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Ernährung: Was ist wirklich Bio? Darauf sollten Verbraucher achten

Ernährung

Was ist wirklich Bio? Darauf sollten Verbraucher achten

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    Das deutsche Bio-Siegel ist ein sicheres Symbol für den Verbraucher.
    Das deutsche Bio-Siegel ist ein sicheres Symbol für den Verbraucher. Foto: David Ebener, dpa (Symbolbild)

    Bio ist nicht immer gleich Bio. Zumindest wurde das früher häufig gesagt. Viele Siegel, kein Überblick für den Verbraucher und viele, die Kapital aus der Bio-Welle schlagen wollen. Heute sei das zum Glück anders, sagt Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale München: "Bio ist ein geschützter Begriff." Das fängt bei den Siegeln an. Die bekanntesten sind das sechseckige, deutsche Biosiegel aus dem Jahr 2001 und das EU-Bio-Logo aus dem Jahr 2010. Dazu kommen noch die Siegel von Bioland, Naturland und Demeter. Wenn diese Siegel auf einer Verpackung sind, dann ist auch Bio gewährleistet. Aber wie?

    Bio: Die unterschiedlichen Siegel kurz erklärt

    "Bevor es das deutsche Biosiegel gab, fehlte eine einheitliche Regelung bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln bezüglich Bio", erklärt Daniela Krehl. Viele Unternehmen warben mit Begriffen wie "organic" oder "ökologisch". Nach der Einführung des deutschen Siegels war das aber gesetzlich geregelt. Wenn das sechseckige Siegel auf einem Prodkut stand, dann war es auch Bio.

    Das EU-Bio-Logo von 2010 beruht auf dem deutschen Siegel und ist eigentlich identisch. Überhaupt soll es in den nächsten Jahren das sechseckige Siegel ablösen. Die Unternehmen drucken es heutzutage meistens auf, da sich viele Verbraucher daran gewöhnt hatten. Bioland, Naturland und Demeter sind  Verbände, die zusätzlich zu dem bestehenden EU-Bio-Logo, noch schärfere Richtlinien haben und zusätzliche Kontrollen durchführen.

    Was ist wirklich Bio? Kriterien und Kontrollen

    Das Umweltinstitut München erklärt, wie die Kontrollen ablaufen. Der Bio-Status wird regelmäßig überprüft. Beim EU-Bio-Logo macht dies mindestens einmal pro Jahr eine unabhängige Kontrollstelle nach der EU-Öko-Verordnung. Zusätzliche Stichprobenkontrollen sind außerdem möglich.

    Bioland, Naturland und Demeter gehen zum Teil noch einen Schritt weiter. Sie haben zusätzlich eigene Richtlinien, nach denen kontrolliert wird. Auch die ökologische Wirtschaftsweise muss mit einem Hofschild nach außen offen kommuniziert werden. Dadurch ist eine zusätzliche "Sozialkontrolle" zum Beispiel durch Nachbarn und Kunden möglich. Der Verbraucher ist aufgerufen, etwaige Missstände auf Höfen zu melden.

    Düngung: Der Einsatz von Stickstoffdünger nach der EU-Verordnung ist erlaubt und hat keine Begrenzung der Gesamtstickstoffdüngermenge. Nur der Eintrag von Stickstoff aus Wirtschaftsdünger (tierische Exkremente) ist auf maximal 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr begrenzt. Bei den Verbänden Bioland, Naturland und Demeter ist der Wert etwas niedriger und liegt bei 112 Kilogramm. Bei der EU-Verordnung sind Gülle, Jauche und Geflügelmist, sowie organischer Dünger und Gärreste aus Biogasanlagen erlaubt. Bei den Verbänden jedoch nicht.

