Was lange währt, wird keineswegs immer gut. Insbesondere dann nicht, wenn es zwar gut gemeint, aber schlecht gemacht worden ist. Das trifft auch auf die Riester-Rente zu. Zwanzig Jahre nach ihrer Einführung bleiben von ihr nicht viel mehr als enttäuschte Hoffnungen, verlorenes Vertrauen und viele Minirenten übrig. Das größte Konjunkturprogramm der Versicherungswirtschaft erweist sich für immer mehr Sparer und den Staat als komplizierte Geldverschwendung.
Der Ansatz, den Abschluss privater Altersvorsorgeverträge durch staatliche Zuschüsse zu fördern, ist unbestritten sinnvoll. Jedoch nur, wenn diese auch in die Sparleistung fließen. Nicht so bei Riester-Versicherungen, wo jeder vierte eingezahlte Euro in den Kosten für Abschluss, Vertrieb, Verwaltung und Risiko verschwindet. Teilweise sind die Kosten so hoch, dass die gesamten Zulagen von der Versicherung geschluckt werden. Hinzu kommt, dass Riester-Versicherungen sehr renditeschwach sind.
Nur noch 80-prozentige Beitragsgarantie
Es kommt sogar vor, das Sparern am Ende der Ansparphase nur das bleibt, was sie eingezahlt haben. Wenn es nach den Plänen der Versicherungsbranche geht, soll es künftig sogar noch weniger werden. Wegen der anstehenden Absenkung des Höchstrechnungszinses auf 0,25 Prozent schlagen diese nur noch eine 80-prozentige Beitragsgarantie vor. Anders könnten sie ihre Kosten nicht mehr erwirtschaften. Dann könnte es wirklich besser sein, Geld unters Kopfkissen zu legen, Sicherheitsaspekte mal ausgenommen. Das Ganze zeigt nur, dass die Riester-Rente nicht mehr zu retten ist und daher abgeschafft gehört, zumindest was Neuabschlüsse anbelangt.
Petition "Stoppt die Riester-Rente"
Jetzt haben sich drei Organisationen zu einer Verbraucherallianz zusammengeschlossen und fordern, einen klaren Schlussstrich bei der Riester-Rente zu ziehen. Denn es gibt bessere Alternativen, wie das Beispiel des schwedischen Vorsorgefonds zeigt. Durch die Einführung eines öffentlich organisierten Vorsorgeproduktes, das nach definierten Vorgaben direkt in den Kapitalmarkt investiert, könnte auch in Deutschland eine kostengünstige und einfache Zusatzvorsorge geschaffen werden – ohne teure Versicherungen oder Finanzvermittler.
Informationen zur Petition „Stopp die Riester-Rente“, an der sich der Verbraucherzentrale Bundesverband beteiligt, finden sich unter www.finanzwende.de.
Zum Autor: Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfragen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern.
Lesen Sie auch:
Mit E-Brokern entdecken junge Leute die Börse für sich
Wie lange sind Gutscheine wirklich einlösbar?
Zinsportale haben zu Unrecht einen schlechten Ruf
- Mit E-Brokern entdecken junge Leute die Börse für sich
- Wie lange sind Gutscheine wirklich einlösbar?
- Zinsportale haben zu Unrecht einen schlechten Ruf