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Wirtschaft: Corona-Krise beschleunigt Wechsel: Immer mehr Kunden nutzen Online-Banking

Wirtschaft

Corona-Krise beschleunigt Wechsel: Immer mehr Kunden nutzen Online-Banking

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    Das Online-Banking hat im Zuge der Krise noch einmal einen Popularitätsschub erhalten. Könnte dies das Filialsterben bei den Banken weiter beschleunigen?
    Das Online-Banking hat im Zuge der Krise noch einmal einen Popularitätsschub erhalten. Könnte dies das Filialsterben bei den Banken weiter beschleunigen? Foto: Franziska Gabbert (dpa)

    Im Zuge der Krise wurden viele kleine Filialen zeitweise geschlossen. Nun planen einige Banken offenbar, die geschlossenen Filialen gar nicht mehr zu öffnen. Dahinter steckt die Hoffnung, dass die Bankkunden künftig vermehr Online-Banking nutzen und sich so Kosten sparen lassen. Dieses Kalkül scheint aufzugeben, denn einer Umfrage zufolge wollen 76 Prozent der Bankkunden ihre Bankgeschäfte auch künftig online regeln. Doch was bedeutet das für die deutsche Bankenlandschaft?

    Gerade das Onlinebanking wird immer populärer

    Den klassischen Banken machen gerade Onlinekonten zunehmend das Leben schwer. Das Online-Banking hat Bankgeschäfte rund um das eigene Girokonto stark vereinfacht und macht den persönlichen Kontakt mit der Bank diesbezüglich eher unnötig. Der Markt im Bereich der Onlinekonten wird stetig größer, so dass Nutzer vor einer großen Auswahl stehen.

    Die Vorteile entsprechender Angebote liegen auf der Hand:

    • Onlinebanking-Optionen wie bei klassischen Banken
    • Geringere bis gar keine Kontoführungsgebühren
    • Oft günstigere Dispozinsen

    Bisher konnten klassische Banken immer mit der persönlichen Beratung punkten. Da diese im Zuge der Corona-Krise jedoch stark verringert werden musste, fiel dieser Vorteil plötzlich weg. Zahlreiche Bankkunden scheinen jedoch auch in Zukunft nicht zu planen, die persönliche Beratung wieder vermehrt in Anspruch zu nehmen. Das ergab eine Umfrage der Psyma Research+Consulting GmbH. Demnach gaben 66 Prozent der Befragten genau dies an. Auch die ersatzweise Kommunikation per Telefon, Video-Chat oder E-Mail hat während der Krise kaum zugenommen.

    Was bedeutet die Entwicklung für die Banken?

    Die klassischen Banken müssen sich darauf einstellen, dass die Angebote in den Filialen deutlich seltener genutzt werden als zuvor. Dies dürfte das Filialsterben in Deutschland weiter beschleunigen. Dabei haben Sparkassen und Banken in den letzten 15 Jahren sowieso schon in großem Maße gehandelt:

    Tabelle 1: Anzahl der Bankfilialen in Deutschland 2005 und 2019, Quelle: Bundesbank

    Experten zufolge könnte die Zahl die verbleibenden Filialen bis 2025 noch einmal deutlich sinken. Vor der Krise ging man für das genannte Jahr von 19.000-20.000 Filialen aus. Nun dürften je nach genauem Szenario noch einmal 2.000 bis 3.500 Schließungen zusätzlich erfolgen.

    Wird klassische Bankberatung nicht mehr benötigt?

    Die obige Entwicklung suggeriert auf den ersten Blick, dass die klassische Bankberatung nicht mehr benötigt wird. In Bezug auf einfache Bankvorgänge wie Kontotransaktionen, die Eröffnung eines Tagesgeldkontos oder Depots sowie die Aufnahme eines Ratenkredits mag das durchaus stimmen. Trotzdem besteht in Bezug auf komplizierte Finanzprodukte auch weiterhin Beratungsbedarf. Dazu gehören:

    • Planung der persönlichen Altersvorsorge
    • Investition in komplexe Fondsprodukte
    • Aufnahme einer Baufinanzierung
    • Detailfragen zu bestimmten Finanzprodukten

    Die Expertise der Banken wird also durchaus auch weiterhin benötigt. Der Bankkunde von heute wünscht sich jedoch einen deutlich unkomplizierteren Rahmen als zuvor. Interessante Ansatzpunkte für Banken ergeben sich dabei aus den folgenden Aspekten:

    1. Administrative Aspekte sollten sich online erledigen lassen

    Mit Finanzberatung und auch der Kreditvermittlung in Bezug auf Baufinanzierung geht eine Menge Bürokratie einher. Oft werden Unterlagen benötigt oder es müssen Dokumente unterzeichnet werden. Diese Vorgänge werden von Kunden heute mehr und mehr als nervenaufreibend empfunden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, deren Erledigung online zu ermöglichen. Entsprechende Dokumente werden in die Nachrichtenbox des Kunden gesendet und er kann diese im besten Fall digital signieren.

    2. Beratung sollte auf dem jeweils gewünschten Kanal stattfinden

    Die Beratung sollte sich auch in Bezug auf den Kanal künftig an den Wünschen des Kunden orientieren. Persönliche Beratung vor Ort ist häufig auch mit bestimmten Geschäftszeiten verbunden. Berufstätige Kunden wünschen sich eventuell eher eine Video-Beratung außerhalb dieser Zeitspanne. Anderen Bankkunden reichen eventuell auch Telefongespräche. Je flexibler Banken hierbei agieren und auf die Wünsche der Verbraucher eingehen, desto erfolgreicher dürften die Beratungsmodelle ausfallen.

    Bankenlandschaft steht vor großem Wandel

    Unter dem Strich steht die Bankenlandschaft in Deutschland also vor einem großen Wandel. Gerade bei einfachen Finanzprodukten wie dem eigenen Girokonto bevorzugen Kunden heute die Online-Nutzung. Dies erklärt auch den großen Erfolg bekannter Online-Banken, die mit guten Konditionen und unkomplizierten Kontomodellen immer mehr Kunden begeistern.

    Grundsätzlich bedeutet dies aber nicht, dass die Expertise der Bank unnötig ist. Gerade bei komplizierten Transaktionen wie der Aufnahme einer Baufinanzierung oder umfangreichen Vermögensplanungen stellen Bankberater auch künftig eine große Hilfe dar. Hier entscheidet allerdings die Fähigkeit, Online- und Offlinewelt geschickt zu kombinieren, über Erfolg oder Misserfolg einzelner Finanzinstitute. Die Finanzbranche in Deutschland steht jedenfalls vor einer spannenden Zukunft.

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