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Bakterienschleuder Küchenschwamm: Woher kommt der Gestank?

Bakterien

Bakterienschleuder Küchenschwamm: Woher kommt der Gestank?

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    Küchenschwämme sind wahre Bakterienschleudern. Wie häufig sollte man sie tauschen?
    Küchenschwämme sind wahre Bakterienschleudern. Wie häufig sollte man sie tauschen? Foto: Canva.com

    Küchenschwämme gehören zum Standard-Repertoire im Haushalt. Sie sind jedoch wahre Bakterienschleudern. Wie viele Bakterien lauern auf

    Wie viele Bakterien lauern auf dem Küchenschwamm?

    Laut einer Erhebung der Universität Hannover lauern auf einem Wischmopp mehr als 1 Milliarde Bakterien. Anschließend folgt der Spülschwamm mit 1 Million.

    Die Daten wurden 2009 von Statista veröffentlicht, es gibt mittlerweile aber auch aktuellere Studien, die andere Zahlen liefern. Laut der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen befinden sich rund 1.900.000.000 Keime auf Küchenschwämmen. In einer Studie des Helmholtz-Zentrums München und der Hochschule Furtwangen aus dem Jahr 2017 wurden 360 verschiedene Arten von Bakterien gefunden, insgesamt 54 Milliarden Bakterien pro Kubikzentimeter Schwamm. Zum Vergleich: Auf dem Toilettenrand befinden sich etwa 33.000 Bakterien.

    Der Begriff "Keime" wird je nach Forschungsfeld unterschiedlich definiert. In der Mikrobiologie sind Keime ein Sammelbegriff für Mikroorganismen, wie Bakterien und Pilze, aber auch Krankheitserreger, wie Parasiten und Viren. 

    Welche Bakterien und Keime befinden sich auf dem Küchenschwamm?

    Zu den häufigsten Erregern, die auch tatsächlich Krankheiten auslösen können, zählen die Bakterienstämme Gammaproteobacteria, Flavobacteriia und Alphaproteobacteria. Für immungeschwächte Menschen sind vor allem Bakterien wie Acinetobacter johnsonii, Moraxella osoloensis und Chryseobacterium hominis gefährlich. Sie können zu Infektionen führen. Moraxella osloensis wurde in der Studie am häufigsten nachgewiesen und steht im Verdacht schlechten Geruch zu erzeugen.

    2022 hat die Hochschule Furtwangen eine weitere Studie veröffentlicht, in der nicht nur die Bakterien, sondern das Vorkommen anderer Mikroben auf Küchenschwämmen untersucht wurde. Wie Mikrobiologe Markus Egert in einem Interview mit dem Deutschlandfunk erklärte, wurden neben Bakterien auch Archaeen, Algen, einzellige Tiere, sogenannte Protozoen, Pilze und Viren nachgewiesen. "Viren sind jetzt streng genommen keine Lebewesen, aber werden bei Mikroorganismen so subsumiert."

    Bakterien und Keime: Ist der Küchenschwamm waschbar?

    Küchenschwämme sind zwar waschbar, absurderweise erhöht sich dadurch aber die Keimzahl, wie in der Studie der Hochschule Furtwangen herausgefunden wurde. Nach dem Auswaschen mit heißem Wasser oder dem Reinigen in der Mikrowelle wurden die Keimzahlen zwar kurzzeitig verringert, stiegen aber anschließend schneller an. Dabei erhöht sich die Anzahl der krankheitserregenden Bakterien "vermutlich aufgrund einer höheren Stresstoleranz", wie es im Ärzteblatt heißt.

    Machen Bakterien auf dem Küchenschwamm krank?

    Überwiegend handelt es sich um "harmlose Wasser- und vielleicht noch Hausbakterien", sagt Markus Egert. Für gesunde Menschen sind sie nicht gefährlich. Bei immungeschwächten Menschen ist aber Vorsicht geboten. Krankheitserreger wie Salmonellen und Campylobacter können auch in Küchenschwämmen nachgewiesen werden, allerdings in viel geringeren Konzentrationen.

    Bakterien im Küchenschwamm – warum können sie sich so gut vermehren?

    Küchenschwämme bestehen überwiegend aus Schaumstoff und haben große Poren, in denen sich Mikroorganismen wohl fühlen. Dabei werden Konzentrationen erreicht, die sonst nur in Fäkalproben zu finden sind. Neben den großen Poren sind Küchenschwämme aufgrund falscher Lagerung meist lange feucht und die Lebensmittelreste bieten noch einen zusätzlichen Nährboden für Bakterien. 

    Spültücher hingegen sind laut dem Bundesinstitut für Risikoforschung waschbar. Sie sollten mit einem bleichmittelhaltigen Waschmittel bei 60 Grad in der Waschmaschine gewaschen werden. Außerdem sollte man sie aufhängen, damit sie schnell trocknen – Feuchtigkeit ist nämlich ein guter Nährboden für Bakterien. Bürsten aus Kunststoff sind laut der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hygienischer. Sie können auch in der Spülmaschine gewaschen werden.

    Wie oft sollte man den Küchenschwamm wechseln?

    Laut dem Ärzteblatt sollten Küchenschwämme in Altenheimen oder Krankenhäusern mindestens einmal die Woche ausgetauscht werden. Wie das Bundeszentrum für Ernährung schreibt, sollte man beim Kochen mit rohen Lebensmitteln die Küchenschwämme häufiger tauschen. Das gilt aber nur, wenn der Schwamm auch trocken gehalten wird. Liegt er nass in der Spüle, erhöht sich die Keimzahl bereits in wenigen Stunden.

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