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Generation Z: Warum Jugendliche keinen Bock mehr auf Zigaretten haben

Generation Z

Warum Jugendliche keinen Bock mehr auf Zigaretten haben

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    Warum Jugendliche keinen Bock mehr auf Zigaretten haben
    Warum Jugendliche keinen Bock mehr auf Zigaretten haben Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolbild)

    In der Schulpause in den Pausenhof, um mit den Freunden eine zu rauchen? Uncool. Auf der Party der besten Freundin zum ersten Mal an einer Zigarette ziehen? Kommt nicht so gut an. Und am 18. Geburtstag voller Stolz zum ersten Mal legal eine Packung Kippen an der Tankstelle kaufen? Das geht doch gar nicht. Für Jugendliche und junge Erwachsene wird rauchen immer uncooler - eine Entwicklung, die sich auch in der Statistik widerspiegelt.

    Die Raucherquote bei Jugendlichen ist auf 6,6 Prozent gesunken

    Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat vor Kurzem eine Studie veröffentlicht, die diese Ergebnisse belegen. Sie befasst sich mit dem Rauchverhalten Jugendlicher und junger Erwachsenen in Deutschland.

    Die aktuellen Daten zeigen eine positive Entwicklung. Junge Menschen greifen immer weniger zur Zigarette. Nach Angaben der BzgA-Studie ist die Raucherquote der Zwölf- bis 17-Jährigen seit 2001 von 27,5 Prozent auf 6,6 Prozent gesunken. Unterschiede im Rauchverhalten zwischen den Geschlechtern gibt es in dieser Altersgruppe außerdem kaum noch. Auch der Anteil der Jugendlichen, die noch nie in ihrem Leben geraucht haben, ist so hoch, wie nie zuvor.

    Auch bei den 18- bis 25-Jährigen geht die Raucherquote deutlich zurück und liegt derzeit bei 24,8 Prozent. Auch in dieser Altersgruppe spiegelt sich der Trend zum Nichtrauchen wider. Heidrun Thaiss ist Leiterin der BZgA und sagt: „Rauchen ist uncool: Nie zuvor haben mehr Jugendliche komplett auf das Rauchen verzichtet."

    Rauchen passt nicht zum "healthy lifestyle"

    Diesen Eindruck hat auch Jugendforscher Simon Schnetzer aus Kempten. Er beschäftigt sich mit den Lebens- und Arbeitswelten von Generation Y, Generation Z, Millenials und jungen Deutschen. Er hat verschiedene mögliche Erklärungen dafür, dass Rauchen für Jugendliche und junge Erwachsene immer uninteressanter wird. "Gesundheit, Beauty und der healthy lifestyle - also der gesunde Lebensstil - zählen zu den wichtigsten Werten der Generation Z ", erklärt Schnetzer. "Rauchen steht dazu im Widerspruch."

    Genauso wird den Jugendlichen das Thema Klimaschutz auch immer wichtiger - Stichwort Fridays for Future. Viele Umweltschützer beklagen die vielen Kippen, die die Natur und die Meere vermüllen, weil sie nicht richtig entsorgt werden. "Rauchen steht im krassen Gegensatz zum Umweltschutz und dem healthy lifestyle. Wer es ernst damit meint, der verzichtet auf Fleisch, Fliegen und eben auch aufs Rauchen."

    Zigaretten bringen keine Klicks und keine Follower

    Jugendliche der Generation X, also der zwischen den 60er- und 80er-Jahren geborenen, haben sich laut Schnetzer selbst als cool mit einer Kippe in der Hand inszeniert. Auch die Helden dieser Generation wurden mit Zigarette im Mund abgebildet, zum Beispiel Lucky Luke oder der Mann aus der Marlboro-Werbung.

    Jugendforscher Simon Schnetzer beschäftigt sich mit den Lebens- und Arbeitswelten junger Deutscher.
    Jugendforscher Simon Schnetzer beschäftigt sich mit den Lebens- und Arbeitswelten junger Deutscher. Foto: piomars

    Die Generation Z, die zwischen 1997 und 2012 geboren ist, inszeniert sich selbst auf ganz andere Weise. Eine wesentliche Rolle spielen hier die sozialen Netzwerke. "Für Jugendliche ist es enorm wichtig, wie sie selbst auf Instagram und Youtube auftreten." Rauchen ist dort laut Schnetzer nicht cool, es bringt keine Likes und keine Follower. Im Gegenteil: "Der healthy lifestyle ist im Internet enorm wichtig. Wer gesund und gut aussieht, der kommt im Internet besser an. Rauchen passt einfach nicht mehr ins Bild."

