholkonsum bei Frauen anders auswirkt als bei Männern. Die Studie zeigte nämlich, dass Frauen, die viel tranken, in der Regel nicht schwerer waren. Dafür legten sie am Bauch stärker zu als Männer: Frauen, die mehr als zwei Gläser pro Tag konsumierten, hatten im Durchschnitt einen um 1,5 Zentimeter größeren Taillenumfang als Wenig- oder Nicht-Trinkerinnen. Bei männlichen Vieltrinkern waren es dagegen im Schnitt nur 1,1 Zentimeter mehr. Offenbar beeinflusst Alkohol vor allem bei Frauen die Fettverteilung ungünstig. „Vielleicht liegt das daran, dass sich Alkohol auch auf den Hormonhaushalt auswirkt“, sagt Bergmann. „Frauen, die trinken, haben im Blut mehr männliche Hormone.“ Das könnte dazu führen, dass sich die Fettverteilung bei ihnen dem männlichen Muster angleicht. „Das ist aber nur eine Interpretation. Es könnten noch ganz andere Zusammenhänge eine Rolle spielen“, erklärt die Epidemiologin. So hat man zum Beispiel festgestellt, dass Frauen, die regelmäßig trinken, einen höheren Bildungsabschluss haben, häufiger rauchen und zudem spät oder keine Kinder bekommen. „Außerdem nehmen sie wahrscheinlich über lange Zeit Kontrazeptiva, also die Pille, ein. Solche Faktoren könnten sich ebenfalls über den Hormonhaushalt auf die Körperfettverteilung auswirken“, sagt Bergmann.
Bierbauch: Zu viel Fett im Bauchraum kann schlecht für die Gesundheit sein
Größere Fettansammlungen im Bauchraum bergen besondere Gesundheitsgefahren: Sie deuten darauf hin, dass sich um die Organe herum sogenanntes Viszeralfett gebildet hat. Dieses ist besonders stoffwechselaktiv und setzt zahlreiche Botenstoffe frei, die Entzündungsprozesse im Körper begünstigen. Dadurch steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Der Bierbauch ist also ein weiteres Gesundheitsrisiko, das mit hohem Alkoholkonsum verbunden ist. Aber ist es wirklich das Bier, das den dicken Bauch macht? Das sei unklar, sagt Bergmann. „Allerdings haben wir schon gesehen, dass Biertrinker noch etwas dickere Bäuche hatten als Weintrinker.“ Dabei muss man jedoch berücksichtigen, dass sich Biertrinker Studien zufolge oft schlechter ernähren als Weintrinker. Und der Alkoholforscher Seitz gibt zu bedenken: „Die Leute, die gern Bier trinken, trinken es oft in größeren Mengen.“
Ansonsten möchte Bergmann Alkohol nicht auf seine Rolle als Dickmacher reduzieren: Der Stoff birgt noch ganz andere, wesentlich größere Gefahren. So erhöht er nicht nur das Risiko für Lebererkrankungen und einige Krebsarten, sondern hat ein erhebliches Suchtpotenzial.
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