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"Topbonus"-Insolvenz: Wie es mit den Air-Berlin-Meilen weitergeht

"Topbonus"-Insolvenz

Wie es mit den Air-Berlin-Meilen weitergeht

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    Nach Air Berlin ist nun auch das Vielflieger-Programm Topbonus pleite. Was das für die Kunden bedeutet.
    Nach Air Berlin ist nun auch das Vielflieger-Programm Topbonus pleite. Was das für die Kunden bedeutet. Foto: Kevin Kurek, dpa (Symbolbild)

    Nur wenige Monate nach der Insolvenz von Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin gibt auch das Vielflieger-Programm Topbonus seine Pleite bekannt. Im Sommer des vergangenen Jahres konnten Kunden noch fleißig neue Meilen sammeln oder bestehende Meilen in Kooperation mit anderen Airlines, wie Etihad, Condor oder Germania einlösen. Seit dem 1. April ist das Meilenguthaben von teilnehmenden Kunden nun allerdings endgültig gelöscht.

    Insolvenz von "Topbonus": Was ist passiert?

    Kunden wurden am Dienstag per E-Mail informiert, dass ihr Meilenkonto bei Topbonus aufgrund des Insolvenzverfahrens auf Null gesetzt werden musste. Betroffen sind alle teilnehmenden Kunden, die ihre gesammelten Meilen bisher nicht genutzt hatten. Bestehende Prämienmeilen können nicht länger genutzt werden und gehen in die Insolvenzmasse ein.

    Welche Ansprüche haben Kunden jetzt?

    Im Rahmen der Insolvenzverordnung, müssen teilnehmende Kunden jetzt als gleichwertige Gläubiger behandelt werden. Bis zum 24. April besteht für betroffene Verbraucher nun die Möglichkeit, ihre Forderungen auf der Webseite des Insolvenzverwalters anzumelden, sagt Sebastian Glaser, Pressesprecher der Insolvenzverwaltung von Air Berlin. (Meilen können hier als Insolvenzforderung online angemeldet werden.)

    Wie schätzen Verbraucherschützer die Lage ein?

    Laut Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg stehen die Chancen für den Kunden allerdings eher schlecht. Prinzipiell sehe das Insolvenzrecht vor, dass nichts verloren gehe und alle Gläubiger gleich behandelt werden müssten. Die Realität sehe aber oftmals anders aus, sagt der Experte für Verbraucherrecht.

    Die Chronologie von Air Berlin

    1978: Gründung als Chartergesellschaft durch den Ex-Pan-Am-Piloten Kim Lundgren. Erstflug am 28. April 1979 von Berlin-Tegel nach Mallorca. Die Flotte umfasst zwei Maschinen.

    1991: Im April kauft der LTU-Manager Joachim Hunold die Mehrheit der Anteile. Es gibt kurz darauf 15 Flüge pro Tag.

    1998: Mit dem Mallorca Shuttle Einstieg ins Linienfluggeschäft

    2004: Einstieg bei der Fluggesellschaft Niki des früheren Rennfahrers Niki Lauda

    2006: Börsengang und Kauf der Fluggesellschaft dba

    2007: Kauf des Ferienfliegers LTU, damit auch Interkontinentalflüge

    2008: Air Berlin rutscht in die roten Zahlen, ein erstes Sparprogramm folgt. Die Übernahme des Ferienfliegers Condor scheitert.

    2011: Hunold wirft das Handtuch, Hartmut Mehdorn übernimmt. Ein weiteres Sparprogramm kommt. 18 der 170 Maschinen werden verkauft.

    2012: Die arabische Staatsairline Etihad erhöht ihren Anteil von knapp 3 auf 29,2 Prozent und stützt die Fluglinie mit Millionen. Ein neues Sparprogramm beginnt.

    2013: Wolfgang Prock-Schauer wird Vorstandschef und verschärft das Sparprogramm. Jeder zehnte Arbeitsplatz fällt weg, die Flotte schrumpft auf 142 Maschinen.

    2015: Im Februar löst Stefan Pichler den glücklosen Prock-Schauer ab. Air Berlin macht 447 Millionen Euro Verlust - so viel wie nie.

    2016: Nach einem juristischen Tauziehen kann Air Berlin den größten Teil der wichtigen Gemeinschaftsflüge mit Etihad weiter anbieten. Die Zahlen bessern sich nicht. Gespräche mit Lufthansa über einen Verkauf von Geschäftsteilen beginnen. Mit einem tiefgreifenden Umbau und der Streichung von bis zu 1200 Arbeitsplätzen will Air Berlin seine Krise überwinden. 

    2017: Air Berlin bekommt einen neuen Chef. Der Lufthansa-Manager und früheren Germanwings-Chef Thomas Winkelmann wird Vorstandschef. Air Berlin führt ihren Flugbetrieb in zwei getrennten Geschäftsfeldern weiter: Langstreckenflüge und Städteverbindungen in Europa werden zusammengefasst, Urlaubsflüge unter der Marke Niki geführt. Lufthansa erklärt sich bereit, Air Berlin zu übernehmen, wenn der Großaktionär Etihad zuvor die Schulden übernähme.

    15. August 2017: Air Berlin meldet Insolvenz an. Zuvor hatte Etihad seine finanzielle Unterstützung eingestellt.

    27. Oktober 2017: Der letzte Flieger von Air Berlin landet in Berlin.

    "Meilensammler müssen sich hinter größeren Gläubigern anstellen". Erst wenn alle größeren Forderungen erfüllt und noch Geld übrig sei, könnten Kunden von Topbonus nach einer Quote bedient werden. Große Summen sollten betroffene Verbraucher dabei allerdings nicht erwarten. Stattdessen müsse man mit einem winzigen Bruchteil rechnen, warnt Buttler. 

    Pleite von "Topbonus": Ein letzter Hoffnungsschimmer

    Es könnte allerdings durchaus der Fall sein, dass andere Firmen die Meilen für sich entdecken, sagt Buttler. Auf freiwilliger Basis hätten Unternehmen wie "Media Markt" und "Sixt" Bonus-Sammler bereits mit zahlreichen Aktionen und Angeboten für ihre Meilen überrascht. Ob es erneut eine solche Marketing-Aktion geben werde, bleibe abzuwarten. Einen Neustart oder eine Rettung des Programms durch eine andere Airline schließt der Experte aus. "Für die Konkurrenz macht eine Übernahme des Vielflieger-Programms schlichtweg keinen Sinn", sagt er. (mit AZ)

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