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Beruf: Homeoffice: Wie sinnvoll ist es, von daheim zu arbeiten?

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Homeoffice: Wie sinnvoll ist es, von daheim zu arbeiten?

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    Jeder vierte Arbeitnehmer würde gerne von zu Hause arbeiten.
    Jeder vierte Arbeitnehmer würde gerne von zu Hause arbeiten. Foto: Daniel Naupold, dpa (Symbolbild)

    Es ist Anfang Juli. In Hamburg findet der G20-Gipfel statt. In der Stadt ist fast kein Durchkommen. Manche Betriebe geben ihren Angestellten deswegen frei. Die Beiersdorf AG probiert etwas anderes aus: Der Dax-Konzern ruft für die 2500 Beschäftigten einen Homeoffice-Tag aus. Ziel sei, für die Heimarbeit zu werben, heißt es.

    Homeoffice: Viele Mitarbeiter wollen von zu Hause aus arbeiten

    Der Schritt des Unternehmens ist radikal. Allein ist die Firma aber nicht. Eine repräsentative Umfrage des Branchenverbands Bitkom ergibt: 30 Prozent der deutschen Betriebe bieten ihren Mitarbeitern an, von zu Hause aus zu arbeiten. Das ifo-Institut kommt in einer repräsentativen Befragung unter Personalchefs auf einen Wert von fast 40 Prozent. Je mehr Angestellte ein Betrieb hat, desto häufiger bietet er seinen Angestellten an, von zu Hause zu arbeiten.

    Das Thema beschäftigt nicht nur Großkonzerne wie IBM, Yahoo oder Beiersdorf. Auch in der Region wachsen bei den Unternehmen ein Bewusstsein dafür, dass Mitarbeiter sich wünschen, mal von daheim Arbeiten zu können, sagt Ercin Özlü von der IHK Schwaben. Das sei auch einer der Hauptgründe, warum Unternehmen sich überhaupt entscheiden, Homeoffice anzubieten. Weil die Mitarbeiter es wollen, sagt Yvonne Lott, Expertin für Arbeitszeit bei der Hans-Böckler-Stiftung.

    Heimarbeit: Wie sinnvoll ist Homeoffice wirklich?

    Mit Blick auf die aktuellen Arbeitsmarkt-Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ist es keine schlechte Idee der Firmen, auf diese Wünsche einzugehen. In Bayern suchten im Juli 234.265 Menschen Arbeit. Damit ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat zwar um sieben Prozent gestiegen, das sei im August aber zu erwarten, heißt es von der Bundesagentur.

    Und: "Die Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent in Bayern ist die niedrigste je im August gemessene", sagt Christian Bockes, Mitglieder der Geschäftsführung der bayerischen Arbeitsagenturen. Dazu kommt: "Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt auf Rekordniveau", sagt er. Mehr als 125.000 offene Stellen sind derzeit bei den Agenturen in Bayern gemeldet. Ein Unternehmen, dass den Wünschen seiner Mitarbeiter nachkommt, verschafft sich also einen Vorteil. Die Frage ist nur: Wie sinnvoll ist Homeoffice?

    Die Studien zu dieser Frage gehen auseinander. In Umfragen kommt immer wieder heraus, dass Menschen, die von Zuhause arbeiten, zufriedener mit ihrem Job sind. Viele wünschen sich außerdem, von daheim zu arbeiten, weil sie so selbst über ihre Arbeitszeiten bestimmen können. In einer Studie für das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung schreibt der Wirtschaftswissenschaftler Karl Brenke: "Grundlegendes Motiv für die Heimarbeit ist offenbar der Wunsch nach mehr zeitlicher Autonomie und nicht allein die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, denn Singles möchten ähnlich häufig zu Hause arbeiten wie Alleinerziehende." Heimarbeiter sind außerdem konzentrierter und effizienter. Die Ablenkung durch Kollegen fehlt.

    Risiken: Warum Homeoffice für Mitarbeiter gefährlich sein kann

    Darin liegt auch ein Problem. Denn andere Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen, die nur im Homeoffice arbeiten, vereinsamen. Brenke schreibt: "Heimarbeiter kommen oft auf weit überdurchschnittlich lange Arbeitszeiten." Das Gleiche sagt Yvonne Lott, die Expertin der Hans-Böckler-Stiftung. Sie hat außerdem festgestellt, dass es Menschen mit völlig selbst bestimmten Arbeitszeiten schwerer fällt, nach der Arbeit abzuschalten. Vor allem Männern geht das so.

    Lotts Fazit lautet deshalb: Homeoffice ist gut, die Angestellten brauchen aber verlässliche Rahmenbedingungen, was zum Beispiel die Erreichbarkeit und die Arbeitszeiten betrifft. Und niemand sollte nur daheim arbeiten. "Feste Präsenztage, an denen alle da sind, fördern den Austausch und verhindern, dass die Kollegen vereinsamen", sagt sie.

    Bei vielen Unternehmen – in der Region und auch sonst im Land – überwiegen deshalb die Befürchtungen bei dem Thema. Etwa wenn es um das Datensicherheit und -schutz geht. Denn dafür muss ein Unternehmen auch sorgen, wenn seine Mitarbeiter von zu Hause oder im Flugzeug arbeiten. Auch die Arbeitszeiten bereiten Sorgen. In den nächsten Jahren werden diese Bedenken aber abnehmen, schätzt Lott. Das Arbeiten von Zuhause oder im Café wird dann normal.

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Umfrageinstitut Civey zusammen. Was es mit den Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

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