    Rauchen taugt nicht mehr als Statussymbol

    Dazu kommt: Rauchen ist heute kein Statussymbol mehr. "Es ist teuer und Geld investiert die Generation Z lieber in ein Smartphone oder in teilbare Erlebnisse zum Beispiel Reisen." Auch weil Rauchen gesellschaftlich immer mehr geächtet wird und die Toleranz im öffentlichen Raum verschwindet, taugt das Rauchen einfach nicht mehr als Statussymbol, sagt der Jugendforscher.

    Mit dem Rauchen aufhören: Das sind die Vorteile

    Sie wollen mit dem Rauchen aufhören? Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) setzt der erste positive Effekt schon nach wenigen Minuten ein...

    Nach 20 Minuten: Puls und Blutdruck sinken auf normale Werte.

    Nach 12 Stunden: Der Kohlenmonoxid-Spiegel im Blut sinkt, der Sauerstoff-Spiegel steigt auf normale Höhe. Alle Organe werden wieder besser mit Sauerstoff versorgt und die körperliche Leistungsfähigkeit steigt.

    Nach 2 Wochen bis 3 Monaten: Der Kreislauf stabilisiert sich. Die Lungenfunktion verbessert sich.

    Nach 1 bis 9 Monaten: Hustenanfälle, Verstopfung der Nasennebenhöhlen und Kurzatmigkeit gehen zurück. Die Lunge wird allmählich gereinigt, indem Schleim abgebaut wird. Die Infektionsgefahr verringert sich.

    Nach 1 Jahr: Das Risiko für eine koronare Herzkrankheit sinkt auf die Hälfte des Risikos eines Rauchenden.

    Nach 5 Jahren: Das Risiko für eine Krebserkrankung in der Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre und Harnblase sinkt auf die Hälfte; das Gebärmutterhalskrebs-Risiko ist nicht mehr höher als bei Nichtrauchenden. Auch das Schlaganfallrisiko kann bereits nach zwei bis fünf Jahren auf das eines Nichtrauchers sinken.

    Nach 10 Jahren: Das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, verringert sich etwa um die Hälfte. Auch die Risiken für Krebserkrankungen an Kehlkopf und Bauchspeicheldrüse gehen zurück.

    Nach 15 Jahren: Das Risiko für eine koronare Herzkrankheit ist nicht mehr höher als bei einem lebenslangen Nichtrauchenden.

    Diesen Platz hat mittlerweile das Smartphone eingenommen. Wer an der Bushaltestelle steht, auf einen Freund wartet oder ungeduldig ist, der greift aus Langeweile nicht mehr zur Zigarette, sondern wischt auf seinem Display herum. "Das ist die neue Routine, wenn einem langweilig ist", sagt Simon Schnetzer.

    Shisha-Rauchen ist gesellig, ein cooles Genussmittel

    Besonders die Zwölf- bis 17-Jährigen legen großen Wert auf eine gesunde Lebensweise. Das belegt eine weitere Statistik aus der BZgA-Studie zum Raucherverhalten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. So ist laut den aktuellen Ergebnissen auch der Konsum von Wasserpfeifen von 12,2 Prozent im Jahr 2008 auf neun Prozent in 2018 leicht zurückgegangen.

    Ganz im Gegensatz zu der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen. Dort wird Shisha-Rauchen immer beliebter. Die Zahlen sind weiter angestiegen. 19,1 Prozent der jungen Erwachsenen geben im Jahr 2018 an, in den vergangenen 30 Tagen Wasserpfeife geraucht zu haben. Zehn Jahre zuvor waren es noch 7,8 Prozent. BZgA-Leiterin Heidrun Thaiss sagt dazu: "Der Konsum von Wasserpfeifen und E-Zigaretten bleibt nach wie vor problematisch, besonders vor dem Hintergrund, dass die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen der inhalierten Substanzen weiterhin unklar sind.“

    Auch für diesen Trend hat der Jugendforscher eine mögliche Erklärung: "Shisha-Rauchen und Shisha-Cafés durchbrechen alles, was so typisch ist für die Generation Z." Im Grunde ist laut Schnetzer jeder viel mehr für sich, verbringt viel Zeit allein am Smartphone in sozialen Netzwerken. "Das wollen die, die Wasserpfeife rauchen, bewusst durchbrechen. Shisha-Rauchen ist gesellig, ein cooles Genussmittel, man macht es nur in der Gemeinschaft."

    Darüber hinaus hat die Shisha, genauso wie die Wasserpfeife, alle Vorteile, die die Generation Z beim normalen Rauchen verabscheut: keine stinkenden Finger, nur Wasserdampf, keine Kippen als Abfallprodukte.

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