Zecken sind nicht mehr nur im Wald und auf der Wiese anzutreffen. Die Blutsauger-Insekten haben sich auch in Städten ausgebreitet, zum Beispiel in Parks, Gärten oder auf anderen Grünflächen. Stadtbewohner sollten daher ebenfalls aufmerksam und sensibel sein, sagte der Zeckenexperte des Naturschutzbundes (Nabu) Baden-Württemberg, Stefan Bosch. Der Holzbock zum Beispiel, die am weitesten verbreitete Zeckenart, nutzt alle Lebensräume, die ihm von seinen Ansprüchen her entgegenkämen. So möge es das Tier gerne grün, mit Laub und ein bisschen feucht. Die Zecke ist kein reines Waldtier, tatsächlich muss man überall mit ihr rechnen.
Die zehn kuriosesten Fakten über Zecken
Zecken haben ihre Nase am Vorderbein
Zecken sitzen gern auf Grashalmen und wedeln mit den Vorderbeinen
Zecken können 10 Jahre ohne Nahrung auskommen
Zecken können über Wälder und sogar Meere „wandern“
Zecken sind nach einer Mahlzeit 200 Mal schwerer als zuvor
Zeckenkinder haben 2.000 Geschwister
Zecken haben „Betäubungsmittel“ und „Klebstoff“ im Gepäck
Zeckenmännchen sterben sofort nach der Paarung
Nashörner schützen sich mithilfe von Sumpfschildkröten vor Zecken
Zecken überleben in der Waschmaschine
Auch in der Stadt: Körper nach Zeckenbiss absuchen
Wer also in einem Stadtpark oder -wald unterwegs war, sollte am Abend seinen Körper genau absuchen und nach Zecken fahnden, sagte Bosch. Auch die Stuttgarter Parasitologin Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim betont, dass jeder Grünbereich ein potentielles Zeckenhabitat darstellt.
Wie sich die Zahl der Zecken in den vergangenen Jahren entwickelt habe, könne man nicht so leicht bestimmen, betonte Bosch. "In absoluten Zahlen ist das schwer zu sagen." Die Anzahl der Tiere variiere aufgrund verschiedener Faktoren, vor allem die Witterung spiele eine große Rolle. So seien beispielsweise warme Winter schlecht für die Population, weil die Zecken dann von anderen Parasiten zerstört würden. Feuchtes Wetter im Frühjahr wiederum helfe den Blutsaugern, da sich in dieser Zeit die erste Generation entwickle.
Borreliose-Gefahr: Das müssen Sie nach einem Zeckenbiss beachten
Entfernen Sie die Zecke so schnell wie möglich. Je kürzer die Zecke Blut saugt, desto geringer ist das Infektionsrisiko. Am besten lassen sich die Tiere mit Zeckenpinzetten oder speziellen Zeckenkarten im EC-Karten-Format entfernen. Zur Not können Sie das Tier auch mit den Fingernägeln beseitigen.
Wichtig: Ziehen Sie die Zecke einfach gerade aus der Haut, ohne zu drehen. Falls der Kopf oder Teile davon in der Haut stecken bleiben, legen Sie ihn mit einer sterilen Nadel frei oder lassen Sie ihn vom Arzt fachmännisch entfernen.
Suchen Sie Ihren Körper nach Zecken ab. Begutachten Sie dabei vor allem bei Kindern auch deren Kopf.
Beobachten Sie die Haut rund um die Einstichstelle. Die Rötung direkt nach dem Biss verschwindet in der Regel nach wenigen Tagen.
Tritt innerhalb von sechs Wochen wieder eine Rötung auf oder wird die gereizte Stelle größer, gehen Sie unbedingt zum Arzt. Das gilt auch dann, wenn Sie eine solche sogenannte Wanderröte bemerken, aber gar keinen Zeckenstich wahrgenommen haben.
Achten Sie auf weitere Symptome. Die Verbreitung der Borrelien deutet sich unter Umständen auch durch ein grippeartiges Krankheitsgefühl, Gelenkschmerzen oder ovale rote Flecken auf der Haut an. Gehen Sie auch dann zum Arzt und lassen Sie sich auf Borrelienantikörper im Blut testen. Dieser Test ist am verlässlichsten, um eine Borreliose sicher zu erkennen.
FSME und Borreliose: Krankenkassen und Gesundheitsamt raten zur Zecken-Impfung
Borreliose und FSME: Symptome und Behandlung
Borreliose ist die am häufigsten von Zecken übertragene Infektionskrankheit in Deutschland.
Erreger sind Borrelien, eine Bakterienart. Sie gelangen mit dem Stich einer Zecke ins Blut.
Typisches Symptom der Borreliose ist die «Wanderröte», ein roter Hautring um die Einstichstelle. Weitere Symptome sind Muskel- und Gelenkschmerzen, auch Fieber.
Behandelt wird die Infektion mit Antibiotika.
Wird die Krankheit nicht frühzeitig erkannt, sind Spätfolgen wie Gelenkentzündungen (Arthritis), Herzmuskel- oder Nervenentzündungen möglich.
Unbehandelt können diese jahrzehntelang Beschwerden verursachen.
Erreger der FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) sind dagegen Viren. Auch sie können beim Zeckenstich auf den Menschen übertragen werden.
Die FSME ist eine fieberhafte Erkrankung unter Beteiligung der Hirnhäute. In besonders schweren Fällen kann es zur Gehirnentzündung und zur Schädigung des Rückenmarks kommen. Im Extremfall verläuft die Krankheit tödlich.
Anders als bei der Borreliose gibt es zur Behandlung der FSME keine Medikamente. Deshalb raten Ärzte zur Schutzimpfung.
Zecken können bei einem Biss unter anderem Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sowie die Infektionskrankheit Lyme-Borreliose übertragen. Im vergangenen Jahr erkrankten im Südwesten fast doppelt so viele Menschen an FSME wie im Jahr zuvor. Landesweit wurden 2016 insgesamt 116 Patienten registriert, wie die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Freiburg unlängst mitteilte. 2015 seien es 60 Betroffene gewesen. Dies zeigten die vom Robert Koch Institut erhobenen Daten.
Grund für den Anstieg sei die Impfmüdigkeit vieler Menschen im Südwesten. Zwar kann man sich nicht gegen Zecken impfen lassen, wohl aber gegen die gefährlichen Krankheiten, die sie auf den Menschen übertragen können. Die Krankenkasse und das Landgesundheitsamt riefen dazu auf, sich gegen diese von Zecken übertragenen Krankheiten impfen zu lassen. Denn mit Ausnahme von Heilbronn sei der gesamte Südwesten Risikogebiet. dpa/lsw