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Aldi, Lidl und Co.: Schnelles 5G-Internet bei Discountern: Was davon zu halten ist

Aldi, Lidl und Co.

Schnelles 5G-Internet bei Discountern: Was davon zu halten ist

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    Aldi, Lidl und andere Discounter bieten nun Handy-Tarife mit dem modernen 5G-Standard an.
    Aldi, Lidl und andere Discounter bieten nun Handy-Tarife mit dem modernen 5G-Standard an. Foto: PA Wire, dpa (Archivbild)

    Paukenschlag auf dem Mobilfunk-Markt: Schnelles Internet im neuesten 5G-Standard gibt es nun auch von Prepaid-Discountern wie Aldi, Lidl und Netto. Die bisherigen Platzhirsche - die großen Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) - bekommen unerwartete Konkurrenz. Doch die Sache hat auch Haken für Verbraucher.

    Worum geht es bei 5G?

    Die 2019 gestartete Mobilfunk-Generation 5G ist inzwischen in fast allen größeren Städten und den meisten ländlichen Regionen verfügbar. Wer einen 5G-Tarif bucht, kann im Spitzentempo surfen und Filme/Musik streamen. Außerdem ist die Reaktionszeit bei 5G deutlich kürzer als beim älteren Standard LTE/4G, wovon besonders Online-Spieler profitieren. Mit 5G erhöht sich zudem die Netzkapazität, was vor allem in Bahnhöfen, Fußballstadien und anderen belebten Orten hilfreich ist. 

    Aldi, Lidl und Netto sind mit 5G-Angeboten am Markt

    Das Problem bisher war, dass sich die drei Netzbetreiber den Markt aufteilten. Ausgeschlossen blieben die Prepaid-Billiganbieter, die nur LTE/4G im Portfolio hatten. Das ändert sich nun überraschend. Als 5G-Newcomer ist Mitte Juli zunächst Aldi Talk angetreten, gefolgt von Lidl Connect und Nettokom Anfang August. Der Vorteil für Verbraucher: Als Prepaid-Kunde müssen sie sich nicht 24 Monate lang vertraglich binden. Neben den eher hochpreisigen Tarifen der Netzbetreiber gab es bisher nur 5G-Angebote von Congstar, einer Telekom-Tochter, sowie dem Provider Freenet, der Telekom- und Vodafone-Tarife vermarktet, und der Freenet-Marke Klarmobil. 

    Was kostet mich der Spaß?

    Mit Einführung der neuen 5G-Tarife ändern die Discounter ihre Preise und Inklusiv-Datenvolumina. So verlangt Aldi jetzt für 12 Gigabyte (GB) Volumen pro vier Wochen knapp 15 Euro im 5G-Betrieb. Bei LTE/4G-Nutzung kosten 8 GB lediglich rund 13 Euro. Kunden, die mit 8 GB locker auskommen, weil sie die meiste Zeit im WLAN sind oder einfach nur wenig Bedarf haben, zahlen nach einem Wechsel zu 5G also zwei Euro mehr. Bei 13 Rechnungen im Jahr (eine Folge des Vier-Wochen-Abrechnungszeitraums) kommen 26 Euro jährlich dazu.

    Der Wechsel auf 5G beinhaltet auch einen Aufschlag bei den Kosten

    Der Preisnachteil ist umso größer, je mehr Volumen ein Tarif hat. Beispiel Lidl: Der alte 8-GB-Tarif für LTE/4G (Smart L) ist im 5G-Netz nun mit 20 GB ausgestattet, was fast 20 Euro statt bisher 13 Euro pro vier Wochen kostet - also 84 Euro mehr im Jahr. Händler Netto berechnet für 20 GB im 5G-Netz jetzt ebenfalls knapp 20 Euro. Alle 5G-Tarife beinhalten eine Flatrate für Telefonate und SMS. Während Aldi und Netto im Netz von Telefónica funken, greift Lidl auf das Netz von Vodafone zurück. Einen Zugang zum Telekom-Netz, das bisher am besten auf 5G hochgerüstet ist, haben die Discounter-Kunden nicht. 

    Gibt es erste Erfahrungen?

    Das Fachportal Teltarif.de hat den 5G-Tarif von Aldi in der Praxis überprüft. Demnach war die Geschwindigkeit höher als erwartet. Statt der von Aldi versprochenen 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) im Downstream kamen die Tester auf bis zu 60 Mbit/s. Verglichen mit LTE/4G ist das deutlich mehr. Laut Teltarif.de ging das Tempo nach Umschaltung auf LTE/4G-Betrieb auf gut 40 Mbit/s zurück. 

    5G-Mobilfunkmast von Vodafone auf einem Hochhaus in Düsseldorf.
    5G-Mobilfunkmast von Vodafone auf einem Hochhaus in Düsseldorf. Foto: Roberto Pfeil, dpa

    Klar ist damit jedoch auch: Hinter einem Mega-Tempo von 1 Gigabit pro Sekunde oder mehr, wie es von 5G bisweilen erwartet wird, bleibt der Aldi-Tarif eklatant zurück. Lidl und Netto sagen den Nutzern ebenfalls nicht mehr als 50 Mbit/s zu. Aber gleichzeitig gilt auch: Sogar manche Festnetzkunden wären froh, wenn sie zu Hause auf diese Geschwindigkeit kämen. 

    Dass 5G bisher nicht überall superschnell ist, hat technische Gründe. Denn obwohl die Werbung anderes verspricht: Realisiert wird 5G fast ausschließlich noch auf Basis der älteren LTE/4G-Infrastruktur. Der neue Standard ist dem Vorgänger quasi „huckepack“ aufgesetzt. Das „echte“ 5G (genannt 5G Standalone) ist bisher nur an bevorzugten Standorten verwirklicht. 

    Kann ich mein altes Handy weiternutzen? 

    Das ist die Gretchenfrage, an die viele nicht denken. Denn längst nicht alle Smartphones beherrschen 5G, vor allem ältere Modelle scheitern häufig daran. Wer sich also einen 5G-Tarif zulegt, aber nur ein 4G-fähiges Mobilgerät hat, zahlt den Aufpreis für 5G umsonst. 

    Viele Handys unterstützen nur Frequenzen des LTE/4G-Bereichs

    Wichtig zu wissen ist zudem: 5G nutzt unterschiedliche Frequenzen - die nicht von allen 5G-Handys unterstützt werden. Wenn die Frequenzen von Sender und Empfangsgerät nicht zusammenpassen, springt das Smartphone auf LTE/4G um. Beispielsweise funkt Vodafone auf drei Frequenzbereichen, je nach Standort entweder mit 3,5 Gigahertz, 1,8 Gigahertz oder 700 Megahertz. Je höher die Frequenz, desto größer die Geschwindigkeit. Nach Angaben von Vodafone können aber nur „einige“ der am Markt befindlichen Smartphones alle drei Frequenzbereiche empfangen. Wer mit seinem Telefon also am falschen Standort ist, hat Pech - und surft langsamer als erhofft. 

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