    Tierhaltung: Der maximale Tierbestand ist an die Flächen gebunden. Bei der EU-Verordnung dürfen pro Hektar bewirtschafteter Fläche beispielsweise 230 Hennen zusammen sein, bei den Verbänden aber nur 140 Hennen. Die EU-Verordnung erlaubt auch Kühe beim Transport mit Stromschlägen in den Lastwagen zu lenken. Die Verbände verbieten das. Beim Thema Kupieren von Körperteilen sind sich alle einig: Es ist nicht erwünscht. Bei der Tiergesundheit sieht es ähnlich aus, alle verzichten auf chemisch-synthetische Arzneimittel.

    Futter: Alle müssen Futter aus 100 Prozent ökologischer Landwirtschaft benutzen. Für fleischfressende Tierarten darf bei der EU-Verordnung Fischmehl benutzt werden, die Verbände verbieten es.

    Pflanzenbau: Alle müssen auf chemisch-synthetisches Saatgut verzichten. Die EU-Verordnung vernachlässigt Schadstoffe im Boden, wohingegen die Verbände die Belastung des Bodens berücksichtigen.

    Verarbeitung: Bei der EU-Verordnung dürfen Lebensmittel dann mit Bio gekennzeichnet werden, wenn 95 Prozent der Zutaten aus ökologischer Herkunft stammen. Bei Bioland und Naturland sind es 100 Prozent. Bei Demeter sind 95 Prozent ausreichend, wenn davon 90 Prozent nach den Demeter-Richtlinien hergestellt worden sind. Der Einsatz von Natriumnitrit ist bei der EU-Verordnung und Naturland in begrenzten Mengen erlaubt, bei Demeter und Bioland nicht.

    Verpackung: Die EU-Verordnung hat dafür keine Reglungen. Bei Bioland dürfen aluminiumhaltige Verpackungen nur nach ausdrücklicher Genehmigung verwendet werden. Naturland verzichtet auf chlorhaltige oder metallhaltige Verpackungen. Bei Demeter soll auf Aluminium verzichtet werden, es ist aber erlaubt. Nur chlorhaltige Verpackungen sind nicht genehmigt.

    Beispiel: Bio-Huhn von Bioland

    Was Bio konkret bringt, sieht man an dem Beispiel eines Masthuhns. "Masthühner aus ökologischer Erzeugung leben doppelt so lange wie ihre konventionellen Artgenossen", erklärt Gerald Wehde, Pressesprecher des Verbandes Bioland. Sie fressen teures Biofutter, meist aus den eigenen Betrieben und leben in kleineren Herden. So leben bei der Massentierhaltung im Durchschnitt 39.000 Hühner in einem Stall. Zum Vergleich beim Biohuhn von Bioland nur 2800. Dass so ein Huhn als Fleischware keine 2,99 Euro kostet, ist verständlich. Dafür sind diese Tiere aber meist gesünder und schwerer als ihre Artgenossen aus der Massentierhaltung, sagt Wehde. Im Schnitt 300 Gramm.

    Die Verbraucherzentrale kann Bio jedenfalls uneingeschränkt weiterempfehlen. "Die Landwirtschaft ist nachhaltiger. Die Tier- und Pflanzenproduktion ist schonender", erklärt Daniela Krehl. Für wen Bio besonders gut geeignet ist, sagt sie auch. "Schwangere und junge Menschen nehmen dadurch weniger mit Pestiziden verseuchte Lebensmittel zu sich, was speziell in der Wachstumsphase sehr wichtig ist." In Gegensatz zu konventionellen Lebensmittel, bei denen versucht wird möglichst keimfrei und steril zu arbeiten, können Bio-Produkte schwache Verunreinigungen haben. "Die sind nicht immer schlecht. Im Gegenteil sie können sogar immunförderlich sein und Allergien vorbeugen", erklärt Daniela Krehl.

    Mehr hilfreiche Tipps und Informationen finden Sie hier in unserem Ratgeber zum Thema Kochen und in unserem

    Hinweis der Redaktion: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Beitrag aus unserem Online-Archiv.

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