Ein Protest gegen Honorarkürzungen: In Deutschland werden die Apotheken am Mittwoch in zahlreichen Regionen ab mittags geschlossen bleiben. Das teilte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) am Dienstag mit. In einer Mitteilung erklärte sie, dass die Apotheken unter der aktuellen Krise leiden, wie es in vielen andere Branchen auch der Fall sei. "In dieser Situation soll nun noch das Honorar gekürzt werden. Damit läuft das Fass über", machte Präsidentin Gabriele Regina Overwiening deutlich.
Apotheken-Streik am Mittwoch in vier Bundesländern
Wegen des überlaufenden Fasses streiken die Kolleginnen und Kollegen in vier Bundesländern stellvertretend für den kompletten Berufsstand. Die Apotheken bleiben ab mittags geschlossen, ein Notdienst wird aber weiterhin gewährleistet. Betroffen sind die Apotheken in diesen vier Bundesländern:
- Hamburg
- Schleswig-Holstein
- Brandenburg
- Saarland
Apotheken streiken: Honorarkürzungen sorgen für Ärger
Overwiening kritisert in der Mitteilung der ABDA, dass das Apothekenhonorar zuletzt vor zehn Jahren angepasst wurde. Nun soll es zum Januar 2023 um 120 Millionen Euro gekürzt werden. Trotz steigender Kosten für Personal, steigender Energiekosten und der hohen Inflation. De Kürzungen gehen aus der Finanzreform hervor, welche von der Bundesregierung geplant ist. Sie soll die gesetzliche Krankenversicherung stabilisieren.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände sieht hingegen das stabile Fundament in Gefahr, auf welchem die Arzneimittelversorgung in Deutschland steht. "Die Apotheken brauchen Entlastung, keine weitere Belastung", sagte Overwiening. "Die Apothekerschaft sendet ein klares Signal an Bundesregierung und Bundestag, dass auch über das aktuelle Spargesetz hinaus dringend ein Politikwechsel notwendig ist."
Streik am 19. Oktober 2022: Welche Apotheken bleiben geschlossen?
Welche Apotheken in den vier Bundesländern geschlossen bleiben, hängt von der Streikbeteiligung ab. In Schleswig-Holstein rechnet der Apothekerverband mit einer regen Beteiligung. Im nördlichsten Bundesland werden wohl die Mehrheit der rund 600 Apotheken geschlossen bleiben, wie der Landesvorsitzende Hans-Günter Lund der dpa erklärte.
In Hamburg zeichnet sich ein ähnliches Bild. "Wir gehen davon aus, dass fast alle Apotheken schließen werden", gab Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins, bei der dpa bekannt. Er erklärte, dass viele Apotheken wegen der schweren Belastungen am Jahresende für immer schließen werden. Graue rechnet dabei mit mindestens zehn Prozent der 385 Apotheken, die es derzeit in Hamburg gebe.